Da mußt Du schon Paul Brodie fragen, warum er das so macht.
Fakt ist, daß reines Messing je nach Fahrradtyp von der Festigkeit her grenzwertig sein kann bei fillets. Da gibt es bei modernen MTBs recht häßliche Abrisse am Steuerrohr bei langen Gabeln.
Funktionieren tut viel, früher wurden teilweise Rahmen auch erst WIG geschweißt und dann mit Messing überfillert.
Ich mache das teilweise auch, aber mit Silberlot. Ich mache ja viel rostfreien Stahl, da scheidet Messing sowieso aus, aber ich halte Silber da eben von den Temperaturen her für die richtige Wahl. Es ist natürlich teurer.
Ich habe schon einige Reparaturen an fremden Sachen durch, die mit Messing gefillert waren. Inklusive eines Gabelschaftes, der schon angerissen war. Aufgefallen ist das nur bei mir, weil der Schaft verlängert werden sollte.
Das ist interessant und ich fand es schon in mehreren Demo-Videos erstaunlich, wie lange und gelassen manche Leute mit Messing auf ihren Rahmen rumgrillen, während andere behaupten, dass eine möglichst kurze Arbeitszeit pro Verbindungsstelle viel entscheidender sei, als die Höhe der Temperatur.
Das passt ja auch zu den Erkenntnissen vom Schweißen; Reynolds hatte dafür mal eine Übersicht aus Versuchsreihen zum Festigkeitsabfall in der Nähe der Verbindungsstelle, gestaffelt nach Verbindungsverfahren und -material. Schweißen kam da mit Abstand am besten weg, aber die Unterschiede zwischen Messing- und Silberlot waren geringer, als ich dachte.
Letztendlich scheint vieles irgendwie zu halten und das auch oft sehr lange.
Interessanter fände ich mal, welcher Verzug bei den unterschiedlichen Vorgehensweisen so entsteht, denn bei mir wird regelmäßig schon ein überlanges Steuerrohr für "Rahmen über 60" an den Enden leicht oval und insgesamt minimal bananenförmig, wenn beide Hauptrohre mit mittelgroßen Fillets aus 30%igem Silberlot drangebrutzelt sind - manchmal mit Neusilber drunter, manchmal nicht.
Da fällt die Vorstellung schwer, dass z.B. ein Tretlagergehäuse mit zwei Durchgängen für richtig große Messingfillets komplett in allen Richtungen dort bleibt, wo es sein soll.
Gibt es da fiese Tricks? Vorheizen des kompletten Abschnitts vielleicht? Oder am Steuerrohr auch mal die Vorderseite heißmachen?
Was ähnliches geht mit beim Fillern über Schweißverbindungen durch den Kopf: Verzieht sich da nicht alles, weil keins der Rohre mehr irgendwohin ausweichen kann?
Und hätte, aus dem gleichen Grund, beim reinen Löten vielleicht eine durchgesteckte Rohrverbindung Vorteile gegenüber einer stumpfen? Also Ober- und Unterrohr in ihrer Flucht durchs Steuerrohr gelocht und mit ein paar Zehnteln Überstand reingesteckt?
Fragen über Fragen...
Ach ja, mein einziger geschweißter Rahmen musste mal ein neues Oberrohr bekommen. Das hat jetzt Fillets, aber alle sonstigen Verbindungsstellen mit den originalen Schweißnähten habe ich einfach hübsch verspachtelt. Kommt optisch aufs Gleiche raus und ging auch sehr viel schneller...