AW: Rund um`s DIAMANT - Technik-Touren-Typen. - Teil 2
Interessant, dass es in den 70ern immer noch die Umlenkbleche für Kettchen gab.
Zum Thema Beschichtung: die Material"schwächung" durch Wasserstoffversprödung ist sehr interessant und auch wichtig zu wissen. Wer kennt sich denn man mit sowas richtig aus? Wie wird ein Rahmen normal vernickelt und dann verchromt? Kommt durch diese Vernickelung schon Wasserstoff in den Stahl? Wird bei sachgemäß vernickeltem (oder verkupfertem) Rahmen immer noch Wasserstoff beim Verchromen eindiffundiert? Wie verhält sich das in Wirklichkeit? Wie muss man sich die chemischen Vorgänge vorstellen? Würde mich mal ehrlich interessieren, viele andere bestimmt auch, wir wollen ja nix kaputt machen.
Hallo,
meine Informationen habe ich von Gesprächen mit zwei Werkzeugmachern, einem Galvaniseur und einem Rahmenbauer, dazu aus verschiedenen Quelle aus dem Internet.
Die Wasserstoffeinlagerung ist ein generelles Problem, das nur durch die Vermeidung einer wiederholten Beschichtung (hier besonders bei gehärteten Stählen) und Beachtung einer Maximaltemperatur eingedämmt werden kann, die allerdings den Prozess verlangsamt und damit verteuert. Wie es aussieht, kann es schon beim Vernickeln zu Wasserstoffeinlagerung kommen (da einer Hartverchromung von Metallen eine Vernickelung vorausgeht, bestünde das Problem ja sonst überhaupt nicht.)
Hinzufügen sollte ich noch, daß es durchaus möglich ist, bereits eingelagerten Wasserstoff durch Erwärmen wieder aus dem Stahl zu entfernen, bereits eingetretene Versprödungsrisse lassen sich dabei natürlich nicht wieder beseitigen. Einige Rohrhersteller auferlegen ihren Kunden, Rahmen nicht zu verchromen, da sie sonst für die Festigkeit nicht garantieren können, genauso lehnen viele Galvaniken mittlerweile das Beschichten von Fahrradteilen aufgrund schlechter Erfahrungen ab.
Vor dem Verchromen sollte man einfach nur gründlich überlegen:
Die wievielte Verchromung würde es sein? Die erste, eher unproblematische Verchromung, oder eine zweite, bei die Schwächung der Festigkeit aus der ersten hinzugerechnet werden müßte?
Handelt es sich um ein massives Teil oder ein dünnwandiges?
Handelt es sich um weichen Stahl, der eher wenig Wasserstoff einlagert oder um gehärteten, der wesentlich stärker versprödet, wie etwa Federn von Sattelgestellen?
Wie sicherheitsrelevant ist das Teil? Für eine Lampenglasfassung würde ich jederzeit grünes Licht geben.
Wieviel Materialwegnahme durch Schleifen ist erforderlich (wie tief sind etwaige Rostkrater?) und wie würde das Teil danach aussehen? Kann ich mir das teure Kupfern als Alternative zum Beschleifen bis auf die Böden der Rostkrater leisten?
Was mir vor einihen Monaten widerfuhr: meine Tante in England hatte mich angerufen, ihr wäre auf einem Flohmarkt ein sehr alter, rostiger Lenker in die Hände gefallen und hätte ihn für wenige Pfund für mich gekauft. Beim nächsten Besuch präsentierte sie mir das gute Stück, ein etwa 1930er Lauterwasser-Lenker, im Neuzustand, denn einer der Mitarbeiter, mit dem sie eine sehr kleine Dorfzeitung herausgibt, hatte einen Bruder und der wiederum arbeitet in einer Galvanik...
Übrigens: hast Du schon einmal mit einer Rahmenrichtlehre gearbeitet? Ich erinnere mich, Du hättest davon geschrieben. Ich habe hier einige Gabel-Sorgenkinder und bei einer ist tückischerweise nur eine Gabelscheide ein wenig nach hinten gebogen, so daß mein übliches Verfahren in der Buchbinderpresse, den geraden gabelteil hier eingespannt und dann gegen den Hinterbau stemmen, hier leider nicht fruchten würde, zumal dies jeweils auch nicht sehr gut für den Steuersatz ist. Von Parktool gibt es diese:
http://www.parktool.com/product/frame-and-fork-straightener-FFS-2
Wie funktioniert es? Eine dicke Frau zur Beschwerung auf das Rad setzen, Schnellspanner oder Radmutter lösen und dann loslegen? Ein
Montageständer würde hier doch gewiß der Hebelkraft nachgeben.