Während ich meine letzten Diamant-Fundstücke ja eher im unberührten Fundzustand belassen habe, wurde dann Ende letzten Jahres auch endlich mal eines meiner Langzeitprojekte vollendet:
Ein
Modell 35 707 von 1961, dessen Rahmen ich schon 2012 gekauft hatte und dann lange die passenden Teile zusammengesucht habe.
Herausgekommen ist eine Maschine, die man so seinerzeit garantiert nicht von Diamant kaufen konnte, sondern sich mit guten Beziehungen hätte zusammenstecken müssen. Der Grund für diese etwas übertriebene Ausstattung war die Tatsache, dass der Rahmen mit der nachträglich vollchromten und hochglanzpolierten Gabel schon in den 60ern "getuned" wurde, dann allerdings mit einigen Spezialteilen als Sportrad aufgebaut wurde.
Hätte ich heute wahrscheinlich so gelassen, aber 2012 sollte es natürlich die ultimative Glitzerkiste werden, also alles dran, was so an NOS-Teilen bereits in den Kisten lag:
Trinkflasche plus vernickelter Halter, Alda-Umwerfer, Optima-Schalthebel, Diamant-Steuersatzteile und eine Speichenschutzscheibe des Leipziger Herstellers "Theilig".
Passend dazu mussten natürlich andere Teile gefunden werden:
Einen neuwertigen
Sattel mit dem nur zwei Jahre verwendeten Schildchen bekam ich schon im Jahr drauf und auch für die Naben mit passender Baujahresprägung fand sich bald ein passendes Spenderrad. Neuwertige 167er-Lenker und Doppelbolzenbremshebel waren damals auch noch zu bekommen, aber bei den Grünert-Vorbauten tat sich ein echtes Problem auf:
Für die Kombination
Flaschenhalter und Mittelzugbremse sollte es ein 100er sein, damit es nicht gequetscht aussieht, aber nach dem Kauf von drei oder vier Exemplaren musste ich feststellen, dass die 100mm Vorbauten werkseitig vielfach schiefgebohrt wurden, sodass der Lenker in der Frontansicht sichtbar schief stehen würde. Hätte man mit leben müssen (DDR-"Qualität" eben ...), wenn ich nicht irgendwann ein völlig verbrauchtes Exemplar mit gerader Bohrung bekommen hätte. Also hieß es weiter den Markt leerkaufen, um den einen guten in Sachen Zustand und Winkel zu finden.
Ähnlich lief es mit den doch recht seltenen Alda-Mittelzugbremsen: drei Spenderräder waren nötig, bis aus deren Einzelteilen zwei vollständige
Bremsen zusammengesetzt werden konnten, wie sie vermutlich 1961/62 als Zubehörteile erhältlich waren.
Das Renak 5-fach-Schaltwerk hing auch mehrere Jahre nur halbfertig am Rad bis ich nach reichlich Wühlen in meiner Schaltwerkskiste alle Teile beisammen hatte, die nach dem Befreien von Öl und Dreck tatsächlich noch gut genug aussahen.
Bei der Endmontage dann die Erkenntnis, dass originale Rennketten aus den 60ern keine "IFA"-Logos auf den Laschen hatten, sondern das kleine KEBA-"K" im Kreis. Meine ganzen NOS-Ketten konnte ich damit vergessen und wollte stattdessen eine möglichst wenig gelängte, gebrauchte verwenden. Das ging natürlich nur mit zahlreichen Petroleum-, Ethanol- und Isopropanol-Bädern, um den alten Siff herauszubekommen.
Demnächst bekommt das Rad wahrscheinlich noch einen Satz neuer Kowalit "Course de la Paix"
Reifen aus den 70ern, die ich natürlich erst gefunden habe, nachdem ich letzten Sonntag die Fotos gemacht hatte.
Damit aber genug zur Entstehungsgeschichte und endlich ein Schnappschuss von dem Gefährt mit dem Hinweis, dass es die Detailbilder bei flickr gibt:
https://www.flickr.com/photos/46002115@N05/albums/72157714119966726
Naja, zum Schluss vielleicht noch zwei NOS-Teile, die in der Liste oben fehlten:
Grünert Abziehbilder aus den 60ern aus der dann bereits teilverstaatlichten Saalfelder Druckerei "August Jüttner", die meines Wissens die meisten der DDR-Abziehbilder produzierte.
Ich bekam die alten Abzieher von jemanden, der schon probiert hatte, ein anderes Set auf ein Paar
Felgen zu bringen und festgestellt hatte, dass sie dabei in tausend Teile zersplittern.
Also habe ich meine Schriftzüge mit Tiefgrund vorbehandelt, der hauchdünn aufgetragen, eine unsichtbare Schutzschicht auf bröseligen Dekoren bildet. Bis jetzt hatte ich das nur an bereits verklebten Rahmen- und
Felgen-Dekoren verwendet, aber auch auf den unbenutzten Abziehern funktionierte die Methode so gut, dass sich die Schriftzüge nahezu verlustfrei vom Trägerpapier lösten und sich auch nach fast 60 Jahren noch auf die
Felgen kleben ließen: