Nachdem dieses Modell 67 nun lange genug in den Kleinanzeigen auf Abholung in Leipzig gewartet hatte und die letzte Preisanpassung es endgültig in die Kategorie "Schnäppchen" brachte, bin ich doch weich geworden und habe es gekauft.
Wohlwissend um die Baustellen- und Stausituation auf der A9 entstand der kühne Plan, das Rad auf eigener Achse nach Jena zu überführen. Also vormittags zur Bahn geflitzt und in etwa anderthalb Stunden nach Gohlis gefahren. Die Verkäuferin war von meinem Plan nicht wirklich begeistert, weil man das Rad doch erstmal überholen müsse, um sicher damit fahren zu können. Dabei hatte das schonmal jemand in den 90ern gemacht, sodass es maximal die Standschäden seitdem zu beheben galt
Die
Reifen hielten schonmal die Luft, also die ersten Meter gefahren und schnell entschieden, dass ich doch noch am Baumarkt vorbei muss. Die Kette war trocken und auch das Ritzel so verharzt, dass es den Leerlauf verweigerte; ein 5-fach-Fixie quasi
Auf dem Parkplatz beim Bieber also ein bisschen mit Öl rumgekleckert, die maximale Sattelhöhe ausgelotet (Stütze war gekürzt
) und die hintere Bremse mit einer ordentlichen Pfuschlösung "entschliffen":
Danach ein verspätetes Mittagessen und dann über Jahnallee und Lützner Straße in Richtung Grünau und Lausen. Vorbei am Kulkwitzer See auf den Elster-Saale-Radweg mit seinen nicht enden wollenden Geraden; ehemalige Bahntrasse halt
Dort ein kurzer Zwischenstopp für eine Bestandsaufnahme:
Sattelklemmung vorn und hinten offene Muffe
Originale Ausfallenden
Aerodynamischer Gabelkopf mit Diamant-Prägung
Steuerkopfschild fehlt
Weiter ging es Richtung Weißenfels gegen den immer stärker werdenden Westwind. Zwischendurch nochmal ein Reparaturstopp, weil sich das langsam notwendig werdende große Ritzel hinten nicht schalten ließ.
Bei der Überquerung der A9 am Kreuz Rippachtal wusste ich dann wieder, wo ich war und freute mich auf's Hinabrollen ins Saaletal.
Die Fahrt den Saale-Radweg hinauf Richtung Naumburg verlief ohne besondere Vorkommnisse, nur der Sitzkomfort auf dem alten Möve-
Sattel schwand zusehens. Kurz vor Naumburg hatte ich mich dann noch von der Bahn-App verwirren lassen, die es wohl nicht für nötig hält, Sondertickets wie das Hopper-Ticket anzubieten oder wenigstens als Option anzuzeigen
Also noch ein paar Kilometer bis zum Bahnhof in Bad Kösen drangehängt, von dem ich wusste, dass er im 50km-Radius liegt. Damit waren dann laut BRouter 73km geschafft, was ich ok fand als Halbtagestour auf einem unbekannten
Sattel
Daheim angekommen, habe ich dann erstmal die Rahmenhöhe gemessen und Überraschung: es sind nicht die in der Anzeige angegebenen 55cm, sondern für mich grundsätzlich passende 58cm M-OK. Das heißt, ich "muss" den Rahmen wohl behalten und irgendwas drausmachen.
Er hat übrigens eine Rahmennummer ganz knapp unter 1 Mio und ist damit ein 1937er Baujahr. Er ist also noch aus dem dünnwandigerem Rohr (0,6mm) der ersten Generation gebaut, sodass ich schon jetzt auf das Wiegen nach der Zerlegung gespannt bin.
Was ich draus mache, weiß ich noch gar nicht genau. Auf keinen Fall wird es jedoch eine "originalgetreue" Restaurierung; von denen gibt es genug Exemplare und Versuche.
Angesichts der Lackierung als Inspiration fände ich eigentlich einen Mitt-90er-Restomod mit
Shimano DA 7410 Komponenten ganz reizvoll. Mal gucken, ob sich das machen lässt.