So. Und jetzt alle. Meine Neuerwebung: Geometrie zu 90% 35715. Das (Zoll)Steuerrohr ist 5mm länger als üblich. Ausfaller 715, Kettenstreben und alle anderen Maße auch. Brems-und Kettensteg wirken eher improvisiert. Keine Nummer, unten ist ne 812 eingeschlagen. Ich hab keiiine Ahnung, was ich hier vor mir hab..
Sehr cooler Fund.
Habe lange in meinem Gedächtnis und Fotoarchiv kramen müssen, bis mir wieder einfiel, wo ich sowas schonmal gesehen habe und was ich mir damals dazu gedacht hatte.
Es war 2015 als mir jemand Fotos eines Diamant Rennrades schickte, das ein Kunde in seiner Werkstatt zum Wiederaufbau als Alltagsrad abgegeben hatte.
Ich lade die Bilder mal hier hoch und hoffe, dass derjenige damit einverstanden ist, da man sonst nichts zu dem Modell finden wird.
Leider habe ich von dem Rad nie wieder etwas gehört, aber vielleicht erkennt es ja jemand wieder und weiß, was draus geworden ist.
Das Rad war quasi komplett, ...
... hatte 715er Ausfaller hinten
... und vorn.
Es hatte auch die einfachen Sitzstrebenabschlüsse und die Zugführung auf dem Oberrohr, ...
... den gleichen Bremssteg mit dem mittig eingesetzten "Würfel", ...
... einen zölligen Gipiemme Stahlsteuersatz, ...
... angelötete ISO-Schaltsockel, ...
... glatt ausgeformte Kettenstreben, ...
... und nur eine dreistellige Rahmennummer unterm Tretlager, die zwei Zähler höher war als die deines Rahmens.
Die Ausstattung war schon sehr nah am frühen Serien-715er:
Gipiemme-Vorbau (hatte mein 1989er Mod. 35 715 auch)
Gipiemme-Steuersatz
Rasant 700 Bremshebel
Rasant 700
Bremsen
ARIUS Gran Carrera Special
Sattel (habe ich schon häufiger in DDR Vereinsbeständen gesehen) mit Kloben und 24er Stahlkerze
Gipiemme Kurbelset
Gipiemme Umwerfer (mit Schelle, GPM gemarkt)
Tectoron Schaltwerk
Simplex Schalthebel
DDR Bahnradpedale
Laufräder mit Renak-Naben und Campagnolo Lambda Strada
Felgen
Das Renak-Ritzel hinten war 4-fach, sah aber "abgebissen" aus, war also vermutlich eines, das ursprünglich auf 6-fach verlängert war.
Meine Vermutung war damals, dass das eines jener Räder sein könnte, zu denen in Werner Aidns Diamant-Buch (Seite 176) folgendes steht:
Über dunkle Kanäle gelangten die Rohrsätze und Gipiemme-Komponenten in die Hände erfahrerer Spezialisten einer kleinen Werkstätte in Wüstenbrand, einem Vorort von Chemnitz.
[...]
Erkenntlich waren jene Rubin-Vorgänger daran, dass man bei ihnen meist vergeblich nach einer [Diamant(?)]-Rahmennummer suchte.
Ich erinnere mich, dass ich damals versucht hatte, die Quelle dieser Information und eventuell noch lebende Zeitzeugen aus dieser kleinen Spezialtruppe zu finden. Leider war ich damit seinerzeit nicht weitergekommen, aber eigentlich müsste man den Faden jetzt nochmal aufnehmen, weil ich ja neue Unterlagen zum Rubin habe und sich vielleicht Schnittmengen mit den Recherchen der verschiedenen Textima-Sammler ergeben, die leider unabhängig voneinander der Organisationsstruktur der damaligen Spezialabteilungen erforschen.
Ich hätte übrigens noch eine gute Rubin-Gabel mit 182mm Schaftlänge und einen Steuerkopfaufkleber des Exportdekors liegen, falls du dein Rad nach dem roten aufbauen willst