Natürlich muss man da auch drauf schauen. Eine gute Studie formuliert aber auch nicht die Frage "ist Zucker gut?", sondern eben schon in Fragestellung wird ein spezifischer Aspekt untersucht. Das kann dann auch eine Risikobewertung unter bestimmten Aspekten (!) sein. Studien, die das nicht präzisieren kann man eigentlich von Grund auf vergessen.
In einen Interessenkonflikt bin ich da schon selbst geraten. Ein Medikament wurde mit Hilfe transparenter Organismen auf dessen Wirksamkeit untersucht. Meine Aufgabe waren die Automatisierung der Datenaufnahme und -Analyse mittels Videoauswertung und dann eben die Statistik dahinter.
Nun stellte sich heraus, dass der Organismus gegenteilig reagierte zu der angegebenen Wirkung bei Menschen. Die Übertragbarkeit ist hier eh generell in Frage zu Stellen, das bleibt aber den Biochemikern zu klären, nicht mir.
Gesponsert war das Paper vom Hersteller der Medikamente, der mich direkt bezahlte (Computational Science über private GmbH).
Schritt eins des Herstellers war, meine (verifizierte) Auswertung als Ursache des unerwarteten Ergebnisses festzumachen. Mit sehr großem Aufwand wurde eine der Analysen vollständig händisch nachgestellt mit gleichem (nun, sehr ähnlichem, innerhalb der Messgenauigkeit abweichendem) Ergebnis.
Darauf hin hat der Hersteller schlicht die Veröffentlichung verhindert. Wir haben mit der Uni dann eine etwas allgemeinere Version mit der Substanzgruppe statt des Medikaments selbst veröffentlicht und damit jeglicher zukünftiger Zusammenarbeit im Prinzip eine Absage erteilt. Das tut uns nicht weh, der Arbeitsgruppe aber schon und war eine umkämpfte Entscheidung.
Mein Wunsch wäre gewesen, das entweder weitergehend zu untersuchen oder zumindest das ganze im Zusammenhang speziell mit den genutzten Organismen stehen zu lassen. Einflussnahme, auch durch Selektion bei der Fragestellung und Veröffentlichung gibt es durchaus. Ein gut dokumentiertes Paper ist trotzdem etwas wert, wenn man dessen Inhalt im richtigen Kontext betrachtet.
Dass
Abus eine Helmstudie unterstützt heisst nicht, dass diese falsch ist. Letztendlich kann man sogar auch einfach so selbstbewusst sein als Hersteller, dass man eine echte Lösung für ein echtes Problem hat, sodass unbeeinflusste Forschung zu unterstützen sinnvoll sein kann.
Die Frage ist auch immer, was hat
Abus eigentlich gemacht. Wenn die 5 kostenlose Helms geschickt haben, ist das noch keine große Einflussnahme. Wenn sie Personalkosten tragen, oder eben als relevanter Drittmittelgeber auftreten sollten eine ganz andere. Guter Stil als Forschender ist es, den Einfluss kurz darzustellen.
Im Prinzip ist das Hinterfragen und Kontextualisieren von Papern DIE Grundlage wissenschaftlichen Arbeitens. Leider scheitern viele gesellschaftsrelevante Studien schon an der zu allgemeinen Fragestellung, später an der Reproduzierbarkeit, der Falsifizierbarkeit und meist auch an der statistischen Signifikanz um streng wissenschaftlichen Maßstäben zu folgen. Deswegen sollte man sie meiner Meinung nach aber nicht verwerfen sondern mit als einen Diskussionspunkt in den Diskurs aufnehmen.