Ich kann zwar verstehen, dass Du emotional reagierst und es ist auch nicht so, dass alle anderen von diesem tragischen Unfall emotional nicht betroffen wären (es soll sogar Akademiker mit Kindern geben). Die Frage nach Sinn und Unsinn von Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit muss aber sachlich diskutiert werden, nicht emotional, sonst endet das in blindem Aktionismus. Das gibt einem zwar dann das gute Gefühl "etwas getan" zu haben, nützt aber nichts und schadet im schlechteren Fall sogar noch, dient am Ende also nur der Beruhigung des eigenen Gewissens. Wenn man sich auf den apodiktischen Standpunkt stellt "es kann nicht sein, dass eine junge Frau bei einem Rennen stirbt, weil das furchtbar ist und ich es nicht aushalte", dann ist die einzig mögliche Konsequenz keine Rennen mehr für junge Frauen. Das hielte ich wiederum für einen inakzeptablen Eingriff in deren Freiheit. Nüchtern betrachtet muss die Frage lauten: Hätte man das vorhersehen müssen oder zumindest können? Und wenn man das zumindest gekonnt hätte, schlöße sich die Frage an, ob und wie das zu verhindern gewesen wäre, gerne unterteilt in a) Sturz und b) schnellere Entdeckung des Unfalls und Lokalisierung des Opfers.
Und hier liegst Du einfach falsch. Es wurde doch rauf und runter erklärt, warum ein Sportlicher Leiter diesen Überblick gar nicht permanent haben kann. Und anvertraut werden die Fahrer auch niemandem, weder dem Sportlichen Leiter noch dem Verband noch dem Rennveranstalter; niemand von all denen ist dafür verantwortlich, dass sie ohne Sturz und wohlbehütet über die Ziellinie fahren und nach der Dusche wieder den Eltern übergeben werden. Das sind keine Kinder, die man für ein paar Stunden einer Nanny übergibt. Wenn sich Deine 17, 18 oder 19 Jahre alte Tochter morgens auf ein Rad setzt, sei es für ein Rennen, eine Trainingsfahrt oder einfach um zur Schule zu radeln, dann kann Dir niemand dafür garantieren, dass Du sie gesund wiedersiehst. Ob das so eintritt, liegt zuerst und am meisten bei ihr selbst, im Training und auch sonst im öffentlichen Straßenverkehr natürlich auch noch an anderen Verkehrsteilnehmern. Eine pauschale Verantwortung dafür gibt es nicht; das ist der eine Irrtum. Der andere besteht im Glauben, dass man menschliches Versagen generell durch technische Lösungen verhindern könnte. Klammerbemerkung: Ob hier überhaupt menschliches Versagen vorlag, wird die Untersuchung zeigen. Es scheint mir aber wahrscheinlich, dass menschliches Versagen auf Seiten der Fahrerin zum Sturz geführt hat. Selbstverständlich kann man Technik zur Milderung von Unfallfolgen einsetzen, was in gewissem Rahmen auch gemacht wird. Da aber auch Technik von Menschen entwickelt und bedient wird, ist menschliches Versagen weiterhin möglich.
Auch Sicherheitsgurte, Airbags, Knautschzonen sowie Integralhelme und weitere Spezialausrüstung für Motorräder "genügen" ab einem gewissen Tempo und Unfallverlauf nicht mehr, d.h. sie schützen nicht vor schweren oder tödlichen Verletzungen. Natürlich kann man technisch immer weitere (kleine) Verbesserungen erreichen, aber der limitierende Faktor ist der Mensch. Ab einer bestimmten Beschleunigung reißen große Gefäße ab. Beim Fahrradhelm kommt noch hinzu, dass er selbstverständlich nicht zu groß und zu schwer werden darf, sonst steigt das Risiko für ein Trauma der Halswirbelsäule, und dass er natürlich eine gute Belüftung braucht. Integralhelme fallen damit weg. Helme sind eine sinnvolle Sache und bringen m.E. viel. Es wäre aber absurd, von diesen umfassenden Schutz zu erwarten, das ist einfach nicht möglich. Entsprechend sollte man auch nicht so fahren, als ob dies der Fall wäre.
Verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Warum Kompromisslösung? Warum nur für Rennräder?
Ich glaube kaum, dass Veranstalter nicht gerne schwere oder gar tödliche Unfälle vermeiden würden, denn das ist für sie mehr als unangenehm. Ich behaupte sogar, dass die meisten Veranstalter das für sie Machbare bzgl. Sicherheit auch machen.