Moin allerseits,
Dass Kettenwachsen viele Vorteile hat, hat sich in Deutschland schon herumgesprochen.
Was mich mittlerweile wundert, dass im Netz fast immer nur von Optimize die Rede ist. Ich habe mich von zwei Youtube-Kanälen auch beeinflussen lassen, es zu kaufen und habe bzgl. Laufruhe der heiß gewachsten Kette auch einen guten Eindruck. Auch fand ich es sehr positiv, bei einer Reifenpanne neulich erstmalig keine schwarzen Hände zu haben.
Zum Nachwachsen nach Regenfahrten hatte ich auch eine Flasche Flüssigwachs mitbestellt. Erste Tests an einem kurzen Kettenstück haben mich jedoch nicht überzeugt. Das Optimize -Wachs steht wie ein Wassertropfen auf der Kette. Ich kann mir nicht gut vorstellen, dass das gut eindringt.
Es sollte ja klar sein, dass es für eine Längung der Kette weniger wichtig ist, dass sie außen geschmiert wird, sondern die am extremsten belastete Stelle ist ja die Reibfläche zwischen dem Bolzen und der Hülse der Kette innen. Neben einer guten Schmierfähigkeit muss ein Kettenschmiermittel unbedingt auch gut an diese inneren Stellen heran kommen. Eine Rückfrage bei Optimize hat meine ablehnende Haltung auch nicht ändern können. Obwohl die Homepage kundenfreundlich zum Dialog auffordert, bekam ich dann irgendwann Sonntags abends z.t. genervte Antworten, ich solle einfach mal zigtausend Kilometer fahren und würde feststellen, dass es funktioniert. Glaub einfach meinen Werbeversprechen.
Habe mir dann weitere Videos angeschaut und komme zur Erkenntnis, dass es eine super professionell gemachte Homepage gibt und die Produkte sind auch schön verpackt, aber letztlich ist eine wohl eine Garagenfirma am Rande von Solingen. Garagen sind ja nicht grundsätzlich etwas negatives, auch Bill Gates hat mit Microsoft so begonnen, aber so ein Produkt wie Kettenwachs braucht auch eine gewisse Forschung.
Es gibt aus USA die Produkte von Silka und Molten, die in Australien von Zero Friction Cycling als gut getestet wurden. Die Tests von Adam haben sicher nicht den Anspruch eines deutschen Forschungsinstitutes, aber mir scheinen seine Testreihen geeignet, reale Beanspruchungen nachzubilden.
https://zerofrictioncycling.com.au/
Das dort gut bewertete Silka Super Secret (SSS) habe ich dann bestellt. Es kostet in Deutschland das gleiche wie Optimize, die Flasche hat aber 20 % mehr Inhalt, in den USA direkt bestellt ist es deutlich günstiger, es kommen je nach Bestellumfang aber höhrere Versandkosten hinzu..
Der erste Eindruck: Es hat weniger Oberflächenspannung und dringt deutlich williger in die Kette ein. Setzt man je einen Tropfen Optimize und SSS nebeneinander auf eine Platte, läuft das SSS auch stärker auseinander, es zeigt auch dabei weniger Oberflächenspannung. Nach einer Nacht Durchtrocknen ist der besagte Optimize-Tropfen hart wie eine Kerze, der SSS-Tropfen lässt sich mit dem Finger verreiben. Ich stelle mir vor, dass sich SSS bei der Bewegung der Kette auch wieder besser in der Kette verteilt und nicht so leicht abplatzt, im Gegenzug könnte die Schmutz-Anhaftung stärker sein.
Ich wollte dann aber auch wissen, ob die Produkte innen am Bolzen ankommen. Das selbst zu testen ist schwierig, weil bei der engen Passung schabt man das Wachs beim Auspressen eines Bolzens oder der Demonote eines Quicklinks ja mehr oder weniger ab.
Daher habe ich eine 2 mm Schraube mit Mutter verwendet und damit ein Kettenstück geschlossen. Die Mutter nach Gefühl angedreht, so dass sich das Gelenk noch genau so leicht dreht wie ein normales, aber auch nicht mehr Spiel hat. Leider kam bei beiden Produkten in dem Gewinde der Schraube nichts an, wenn ich ich das Wachs beidseitig auf die Kette geträufelt und diese 10 mal auf- und ab bewegt habe, um das Drehen der Kurbel beim Schmieren zu simulieren.
In einem Dialog mit Adam Kerin von Zero Friction wurde klar, wo mein Fehler liegt: Ich wusste bislang nicht, dass die „Hülse“ zwischen den Kettenlaschen bei einer Kette für Kettenschaltung gar nicht existiert, sondern die Laschen haben eine Fortsatz nach innen und dort gibt es unter der Rolle dann in Kettenmitte einen Spalt, über den Schmiermittel eindringen kann. Ich habe mein ganzes Leben Ketten falsch geschmiert und immer versucht, auf den Spalt zwischen den Laschen zu träufeln, um Schmiermittel nach innen zu befördern. Alle Freunde, die ich gefragt habe, wussten es auch nicht besser. ;-)
Im englischsprachigen Youtube wird die Anwendung von Flüssigwachs so erklärt: Man stellt die Schaltung vorne und hinten auf das größte Zahnrad, dreht die Kette bei aufgebockten Rad rückwärts und träufelt auf die Stelle kurz vor der Kassette, wo die Kette am stärksten verkröpft wird.
Adam hat mir erklärt, das habe den Sinn, weil der oben genannte Spalt dort durch die Kröpfung am stärksten aufklafft und durch das Drehen der Kette würde das Wachs nach innen gepumpt.
Ich habe dann meinen Versuch nochmals wiederholt und die Kette statt auf und ab zu bewegen, ca 20 mal von links nach rechts gebogen, um den verschränkten Kettenlauf zu simulieren. In der Tat konnte ich am nächsten Morgen im Gewinde der Schraube bei SSS durchaus Wachs finden. Die paar Krümel bei Verwendung vom Optimize Flüssigwachs führe ich eher darauf zurück, dass ich beim Herausziehen der Schraube ein wenig aus dem Spalt zwischen den Laschen „abgekratzt“ habe.
Mir ist völlig klar, dass mein primitiver Test keinem wissenschaftlichen Anspruch standhält, aber die Ergebnisse passen zum Eindruck von den eingesetzten Mitteln. Wie erwartet hat das Heißwachs in einem weiteren Versuch eine vollflächige Schicht im Inneren der Hülsenhälften hinterlassen, bei Verwendung von Silka Super Secret war etwas Wachs an der Schraube, bei Optimize eher keiner.
Fazit: Ich werde beim Heißwachsen bleiben. Die Anwendung finde ich jetzt gar nicht so schlimm, das Reinigen einer eingeölten, sandigen Kette und vor allem der Kassette ist aufwändig und viel schmutziger als das Auswaschen und Auskochen der Kette.
Das Optimize-Flüssigwachs werde ich entsorgen und als Ergänzung zum Heißwachs unterwegs Silka Super Secret verwenden.
Ich räume ein, dass ich mit meinem primitiven Test Optimize vielleicht nicht gerecht werde, und es doch nicht so schlecht ist, aber warum soll man mehr Geld zahlen für ein Produkt, dem man nicht vertraut. Ich bin einfach misstrauisch, wenn ein Produkt so einseitig von angeblich unabhängigen Youtubern beworben wird. Aber letztlich ist das in meinen Augen einfach nur Influenzing und ich hab deswegen Kanäle auch schon de-abonniert.
Natürlich nutzen die Amis auch das Web intensiv zur Werbung, aber insgesamt finde ich die Tipps und technischen Diskussionen im englischsprachigen Web interessanter und fundierter.
Gruss Frank
Dass Kettenwachsen viele Vorteile hat, hat sich in Deutschland schon herumgesprochen.
Was mich mittlerweile wundert, dass im Netz fast immer nur von Optimize die Rede ist. Ich habe mich von zwei Youtube-Kanälen auch beeinflussen lassen, es zu kaufen und habe bzgl. Laufruhe der heiß gewachsten Kette auch einen guten Eindruck. Auch fand ich es sehr positiv, bei einer Reifenpanne neulich erstmalig keine schwarzen Hände zu haben.
Zum Nachwachsen nach Regenfahrten hatte ich auch eine Flasche Flüssigwachs mitbestellt. Erste Tests an einem kurzen Kettenstück haben mich jedoch nicht überzeugt. Das Optimize -Wachs steht wie ein Wassertropfen auf der Kette. Ich kann mir nicht gut vorstellen, dass das gut eindringt.
Es sollte ja klar sein, dass es für eine Längung der Kette weniger wichtig ist, dass sie außen geschmiert wird, sondern die am extremsten belastete Stelle ist ja die Reibfläche zwischen dem Bolzen und der Hülse der Kette innen. Neben einer guten Schmierfähigkeit muss ein Kettenschmiermittel unbedingt auch gut an diese inneren Stellen heran kommen. Eine Rückfrage bei Optimize hat meine ablehnende Haltung auch nicht ändern können. Obwohl die Homepage kundenfreundlich zum Dialog auffordert, bekam ich dann irgendwann Sonntags abends z.t. genervte Antworten, ich solle einfach mal zigtausend Kilometer fahren und würde feststellen, dass es funktioniert. Glaub einfach meinen Werbeversprechen.
Habe mir dann weitere Videos angeschaut und komme zur Erkenntnis, dass es eine super professionell gemachte Homepage gibt und die Produkte sind auch schön verpackt, aber letztlich ist eine wohl eine Garagenfirma am Rande von Solingen. Garagen sind ja nicht grundsätzlich etwas negatives, auch Bill Gates hat mit Microsoft so begonnen, aber so ein Produkt wie Kettenwachs braucht auch eine gewisse Forschung.
Es gibt aus USA die Produkte von Silka und Molten, die in Australien von Zero Friction Cycling als gut getestet wurden. Die Tests von Adam haben sicher nicht den Anspruch eines deutschen Forschungsinstitutes, aber mir scheinen seine Testreihen geeignet, reale Beanspruchungen nachzubilden.
https://zerofrictioncycling.com.au/
Das dort gut bewertete Silka Super Secret (SSS) habe ich dann bestellt. Es kostet in Deutschland das gleiche wie Optimize, die Flasche hat aber 20 % mehr Inhalt, in den USA direkt bestellt ist es deutlich günstiger, es kommen je nach Bestellumfang aber höhrere Versandkosten hinzu..
Der erste Eindruck: Es hat weniger Oberflächenspannung und dringt deutlich williger in die Kette ein. Setzt man je einen Tropfen Optimize und SSS nebeneinander auf eine Platte, läuft das SSS auch stärker auseinander, es zeigt auch dabei weniger Oberflächenspannung. Nach einer Nacht Durchtrocknen ist der besagte Optimize-Tropfen hart wie eine Kerze, der SSS-Tropfen lässt sich mit dem Finger verreiben. Ich stelle mir vor, dass sich SSS bei der Bewegung der Kette auch wieder besser in der Kette verteilt und nicht so leicht abplatzt, im Gegenzug könnte die Schmutz-Anhaftung stärker sein.
Ich wollte dann aber auch wissen, ob die Produkte innen am Bolzen ankommen. Das selbst zu testen ist schwierig, weil bei der engen Passung schabt man das Wachs beim Auspressen eines Bolzens oder der Demonote eines Quicklinks ja mehr oder weniger ab.
Daher habe ich eine 2 mm Schraube mit Mutter verwendet und damit ein Kettenstück geschlossen. Die Mutter nach Gefühl angedreht, so dass sich das Gelenk noch genau so leicht dreht wie ein normales, aber auch nicht mehr Spiel hat. Leider kam bei beiden Produkten in dem Gewinde der Schraube nichts an, wenn ich ich das Wachs beidseitig auf die Kette geträufelt und diese 10 mal auf- und ab bewegt habe, um das Drehen der Kurbel beim Schmieren zu simulieren.
In einem Dialog mit Adam Kerin von Zero Friction wurde klar, wo mein Fehler liegt: Ich wusste bislang nicht, dass die „Hülse“ zwischen den Kettenlaschen bei einer Kette für Kettenschaltung gar nicht existiert, sondern die Laschen haben eine Fortsatz nach innen und dort gibt es unter der Rolle dann in Kettenmitte einen Spalt, über den Schmiermittel eindringen kann. Ich habe mein ganzes Leben Ketten falsch geschmiert und immer versucht, auf den Spalt zwischen den Laschen zu träufeln, um Schmiermittel nach innen zu befördern. Alle Freunde, die ich gefragt habe, wussten es auch nicht besser. ;-)
Im englischsprachigen Youtube wird die Anwendung von Flüssigwachs so erklärt: Man stellt die Schaltung vorne und hinten auf das größte Zahnrad, dreht die Kette bei aufgebockten Rad rückwärts und träufelt auf die Stelle kurz vor der Kassette, wo die Kette am stärksten verkröpft wird.
Adam hat mir erklärt, das habe den Sinn, weil der oben genannte Spalt dort durch die Kröpfung am stärksten aufklafft und durch das Drehen der Kette würde das Wachs nach innen gepumpt.
Ich habe dann meinen Versuch nochmals wiederholt und die Kette statt auf und ab zu bewegen, ca 20 mal von links nach rechts gebogen, um den verschränkten Kettenlauf zu simulieren. In der Tat konnte ich am nächsten Morgen im Gewinde der Schraube bei SSS durchaus Wachs finden. Die paar Krümel bei Verwendung vom Optimize Flüssigwachs führe ich eher darauf zurück, dass ich beim Herausziehen der Schraube ein wenig aus dem Spalt zwischen den Laschen „abgekratzt“ habe.
Mir ist völlig klar, dass mein primitiver Test keinem wissenschaftlichen Anspruch standhält, aber die Ergebnisse passen zum Eindruck von den eingesetzten Mitteln. Wie erwartet hat das Heißwachs in einem weiteren Versuch eine vollflächige Schicht im Inneren der Hülsenhälften hinterlassen, bei Verwendung von Silka Super Secret war etwas Wachs an der Schraube, bei Optimize eher keiner.
Fazit: Ich werde beim Heißwachsen bleiben. Die Anwendung finde ich jetzt gar nicht so schlimm, das Reinigen einer eingeölten, sandigen Kette und vor allem der Kassette ist aufwändig und viel schmutziger als das Auswaschen und Auskochen der Kette.
Das Optimize-Flüssigwachs werde ich entsorgen und als Ergänzung zum Heißwachs unterwegs Silka Super Secret verwenden.
Ich räume ein, dass ich mit meinem primitiven Test Optimize vielleicht nicht gerecht werde, und es doch nicht so schlecht ist, aber warum soll man mehr Geld zahlen für ein Produkt, dem man nicht vertraut. Ich bin einfach misstrauisch, wenn ein Produkt so einseitig von angeblich unabhängigen Youtubern beworben wird. Aber letztlich ist das in meinen Augen einfach nur Influenzing und ich hab deswegen Kanäle auch schon de-abonniert.
Natürlich nutzen die Amis auch das Web intensiv zur Werbung, aber insgesamt finde ich die Tipps und technischen Diskussionen im englischsprachigen Web interessanter und fundierter.
Gruss Frank
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