Hoge Veluwe
20.08.2017
Sonntag und früh aufstehen? Aber ja, zumindest wenn ich die Aussicht auf eine RTF über niederländisches Gebiet hatte. So quälte ich mich im Dunkeln, quasi mitten in der Nacht, aus dem Bett. Das Rad und die Klamotten hatte ich schon am Samstag bereit gemacht. Kurz nach 6 Uhr saß ich dann im Auto Richtung Bocholt. Ich hatte mich für mein Koga Miyata Traveller entschieden. Das Peugeot brauchte einen neuen Steuersatz, der
Sattel des Bianchi war mir für lange Strecken zu unbequem und das Meral hatte nur noch eine Übersetzung für die Stadt und gemütliche Touren.
In Bocholt traf ich dann auch direkt auf Harald und seine Familie. Wir beschlossen zusammen los zu fahren. So machte ich mich auf zur Anmeldung. Danach noch ein bisschen quatschen und nach 7:30 Uhr ging es dann zu viert los. Harald, seine Tochter Jenny, Rolf und ich. Unterwegs sammelten wir noch einen fünften Mitfahrer ein. Die Straßen waren noch etwas nass, aber von oben war es trocken. Mit ca. 13 Grad war es für den Sommer anfangs sehr kühl. Schnell ging es raus aus der Stadt.
Die ersten 30 km waren absolut flach. Immer mehr bahnte sich die Sonne ihren Weg. Das Tempo war von Anfang an relativ flott. Wir strebten einen 25er Schnitt an, aber der dürfte am Anfang deutlich höher gewesen sein. Im Flachen merkte ich das Gewicht des Kogas nicht ganz so, aber ackern musste ich trotzdem.
Nach nur 14 km fuhren wir über die Grenze in die Niederlande. Genau genommen waren wir auf einmal einfach im Nachbarland. Eine Grenze war gar nicht auszumachen. Landschaftlich änderte sich zunächst nichts. Felder, Wälder, ab und zu ein Dorf. Dafür sahen die Straßen und Radwege anders aus.
Und natürlich die obligatorischen Windmühlen, entweder als Ruine oder sogar noch in Betrieb. Das Korn auf den Feldern schien bald erntereif. Der Herbst nahte so langsam.
Dann erwartete uns die erste Steigung der Tour. Hinter Zeddam ging es den Beekseweg hoch. Nur ein kleiner Vorgeschmack auf das was noch kommen sollte. Vor Loerbeek kam dann nach 34 km die erste Kontrolle. Außer ein paar Bananen und Keksen gab es keine Verpflegung. Ziemlich karg, wenn man anderes gewohnt war. Mir reichte eine halbe Banane und zwei Kekse. Die Trinkflasche füllte ich auch mal sicherheitshalber auf.
Dann ging es weiter. An der Streckenteilung zur 112er Strecke verabschiedete sich Jenny dann. Sie fühlte sich doch nicht so richtig fit und fuhr nur die 112er RTF. Zu viert ging es dann weiter.
Nun wurde es wieder flach und wir fuhren durch Loil. Hinter Angerlo ging es dann über die Oude Ijssel. Wir fuhren am Rand von Doesburg und dann über die Ijssel.
Hinter De Steeg erreichten wir dann den Nationalpark Hoge Veluwe. Den kannte ich bereits von einem 300 km Brevet durch die Niederlande. Damals brach allerdings bereits die Dämmerung an als wir das Gebiet erreichten. Hier war dann Schluss mit lustig und ich durfte mich richtige Steigungen hochquälen. Das Koga wurde gefühlt immer schwerer, meine Beine auch. Dafür wurde die Plackerei mit einem tollen Blick auf die schon blühende Heidelandschaft belohnt. Hier war auf einem Touristenparkplatz auch die zweite Kontrolle nach 62 km. Es gab nur noch ein paar Bananen und ich wich lieber auf mein Energiegel aus, welches ich zum Glück mit hatte. Dafür bekamen wir einen Gutschein für die Fähre, die wir noch brauchen würden.
Kurz nach der Kontrolle gab es dann noch einmal einen Aussichtspunkt. Hier wollte mein Koga endlich auch mal abgelichtet werden. Natürlich tat ich ihm den Gefallen.
Nun ging es immer wieder hoch und runter. Ich konnte den Anschluss an die Gruppe nicht mehr halten. Aber netterweise wurde immer oben auf mich gewartet.
Bergab musste man etwas aufpassen da es in den Waldgebieten teilweise noch feucht war.
Nach 83 km waren wir aus dem Nationalpark raus und es wurde wieder absolut flach. Dafür kämpften wir teilweise mit dem Gegenwind.
In Brummen gab es dann einen besonderen Autohändler für historische Autos. Schon erstaunlich was da so alles auf dem Vorhof stand. Für eine genauere Inaugenscheinnahme hatte wir allerdings keine Zeit.
Dafür erreichten wir nach 91 km die Fähre auf der Ijssel. Da die Fähre gerade erst auf der anderen Seite war, hatten wir eine kleine Verschnaufpause. Auf dem Fluss waren einige Motorboote unterwegs.
Relativ schnell hatte die Fähre den schmalen Fluss überquert.
Wir machten es uns auf der Fähre gemütlich. Zeit für ein kleines Erinnerungsfoto.
Mittlerweile war es bereits wieder sehr bewölkt als wir durch Bronkhorst fuhren.
Ein Stück hinter Steenderen erwartete uns dann nach ca. 100 km die 3. Kontrolle. Hier fragte ich gar nicht erst nach Verpflegung und füllte nur die Wasserflasche auf. Ich war froh noch genug Gel und einen Notfallriegel zu haben. Nichts wäre jetzt schlimmer als ein Hungerast. Dafür gab es gegenüber der Kontrolle ein nettes Häuschen am Waldrand "te koop". Mir fehlte nur das nötige "Kleingeld".
Zwei Drittel der Strecke hatten wir bereits hinter uns als es weiter ging. Aber der Wind ärgerte uns immer wieder mit stärkeren Böen.
Und dann kam doch noch ein Wolkenbruch. Wir konnten uns gerade noch unter das Dach einer Tankstelle flüchten, verloren dabei aber Rolf aus den Augen, der weiter fuhr. Nach 5 Minuten war das Schlimmste vorbei und wir fuhren über nasse Straßen.
Zeitweise waren Harald und ich alleine. Das Tempo der Anderen war einfach zu hoch. Und dabei lagen wir doch noch gut in der Zeit.
Dann kam nach 120 km eine Schrecksekunde. In einer Rechtskurve war der Fahrer einer schnelleren Gruppe gestürzt. Wir sicherten die Unfallstelle ab und Harald kümmerte sich um den Verletzten. Er war ziemlich benommen und konnte die Hände nicht bewegen. Wir setzten ihn auf eine Bank, Harald wickelte ihn in eine Rettungsdecke und ich gab ihm etwas Wasser zu trinken. Ein holländisches Paar hielt mit dem Auto an und verständigte einen Krankenwagen. Nachdem wir uns vergewissert hatten das sich um ihn gekümmert wurde, fuhren wir weiter. Nur 3 Minuten später kam uns schon der Krankenwagen entgegen. In der Kurve war es teilweise noch etwas feucht. Möglicherweise wurde dem Fahrer das zum Verhängnis. Das machte schon betroffen. Harald und ich kannten schlimme Stürze ja auch aus eigener Erfahrung.
In Terborg sah ich dann einen Handel besonderer Art. Das schien eher etwas für Leute mit sehr großem Garten zu sein. Auf den letzten Kilometern durch Holland dann noch einmal die typische Windmühle. Nach 130 km dann die letzte Kontrolle hinter Silvelde. Hier gab es nicht einmal mehr Bananen. Das fanden nicht alle gut, was wiederum die Helfer an der Kontrolle nicht gut fanden. Na ja. Nicht jeder hat genug Verpflegung selber mit. Bei den meisten RTF war das ja auch nicht nötig.
Die letzten Kilometer führten dann wieder über deutschen Boden, wo wir nach knapp 154 km wieder in Bocholt ankamen. Hier war anscheinend auch längst der Kuchen ausgegangen. Man hatte wohl nur für wenige Teilnehmer geplant, falls das Wetter schlecht würde. Angeblich waren es über 1000 Teilnehmer. Eine genaue Zahl konnte man mir aber trotz Scan&Bike nicht nennen. Die Strecke war wunderschön, die Planung bei vielen Teilnehmer jedenfalls nicht ausreichend. Schade, so wurde das ansonsten gute Bild dieser RTF etwas getrübt. Man wollte nichts übrig behalten. Ich verpflegte mich dann woanders auf dem Rückweg nach Hause.
Was mir auch noch auffiel. Etliche niederländische Autofahrer fuhren auf engen Straßen ohne Radweg sehr rücksichtslos uns gegenüber. Es gab mehrere Beinahezusammenstöße wo wir gerade noch ausweichen konnten.
Dann noch die Daten. Wir fuhren knapp 154 km mit 650 Höhenmeter und einem Schnitt von über 25 km/h. Das war mit dem Koga (15 kg ohne Lenkertasche und Trinkflaschen) schon Schwerstarbeit. Entsprechend platt war ich anschließend. Zu Hause schlief ich dann auf dem Sofa ein.