Besuch bei den Nachbarn
07.04.2018
Was macht man an einem schönen Frühlingssamstag? Klar, man fährt mal rüber zu den Nachbarn. So startete ich um 8 Uhr bei noch etwas kühlen Temperaturen aber Sonne, in Münster zu einem 200 km Brevet rüber in die Niederlande. Münster gehört als Startort nicht mehr zu ARA, der deutschen Dachorganisation der Brevetveranstalter, aber Ben machte auf eigene Faust weiter und für mich gab es keinen Grund nicht mehr in Münster zu starten.
Über 50 Starter/innen fanden sich in Münster-Gievenbeck ein.
Ich war in der zweiten Gruppe die ein ordentliches Tempo vorlegte. Nach wenigen Kilometern verlor ich die Gruppe an einer roten Ampel und fuhr alleine weiter.
Viel war Morgens noch nicht los. Die gleiche Strecke fuhr ich bereits letztes Jahr. Es ging nach Westen und ich merkte das ich überwiegend Rückenwind hatte. Das bedeutete für die Rückfahrt also Gegenwind. Ich nutzte den Rückenwind um Tempo zu machen und kam so schnell auf einen Schnitt von 27 km/h, den ich lange hielt.
Die Strecke hatte insgesamt nur um die 1000 Höhenmeter, war also weitestgehend flach. Ich wusste aber vom Vorjahr das bei Nottuln eine längere Steigung auf mich wartete. Die kam mir aber bei dem Brevet letztes Jahr irgendwie steiler vor.
Die meisten Steigungen waren relativ sanft, so das ich kaum Tempo verlor.
Die Temperaturen stiegen in den zweistelligen Bereich und so konnte ich mich schon mal der ersten Kleidungsschicht entledigen. In einem Bogen fuhr ich um Coesfeld herum und dann durch Gescher durch. Nach 55 km erreichte ich Südlohn. Es war noch früh am Vormittag.
Hinter Oeding erreichte ich dann nach 70 km bereits die Niederländische Grenze.
Nach einem Blick auf den Tacho war mir klar das es sich nicht lohnte die Geschwindigkeitsbegrenzungen zu merken, so langsam wie ich war. Ich war jetzt mal wieder in den Niederlanden. Juchhu.
Nach 77 km erreichte ich Winterswijk. Hier brauchte ich einen Stempel als Nachweis das ich dort war. Es war kurz nach 11 Uhr als ich einen Radladen mit Liegebikes fand. Der Besitzer war gerade am telefonieren und so schaute ich mir die verschiedenen Konzepte an. Dreiräder, aber auch Liegeräder mit zwei Rädern gab es mit und ohne E-Motor. Ein Dreirad ohne Motor war ich bereits einmal Probe gefahren und fand es eine interessante Erfahrung. Dann hatte der Besitzer des Ladens Zeit und ich bekam meinen Stempel. Weiter ging es, nun nach Norden.
Immer wieder begeisterten mich die hübschen niederländischen Häuser.
Man merkte das die Niederländer gerne nett wohnten.
Aber auch etwas Kopfsteinpflaster wurde außerhalb von Winterswijk geboten. Aber das war natürlich harmlos gegenüber dem der Frühjahrsklassiker. Durch Rekken erreichte ich schließlich Haaksbergen, die Stadt der zweiten freien Kontrolle. Hier holte ich mir wie im letzten Jahr meinen Stempel in einem Handwerkermarkt. Es dauerte nur ein bisschen bis der Stempel gefunden wurde. Aber ich hatte Zeit. Es war erst 12:30 Uhr und ich hatte schon 106 km gefahren. Es waren also nur noch ca. 100 km. Dafür hatte ich seit ein paar Kilometern Gegenwind. Aber damit hatte ich ja gerechnet.
Kaum aus Haaksbergen raus, stieß ich auf ein Motocrossrennen. Die knatterten mit ihren Maschinen ordentlich über die Piste. Ich fuhr lieber auf Asphalt weiter.
Bei km 110 fand ich ein schönes sonniges Picknickplätzchen. Es wurde Zeit für eine erste richtige Pause und meine mitgebrachten Stullen. Bisher hatte ich noch gar nichts seit dem Frühstück gegessen. So machte ich eine viertel Stunde Pause und genoss die Sonne und meine leckeren Bütterkes. Dann ging es frisch gestärkt weiter. Keine hundert Kilometer mehr ins Ziel.
Dafür kämpfte ich auf den langen weitestgehend baumlosen Ebenen tapfer gegen den Wind. Bis kurz vor Haaksbergen hatte ich noch einen 27er Schnitt. Jetzt ging der langsam runter. Aber ich lag gut in der Zeit und hatte mir schon 17:30 Uhr als Zielzeit ausgerechnet. Eine Kontrolle kam vorher noch. Es ging wieder über die Grenze nach Deutschland und ich erreichte Alstätte.
In dem ländlichen Gebiet gab es immer wieder schöne alte Bauernhöfe. Weiter fuhr ich durch Heek. Schöppingen passierte ich nördlich. Am südlichen Rand von Borghorst führte mich die Strecke nach Nordwalde.
Irgendwo in einem der kleinen Orte die ich passierte sah ich dann ein wahrscheinlich privates Museum. Leider hatte ich keine Zeit es mir genauer anzusehen, aber von außen sah es schon sehr vielversprechend aus. Ich hab ja ein Faible für alte Technik, wie man auch an meinen Rädern sieht.
Auch die Dörfer auf der deutschen Seite waren teilweise sehr schmuck. Nach knapp 180 km erreichte ich Greven. Hier galt es wieder einen Stempel zu holen. Da jetzt schon Nachmittags 16 Uhr war, hatten viele Läden bereits zu. Als ich merkte das am Ortsausgang keine Tankstelle kam, kehrte ich ein Stück um und fand einen offenen Supermarkt mit Bäckerei. Hier bekam ich kalte Getränke und einen Stempel. Nur noch ca. 26 km und knapp anderthalb Stunden Zeit. Das sah ganz gut aus.
Da ich jetzt wieder direkt Richtung Süden fuhr, war der Gegenwind auch nicht mehr ganz so schlimm. So konnte ich meinen Schnitt auf den letzten Kilometern noch halten. Die Strecke durch die Rieselfelder vor Münster fand ich besonders schön. Jetzt war es mit über 20 Grad auch warm, und ich fuhr bereits seit einiger Zeit kurzärmlig.
17:25 Uhr kam ich nach 206 km mit einem Schnitt von 24,5 km/h ins Ziel. Ich war zufrieden. Dann erfuhr ich von dem Anschlag in Münsters Innenstadt. Keiner wusste bisher genaues, nur das Jemand in der Fußgängerzone in Münster in eine Menschenmenge gerast war und mehrere Menschen starben. Ich hatte davon während der Fahrt nichts mitbekommen. Auf dem Nachhauseweg mit dem Auto sah ich dann Polizei mit Maschinenpistolen an einigen Kreuzungen stehen. Das erinnerte mich fatal an die 70er und 80er Jahre, wo es Terroranschläge der RAF gab. Erst später erfuhr ich das Münster wohl die Tat eines psychisch Kranken war. Am Ergebnis das Menschen tot oder verletzt waren, änderte das aber nichts. So ein Wahnsinn, was Menschen anrichten.