Platt übers Land
08.04.2018
So könnte man meinen Zustand am Anfang der RTF vom RSF Bochum beschreiben. Kurz nach 8 Uhr kam ich dort an. Der Brevet vom Vortag mit seinen 206 km steckte mir noch in den Knochen. Viel Schlaf hatte ich auch nicht. Müsste unbedingt mal an einer schnelleren Regeneration arbeiten. So beschloss ich nur die 85 km Strecke zu fahren. Zunächst traf ich Matthias, der von Dortmund aus mit dem Rad kam und nur die ganz kurze Strecke fuhr, da er ab Mittags noch arbeiten musste. Dann saß da noch Dieter rum. Wir hatten uns seit letztem Jahr nicht mehr gesehen und kamen ins quatschen. Wir beschlossen bis zur Streckenteilung zusammen zu fahren. Dieter wollte die 115 km Route unter die Räder nehmen.
Es war etwas bewölkter als am Samstag, aber es blieb trocken und die Sonne ließ sich öfters blicken. Die Temperaturen stiegen von 12 Grad am Morgen auf bis über 20 Grad am Mittag.
Zunächst meldete ich mich aber bei Ralf an, der nicht fahren durfte, sondern für seinen Verein an der Anmeldung saß. Dann ging es los. Von Bochum-Gerthe ging es nach Norden.
Dann erreichten wir Castrop.
Hier stach der Förderturm der Zeche Erin ins Auge. Weiter ging es nach Castrop-Rauxel und Habinghorst. Obwohl ich immer noch müde und meine Muskeln etwas schwerfällig waren, ging es flott voran. Die Strecke war bislang flach, ohne große Höhenmeter. Aber ich wusste natürlich das da noch was kam, auch wenn die Strecke gegenüber den Vorjahren verändert worden war. Die 72er Strecke war auf 85 km verlängert worden. Von Becklem fuhren wir nach Horneburg. nun kam eine längere Steigung, die wir relativ flott fuhren.
Kurz hinter Rapen kam dann nach 22 km die erste Kontrolle. Dieter stärkte sich und ich machte mich bereit zur Weiterfahrt. Bei kürzeren Strecken verpflegte ich mich nicht mehr zwischendurch. Mein Wasservorrat reichte auch noch aus.
Weiter ging es Richtung Ahsen. Wir überquerten den Wesel-Datteln-Kanal und die Lippe. Kurz vor Olfen bogen wir dann wieder nach Norden ab.
Hier war wirklich plattes Land. Ich hatte mich mittlerweile warm gefahren und die Muskeln gehorchten auch wieder.
Wir fuhren langsam in einem Bogen nach Westen. Dieter kurbelte auf dem ungewohnten Rennrad tapfer vor sich hin. Er fährt sonst überwiegend Crosser mit einer anderen Übersetzung. Ich fuhr wieder mal mit meinem Mücke. Das hatte ich noch vom Vortag im Kofferraum und war einfach zu faul die Räder umzuladen. Eigentlich wollte ich mit dem Rickert fahren.
Dann erreichten wir die Borkenberge. Hier lag ein ehemaliger Truppenübungsplatz. Jetzt staubten Quads mit dröhnenden Motoren über die Piste.
Leider sind nur wenige Wege begehbar, bzw. fahrbar. Aber die Heidelandschaft war schon schön. Dieser Streckenteil war neu und gehörte bisher nicht zu der RTF. Mich begeisterte die Landschaft. Ich mag halt gerne viel Landschaft. Doch wir mussten weiter.
In Sythen war dann nach 50 km die Streckenteilung. Unsere Wege trennten sich und ich bog links ab und war wieder alleine unterwegs. Die 115 km Strecke hätte ich sicher auch noch geschafft, aber ich hatte mich irgendwie auf die 85er Strecke mental vorbereitet und wollte dann auch mal ins Ziel.
So ging es durch Haltern, vorbei am Stausee und dann auf schönen Strade Bianche. Nach 66 km erreichte ich hinter Sinsen die nächste Kontrolle. Hier ließ ich auch nur stempeln und fuhr dann relativ schnell weiter. Einige Steigungen hatte ich bereits hinter mir. Aber die waren relativ flott zu fahren. Das Profil der Strecke konnte man als leicht wellig bezeichnen.
Steigungen die mir vor ein paar Jahren noch den Angstschweiß auf die Stirn trieben, fuhren sich jetzt relativ harmlos. Meine Bergtauglichkeit stieg anscheinend an. So machte das dann auch Spaß. Die Strecke führte zwischen Recklinghausen und Oer-Erkenschwick durch. Nächster Ort war Suderwich. Natürlich kam auf den letzten Kilometern noch mal eine richtig lange Steigung. Und dann kamen wir hinter Holthausen zu einem Friedhof. Hier stieg ein schmaler schlecht asphaltierter Pfad sehr steil an. Ich sah ungläubige Gesichter. Da wollte uns Jemand ärgern. Manche hätten sich wohl gerne nebenan auf dem schattigen Friedhof ausgeruht. Einige stiegen nach kurzer Zeit vom Rad. Es war schon steil. Sagte ich wohl schon. Auch wenn ich als Bergziege sicher meinen Beruf verfehlt hätte, kurbelte ich mich stoisch mit 8 bis 10 km/h die Steigung hoch. Und am Rande des Friedhofs, wenn man dachte es wäre geschafft, wurde der Blick über Wiesen zum weiter ansteigenden Weg in der Ferne gelenkt. Hier kämpfte wirklich jeder für sich. Auch wenn es komisch klingt, ich genoss die Steigung, auch wenn die Muskeln teilweise Protest anmeldeten. Herausforderungen kurz vor Schluss waren genau mein Ding. Früher rollte ich am Liebsten locker ins Ziel. Das hatte sich geändert.
Hinter den Hügeln führte uns die Strecke wieder nach Gerthe rein. Nach 85 km kam ich mit einem Schnitt von 24,5 km/h ins Ziel. Ich meldete mich bei Ralf ab und äußerte meine Begeisterung über die Streckenänderungen. Anderen war teilweise die Strecke zu bergig, die Straßen zu schlecht, oder die Kontrollen zu weit auseinander. Irgendwas war halt immer. Ich war da von Brevets ganz anderes gewöhnt. Das härtete ab.
Nun gab es zur Belohnung doch noch etwas zu essen. Vegane Zwiebelmettbrötchen und ein alkoholfreies Radler ließ ich mir, in der Sonne sitzend schmecken. Jede Menge Unterhaltungen gab es auch. Jörg hatte ich schon in Waltrop getroffen und der war auch wieder da. Eine ganze Weile leistete ich auch Ralf Gesellschaft, der sicher auch nur zu gerne selber gefahren wäre. Irgendwann traf dann auch Dieter von seiner 115er Runde ein. Bochum war, wie eigentlich immer, eine RTF die ich gerne fuhr. Die neue Strecke brachte noch ein bisschen mehr Pepp. Die alte Strecke war ich ja auch bereits einige Male gefahren. Das Wetter war auch gut und warm. Ich bekam meinen ersten leichten Sonnenbrand des Jahres. Ein rundum gelungener Tag auf dem Rad und für mich, mit dem Brevet am Samstag, ein tolles Wochenende mit insgesamt 291 km auf dem Tacho.