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erweitert um Schilder von denen man ein Schleudertrauma vom Kopfschütteln bekommt:Heute geknipst und für die Rubrik: Schilder die es früher nicht gab
[...]
Gestern scheint der Tag der 300-er Brevets gewesen zu sein...
@crispinus, @Quick-Nick, jetzt fehlen noch Berichte von @Sonne_Wolken und von @Ivo ...
Hier ein kurzer Bericht von mir (300-er in Maastricht):
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In Maastricht wird immer erst um 09:00 gestartet.
Also musste man damit rechnen in die Dunkelheit zu kommen.
Es geht von Maastricht durch die (nicht so heftigen) westlichen Ardennen bis Mariembourg und dann zurück.
Vom Start weg übernahmen erstmal Ivo und die einzige Dame im Feld die Führung bis zur Stadtgrenze.
Dann zogen die Jungs von der schnellen Truppe vorbei und ich habe mich - solange es flach war - hinten dran gehängt.
Das ging nicht allzulange, am ersten Berg habe ich die Jungs ziehen lassen.
Dann erstmal allein weiter zur ersten Kontrolle:
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Dort traf ich Paul & Willy (?) aber ich habe es irgendwie verbaselt gemeinsam mit denen zu starten; also zunächst weiter allein an der Ourte entlang...
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... und über hügeliges Land zur 2. Kontrolle in Ciney (nach etwa 95 km).
Wir sind in Belgien... also Pommes!
Hier habe ich dann den Abflug geschafft mit den beiden - mit denen ich dann bis zum Schluss zusammen geblieben bin.
Paul hat etwa mein Alter und war mit dem Liegerad unterwegs...
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... und Willy (?) ist Rentner und war (ohne Navi) mit dem Carbonbomber darauf angewiesen, dass er bei anderen mitfahren konnte.
Hier bei der "Geheimkontrolle":
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Als Gruppe harmonierten wir recht gut, die beiden waren mir im Berg nicht zu schnell, aber ansonsten waren wir zügig unterwegs; Paul auf dem Lieger hat üblicherweise die Pace gemacht, wenn's flach war oder leicht bergab ging.
Viel Windschatten gab's da nicht, aber trotzdem "mehr als nix".
Halbzeit war dann am Lockschuppen in Mariemburg:
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Das Wetter war bombig und die Landschaften herrlich...
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In der Dunkelheit habe ich dann oft die Pace gemacht, weil ich das beste Licht hatte, davon habe ich aber keine Bilders.
Statistik:
Verbrauch ca. 10 Liter auf 300 km...
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Ankunft 22:23 Uhr.
Die Jungs von der schnellen Truppe waren gerade mal 25 Minuten vor uns reingekommen.
Meine (unsere) Herangehensweise uns im Berg nicht kaputt zu fahren und ansonsten zügig ohne in den "roten Bereich" zu gehen hat sich für mich (uns) offensichtlich als richtig erwiesen.
Wahnsinn!!!Bonjour Namur
21./22.04.2018
Am Samstag stand mein 400er Brevet auf dem Programm. Zum dritten Mal startete ich dieses Jahr in Twisteden. Die Strecke klang interessant. Durch die Niederlande sollte es nach Belgien und bis zur Zitadelle von Namur gehen. Das lag in dem wallonischen Teil von Belgien. Also frischte ich mein Schulfranzösisch nach 40 Jahren wieder etwas auf. Start war um 8 Uhr Morgens. Vorher sammelte ich Ralf noch in Gelsenkirchen auf.
Mit dabei war wieder mein ca. 30 Jahre altes Mücke. Das hatte sich schon auf den vier Brevets dieses Jahr bewährt. Es sollte meine erste Strecke über 400 km werden. Erst einmal hatte ich bei einem 24 Stunden Marathon knapp 400 km geschafft. Ich war aber sehr zuversichtlich, da meine Formkurve aufwärts ging. In Twisteden dann jede Menge bekannte Gesichter, darunter auch Peter und Harald. Das Wetter versprach sonnig und warm zu werden. Morgens war es jedoch noch etwas kühl und so fuhr ich lieber erst einmal langarmig los.
Beim Start schaffte ich es dann nicht mehr in die erste Gruppe, in der sich Ralf befand. Dafür fuhr die 2. Gruppe direkt ein flottes Tempo. Schon nach kurzer Zeit hatten wir einen Schnitt von über 30 km/h. Harald war irgendwo hinter mir in der 3. Gruppe.
Südlich passierten wir Venray und hielten uns nun Richtung Venlo. Hinter Maasbree und Baarlo erreichten wir die Maas, der wir nun folgten.
Wir fuhren durch Broek und passierten Roermond.
Mir war klar das ich so ein flottes Tempo nicht ewig durchhalten konnte. Also ließ ich mich nach 30 km zurück fallen. Ab jetzt fuhr ich mein Tempo alleine weiter.
So war es auch leichter ein paar Fotos zu machen und sich auf die Landschaft zu konzentrieren. Ralf hatte ich leider nicht eingeholt. Er war wohl zu schnell, dachte ich.
Überraschend überholte er mich plötzlich. Ich muss ihn wohl irgendwo übersehen haben. Wir fuhren dann zusammen weiter und lieferten uns ein Fotoduell während der Fahrt. Irgendwo kam dann die Grenze zu Belgien. Ich bekam den Grenzübertritt gar nicht so richtig mit.
Landschaftlich war die belgische Maas geprägt von Obstplantagen. Wir kamen gut voran.
Nach knapp 87 km erreichten wir den Marktplatz von Maaseik. Hier war die erste freie Kontrolle. Wir setzten uns in die Sonne und bestellten Pfannkuchen. Den Stempel bekamen wir drinnen an der Bar. Leider dauerte es etwas, bis wir unser Essen hatten und auch bezahlen konnten. Aber wir lagen gut in der Zeit, hatten immer noch einen Schnitt von über 27 km/h. Als wir gerade aufbrachen erreichte auch Harald den Marktplatz.
Hinter Maaseik fuhren wir dann über den ersten RAVeL. Das sind alte Bahntrassen, die nummeriert und als Radwege umgebaut wurden. So erreichten wir in flotter Fahrt As.
Alte Bahnhöfe standen jetzt an den Trassen herum. Hoffte das alle eine neue Nutzung fanden.
Dann überquerten wir den Albert Kanaal, der seit Ende der 30er Jahre Lüttich und Antwerpen verband Dafür wurde es rund um Munsterbilzen ziemlich städtisch. Eine endlos erscheinende Weile folgten wir einer viel befahrene Straße. Zum Glück gab es einen separaten Radweg. Aber der Verkehrslärm und Gestank war trotzdem nervend. Ein Kontrast zu den ruhigen RAVeL. Leider gab es wohl keine Alternative. Streckenplanung erforderte manchmal Kompromisse. Dann erreichten wir Diepenbeek. Weiter ging es nach Wellen. Nächste Station war dann nach 150 km Sint-Truiden. Schnitt immer noch 27 km/h. Allerdings bekam ich Magenschmerzen, die sich langsam aber sicher zu Krämpfen ausweiteten. Ich hatte bei einem kurzen Stop eine eiskalte Cola schnell getrunken. Mir schwante nichts Gutes. Trotzdem kippte ich dann eine weitere Cola hinterher. Gegessen hatte ich seit Maaseik nichts mehr. Getrunken bis auf die Cola auch eher wenig. Ich konnte mich immer schlechter konzentrieren und verlor Ralf bei einigen Verfahrern, die ich zu spät bemerkte aus den Augen. Das Tempo war bei der Hitze einfach zu hoch für mich. Mittlerweile hatten wir locker 26 Grad im Schatten, fuhren aber lange in der prallen Sonne. Ralf fand ich dann meistens an einem Kiosk oder einem Getränkeautomaten wieder.
War es bisher eher flach, so wurde es jetzt hügelig. Trotz Magenkrämpfen kam ich die Steigungen aber noch ganz gut hoch. Hier war die Strecke wieder sehr schön.
In Landen trafen wir dann Peter an einem Kiosk und fuhren gemeinsam weiter. Ich kippte dummerweise noch eine eiskalte Cola auf meine Magenkrämpfe drauf. Normalerweise trank ich gar keine Cola. Aber sie spendete schnell Energie und die brauchte ich bei dem Tempo. Dann verschaltete ich mich vorne und konnte das Schlimmste gerade noch verhindern. Aber jetzt schliff der Umwerfer beim großen Kettenblatt. Alle Versuche das durch nachstellen des Zuges zu beheben scheiterten. Ich konnte vorne also nur noch auf dem 39er Blatt fahren. Das schränkte mein Tempo etwas ein. Ich wusste das der Umwerfer nicht ganz mit meiner Kurbel harmonierte. Es war längst Zeit einen anderen zu besorgen.
Peter spannte sich vorne ein und machte auf dem letzten langen RAVeL vor Namur die Tempoarbeit. Für Ralf und mich war das aber auf Dauer zu schnell. Wir brauchten dringend eine Pause und ließen Peter ziehen. Mir machten meine zunehmenden Krämpfe Sorgen. Die ersten Teilnehmer kamen uns aus Namur schon wieder auf dem Rückweg entgegen. Ca. 25 km der Strecke überschnitten sich. Als wir weiter fuhren merkte ich schnell das ich Ralf auch nicht mehr folgen konnte. Ich versuchte nur noch in Namur anzukommen und verlor Ralf wieder aus den Augen. In Namur war die Trasse dann zu Ende. Aber ich verließ die Trasse an der falschen Stelle und musste wieder ein Stück zurück. Meine Konzentration war auf Sparflamme. Da waren komplizierte Wegführungen nichts für mich.
Doch schließlich sah ich die Zitadelle oben auf dem Berg. Das hob meine Laune schlagartig. Ich überquerte die Sambre und stand direkt im Stau. Da war selbst mit dem Fahrrad kein Durchkommen. Dafür wäre ich beinahe auf der falschen Seite den Berg hoch gefahren. Das hätte mich zwar sogar schneller ans Ziel gebracht, aber um eine der schönsten Passagen des ganzen Brevets gebracht.
Entlang der Sambre erreichte ich die alte Kopfsteinpflasterstraße die in Serpentinen auf den Berg führte. Nach kurzer Zeit sah ich Ralf wieder vor mir, wie er sich die Steigung hochkämpfte. Mir machte diese Strecke Spaß und ich vergaß sogar meine Probleme.
Oben auf einem Plateau gastierte sogar ein Zirkus.
Zum Hotel ging es dann noch ein paar Kurven weiter berghoch. Es lag an der höchsten Stelle. Immer noch standen über 26 km/h im Schnitt auf dem Tacho. Etwas über die Hälfte der Strecke war geschafft. Ich holte mir an der Rezeption einen Stempel und ruhte mich dann auf einer Steinbank in der Sonne aus. Meine Magenkrämpfe wurden so schlimm, das ich nach der Toilette fragte. Zum Glück gab es eine für Gäste. Nach einer längeren Sitzung klangen meine Magenkrämpfe ab, aber ich fühlte mich sehr schlapp. Wir fuhren dann auf der anderen Seite der Festung wieder herunter und erreichten den RAVeL, den wir ein ganzes Stück zurück fuhren. Meinem Magen ging es wieder einigermaßen gut, aber mir fehlte Energie. Also Zeit für eine Pause. Nach insgesamt über 230 km fanden wir einen offenen Imbiss. Es war bereits kurz vor 20 Uhr. Daneben befand sich ein kleiner Supermarkt. Ich besorgte mir noch ein paar Getränke für unterwegs, aber keine Cola. Dazu Salzcracker. Im Imbiss gab es dann Pasta mit Käsesauce und Fanta. So gestärkt machten Ralf und ich uns wieder auf den Weg.
Über die Trasse erreichten wir Huppay. So langsam fing die Dämmerung an und wir fuhren in die Dunkelheit. Leider waren die Trassen oft von Straßen unterbrochen und die Randsteine waren in Belgien nicht so abgesenkt wie z.B. in den Niederlanden oder in Deutschland. Das fuhr sich sehr holprig. Trotz der Pasta kam meine Leistung nicht zurück und ich hatte immer öfters Mühe Ralf zu folgen. Dazu kam das ich im Dunkeln nicht gerne so schnell fuhr. Schließlich erreichten wir Tienen. Als ich Ralf mal wieder ziehen lassen musste, bemerkte ich einen schleichenden Plattfuß vorne. Da kurz zuvor eine Straße mit Beleuchtung war, schob ich zurück. Siehe da, sogar eine Sitzbank war vorhanden. In Ruhe tauschte ich Schlauch und Reifen aus. Hatte keine Lust im Dunkeln nach der Ursache für den Platten zu suchen. Dann kam Ralf zurück. Einige Fahrer die an mir vorbei fuhren, hatten ihm wohl Bescheid gesagt. Nett das er zurück kam, aber ich kam schon klar. Genug Hilfsangebote gab es, aber ich konnte mir eigentlich bisher immer selber helfen. Mein erster Platten in 2018 war der Anlass für eine kurze Pause. So hatte ich mich noch nie über einen Platten gefreut.
Weiter ging es. Ich verlor Ralf jedoch bald wieder aus den Augen. So hatte das keinen Zweck. Unser Tempo passte dieses Mal einfach nicht zusammen. Ich fuhr jetzt mein Tempo und hoffte das Ralf nicht zurück kam. Ich wollte einfach alleine sein. Sonst versuchte ich nur unnötig mitzuhalten. Genug Zeit war ja noch bis ins Ziel. Von meiner Zielzeit zwischen 4 und 5 Uhr hatte ich mich schon längst verabschiedet. Jetzt galt es nur noch gut ins Ziel zu kommen. Ich merkte das ich doch etwas müde war und suchte eine Schlafmöglichkeit. In einem Dorf stand direkt neben dem RAVeL eine kleine Andachtstelle mit Marienfigur. Davor drei Betonsteine. Ich setzte mich auf die Steine und machte die Augen zu. Nach einer Weile wurde ich wach und fuhr weiter. Ich kam durch Halen und Lummen und überquerte wieder den Albert Kanaal. Viel bekam ich im Dunkeln nicht mit. Hinter dem Kanal kam dann Zolder. Von der berühmten Rennstrecke bekam ich aber nichts mit.
Irgendwann in der Nacht erreichte ich dann die Niederlande. Ich merkte es erst an den Nummernschildern. Da die Müdigkeit wieder kam, suchte ich mir eine Sitzbank auf einem Dorfplatz für ein Nickerchen. Ab und zu traf ich einige Mitfahrer, unter anderem Lars, der mit seinem Tandem alleine unterwegs war. Sein Mitfahrer war nicht klar gekommen und schon lange ausgestiegen. Das war schon eine Leistung alleine mit einem Tandem zu fahren. Ich fuhr wieder etliche Kilometer, bevor ich noch mal Rast an einer einladenden Bushaltestelle machte. Es war 4:30 Uhr und ich genehmigte mir noch ein Nickerchen im Wartehäuschen. Um 5:15 Uhr ging es dann weiter.
Ich fuhr in die Dämmerung. Bald würde es wieder hell werden. Ich wusste das ich es schaffen würde. Meine Magenschmerzen waren fast weg, dafür ging mein Wasservorrat zur Neige. Und in den kleinen Dörfern durch die ich kam, war nichts zu bekommen.
Auch in Asten war alles noch im tiefen Schlaf. Nur ein paar betrunkene Radfahrer kamen mir in die Quere. Die brauchten teilweise die ganze Breite der Straße und stürzten ein paar Mal fast. Aber ich kam ohne Haverie vorbei. Im Hellen war ich zumindest wieder etwas schneller geworden.
In Liessel war es dann fast schon wieder hell. Ich hielt kurz für ein letztes Foto an einer alten, gut erhaltenen Windmühle. Nur noch 40 km bis ins Ziel. Kurze Zeit später lud mich eine Sitzbank am Rande einer Weide zu einer letzten kurzen Pause ein. Ein paar Kräcker und der letzte Schluck Wasser war mein Frühstück. Nach dem Überqueren der Maas waren es dann nur noch wenige Kilometer bis ins Ziel in Twisteden. Ca. 20 Minuten nach 8 Uhr Morgens rollte ich auf das Gelände des Sportplatzes. Bis 11 Uhr hätte ich noch Zeit gehabt. 412 Kilometer legte ich aufgrund einiger Verfahrer mit einem Schnitt von 22,3 km/h zurück. Trotz der technischen Probleme und meinen Magenprobleme kam ich gut ins Ziel. Das stimmte mich zuversichtlich für meinen 600er Brevet zwei Wochen später.
Das Highlight war für mich auf jeden Fall die Auffahrt zur Zitadelle in Namur. Auch sonst gab es viele schöne Teilstücke. Die belgischen Straße sind allerdings eher noch schlechter wie die deutschen. Kein Vergleich zu den guten Wegen und Straßen in den Niederlanden. Bis auf das Problem mit dem Umwerfer, an dem ich ja selber Schuld war, brachte mich das Mücke wieder zuverlässig über die Strecke. Ich blieb noch eine Weile in Twistenden und erholte mich bei Tomatensuppe und Pfefferminztee. Auf dem Weg mit dem Auto nach Hause machte ich noch mal Stop in einem Industriegebiet, für ein kleines Nickerchen. Gegen Sonntag Mittag war ich dann zu Hause. Ich legte mich aufs Sofa und schlief vor dem Fernseher ein.
@Sonne_Wolken
Meinen allerhöchsten Respekt für diese Leistung.
Schon beim Mitlesen fangen meine morschen Knochen an zu meckern.
Und das Du es dann noch schaffst uns Deine tollen Bilder mitzubringen.
Einfach klasse.
Bonjour Namur
21./22.04.2018
Am Samstag stand mein 400er Brevet auf dem Programm. Zum dritten Mal startete ich dieses Jahr in Twisteden. Die Strecke klang interessant. Durch die Niederlande sollte es nach Belgien und bis zur Zitadelle von Namur gehen. Das lag in dem wallonischen Teil von Belgien. Also frischte ich mein Schulfranzösisch nach 40 Jahren wieder etwas auf. Start war um 8 Uhr Morgens. Vorher sammelte ich Ralf noch in Gelsenkirchen auf.
Mit dabei war wieder mein ca. 30 Jahre altes Mücke. Das hatte sich schon auf den vier Brevets dieses Jahr bewährt. Es sollte meine erste Strecke über 400 km werden. Erst einmal hatte ich bei einem 24 Stunden Marathon knapp 400 km geschafft. Ich war aber sehr zuversichtlich, da meine Formkurve aufwärts ging. In Twisteden dann jede Menge bekannte Gesichter, darunter auch Peter und Harald. Das Wetter versprach sonnig und warm zu werden. Morgens war es jedoch noch etwas kühl und so fuhr ich lieber erst einmal langarmig los.
Beim Start schaffte ich es dann nicht mehr in die erste Gruppe, in der sich Ralf befand. Dafür fuhr die 2. Gruppe direkt ein flottes Tempo. Schon nach kurzer Zeit hatten wir einen Schnitt von über 30 km/h. Harald war irgendwo hinter mir in der 3. Gruppe.
Südlich passierten wir Venray und hielten uns nun Richtung Venlo. Hinter Maasbree und Baarlo erreichten wir die Maas, der wir nun folgten.
Wir fuhren durch Broek und passierten Roermond.
Mir war klar das ich so ein flottes Tempo nicht ewig durchhalten konnte. Also ließ ich mich nach 30 km zurück fallen. Ab jetzt fuhr ich mein Tempo alleine weiter.
So war es auch leichter ein paar Fotos zu machen und sich auf die Landschaft zu konzentrieren. Ralf hatte ich leider nicht eingeholt. Er war wohl zu schnell, dachte ich.
Überraschend überholte er mich plötzlich. Ich muss ihn wohl irgendwo übersehen haben. Wir fuhren dann zusammen weiter und lieferten uns ein Fotoduell während der Fahrt. Irgendwo kam dann die Grenze zu Belgien. Ich bekam den Grenzübertritt gar nicht so richtig mit.
Landschaftlich war die belgische Maas geprägt von Obstplantagen. Wir kamen gut voran.
Nach knapp 87 km erreichten wir den Marktplatz von Maaseik. Hier war die erste freie Kontrolle. Wir setzten uns in die Sonne und bestellten Pfannkuchen. Den Stempel bekamen wir drinnen an der Bar. Leider dauerte es etwas, bis wir unser Essen hatten und auch bezahlen konnten. Aber wir lagen gut in der Zeit, hatten immer noch einen Schnitt von über 27 km/h. Als wir gerade aufbrachen erreichte auch Harald den Marktplatz.
Hinter Maaseik fuhren wir dann über den ersten RAVeL. Das sind alte Bahntrassen, die nummeriert und als Radwege umgebaut wurden. So erreichten wir in flotter Fahrt As.
Alte Bahnhöfe standen jetzt an den Trassen herum. Hoffte das alle eine neue Nutzung fanden.
Dann überquerten wir den Albert Kanaal, der seit Ende der 30er Jahre Lüttich und Antwerpen verband Dafür wurde es rund um Munsterbilzen ziemlich städtisch. Eine endlos erscheinende Weile folgten wir einer viel befahrene Straße. Zum Glück gab es einen separaten Radweg. Aber der Verkehrslärm und Gestank war trotzdem nervend. Ein Kontrast zu den ruhigen RAVeL. Leider gab es wohl keine Alternative. Streckenplanung erforderte manchmal Kompromisse. Dann erreichten wir Diepenbeek. Weiter ging es nach Wellen. Nächste Station war dann nach 150 km Sint-Truiden. Schnitt immer noch 27 km/h. Allerdings bekam ich Magenschmerzen, die sich langsam aber sicher zu Krämpfen ausweiteten. Ich hatte bei einem kurzen Stop eine eiskalte Cola schnell getrunken. Mir schwante nichts Gutes. Trotzdem kippte ich dann eine weitere Cola hinterher. Gegessen hatte ich seit Maaseik nichts mehr. Getrunken bis auf die Cola auch eher wenig. Ich konnte mich immer schlechter konzentrieren und verlor Ralf bei einigen Verfahrern, die ich zu spät bemerkte aus den Augen. Das Tempo war bei der Hitze einfach zu hoch für mich. Mittlerweile hatten wir locker 26 Grad im Schatten, fuhren aber lange in der prallen Sonne. Ralf fand ich dann meistens an einem Kiosk oder einem Getränkeautomaten wieder.
War es bisher eher flach, so wurde es jetzt hügelig. Trotz Magenkrämpfen kam ich die Steigungen aber noch ganz gut hoch. Hier war die Strecke wieder sehr schön.
In Landen trafen wir dann Peter an einem Kiosk und fuhren gemeinsam weiter. Ich kippte dummerweise noch eine eiskalte Cola auf meine Magenkrämpfe drauf. Normalerweise trank ich gar keine Cola. Aber sie spendete schnell Energie und die brauchte ich bei dem Tempo. Dann verschaltete ich mich vorne und konnte das Schlimmste gerade noch verhindern. Aber jetzt schliff der Umwerfer beim großen Kettenblatt. Alle Versuche das durch nachstellen des Zuges zu beheben scheiterten. Ich konnte vorne also nur noch auf dem 39er Blatt fahren. Das schränkte mein Tempo etwas ein. Ich wusste das der Umwerfer nicht ganz mit meiner Kurbel harmonierte. Es war längst Zeit einen anderen zu besorgen.
Peter spannte sich vorne ein und machte auf dem letzten langen RAVeL vor Namur die Tempoarbeit. Für Ralf und mich war das aber auf Dauer zu schnell. Wir brauchten dringend eine Pause und ließen Peter ziehen. Mir machten meine zunehmenden Krämpfe Sorgen. Die ersten Teilnehmer kamen uns aus Namur schon wieder auf dem Rückweg entgegen. Ca. 25 km der Strecke überschnitten sich. Als wir weiter fuhren merkte ich schnell das ich Ralf auch nicht mehr folgen konnte. Ich versuchte nur noch in Namur anzukommen und verlor Ralf wieder aus den Augen. In Namur war die Trasse dann zu Ende. Aber ich verließ die Trasse an der falschen Stelle und musste wieder ein Stück zurück. Meine Konzentration war auf Sparflamme. Da waren komplizierte Wegführungen nichts für mich.
Doch schließlich sah ich die Zitadelle oben auf dem Berg. Das hob meine Laune schlagartig. Ich überquerte die Sambre und stand direkt im Stau. Da war selbst mit dem Fahrrad kein Durchkommen. Dafür wäre ich beinahe auf der falschen Seite den Berg hoch gefahren. Das hätte mich zwar sogar schneller ans Ziel gebracht, aber um eine der schönsten Passagen des ganzen Brevets gebracht.
Entlang der Sambre erreichte ich die alte Kopfsteinpflasterstraße die in Serpentinen auf den Berg führte. Nach kurzer Zeit sah ich Ralf wieder vor mir, wie er sich die Steigung hochkämpfte. Mir machte diese Strecke Spaß und ich vergaß sogar meine Probleme.
Oben auf einem Plateau gastierte sogar ein Zirkus.
Zum Hotel ging es dann noch ein paar Kurven weiter berghoch. Es lag an der höchsten Stelle. Immer noch standen über 26 km/h im Schnitt auf dem Tacho. Etwas über die Hälfte der Strecke war geschafft. Ich holte mir an der Rezeption einen Stempel und ruhte mich dann auf einer Steinbank in der Sonne aus. Meine Magenkrämpfe wurden so schlimm, das ich nach der Toilette fragte. Zum Glück gab es eine für Gäste. Nach einer längeren Sitzung klangen meine Magenkrämpfe ab, aber ich fühlte mich sehr schlapp. Wir fuhren dann auf der anderen Seite der Festung wieder herunter und erreichten den RAVeL, den wir ein ganzes Stück zurück fuhren. Meinem Magen ging es wieder einigermaßen gut, aber mir fehlte Energie. Also Zeit für eine Pause. Nach insgesamt über 230 km fanden wir einen offenen Imbiss. Es war bereits kurz vor 20 Uhr. Daneben befand sich ein kleiner Supermarkt. Ich besorgte mir noch ein paar Getränke für unterwegs, aber keine Cola. Dazu Salzcracker. Im Imbiss gab es dann Pasta mit Käsesauce und Fanta. So gestärkt machten Ralf und ich uns wieder auf den Weg.
Über die Trasse erreichten wir Huppay. So langsam fing die Dämmerung an und wir fuhren in die Dunkelheit. Leider waren die Trassen oft von Straßen unterbrochen und die Randsteine waren in Belgien nicht so abgesenkt wie z.B. in den Niederlanden oder in Deutschland. Das fuhr sich sehr holprig. Trotz der Pasta kam meine Leistung nicht zurück und ich hatte immer öfters Mühe Ralf zu folgen. Dazu kam das ich im Dunkeln nicht gerne so schnell fuhr. Schließlich erreichten wir Tienen. Als ich Ralf mal wieder ziehen lassen musste, bemerkte ich einen schleichenden Plattfuß vorne. Da kurz zuvor eine Straße mit Beleuchtung war, schob ich zurück. Siehe da, sogar eine Sitzbank war vorhanden. In Ruhe tauschte ich Schlauch und Reifen aus. Hatte keine Lust im Dunkeln nach der Ursache für den Platten zu suchen. Dann kam Ralf zurück. Einige Fahrer die an mir vorbei fuhren, hatten ihm wohl Bescheid gesagt. Nett das er zurück kam, aber ich kam schon klar. Genug Hilfsangebote gab es, aber ich konnte mir eigentlich bisher immer selber helfen. Mein erster Platten in 2018 war der Anlass für eine kurze Pause. So hatte ich mich noch nie über einen Platten gefreut.
Weiter ging es. Ich verlor Ralf jedoch bald wieder aus den Augen. So hatte das keinen Zweck. Unser Tempo passte dieses Mal einfach nicht zusammen. Ich fuhr jetzt mein Tempo und hoffte das Ralf nicht zurück kam. Ich wollte einfach alleine sein. Sonst versuchte ich nur unnötig mitzuhalten. Genug Zeit war ja noch bis ins Ziel. Von meiner Zielzeit zwischen 4 und 5 Uhr hatte ich mich schon längst verabschiedet. Jetzt galt es nur noch gut ins Ziel zu kommen. Ich merkte das ich doch etwas müde war und suchte eine Schlafmöglichkeit. In einem Dorf stand direkt neben dem RAVeL eine kleine Andachtstelle mit Marienfigur. Davor drei Betonsteine. Ich setzte mich auf die Steine und machte die Augen zu. Nach einer Weile wurde ich wach und fuhr weiter. Ich kam durch Halen und Lummen und überquerte wieder den Albert Kanaal. Viel bekam ich im Dunkeln nicht mit. Hinter dem Kanal kam dann Zolder. Von der berühmten Rennstrecke bekam ich aber nichts mit.
Irgendwann in der Nacht erreichte ich dann die Niederlande. Ich merkte es erst an den Nummernschildern. Da die Müdigkeit wieder kam, suchte ich mir eine Sitzbank auf einem Dorfplatz für ein Nickerchen. Ab und zu traf ich einige Mitfahrer, unter anderem Lars, der mit seinem Tandem alleine unterwegs war. Sein Mitfahrer war nicht klar gekommen und schon lange ausgestiegen. Das war schon eine Leistung alleine mit einem Tandem zu fahren. Ich fuhr wieder etliche Kilometer, bevor ich noch mal Rast an einer einladenden Bushaltestelle machte. Es war 4:30 Uhr und ich genehmigte mir noch ein Nickerchen im Wartehäuschen. Um 5:15 Uhr ging es dann weiter.
Ich fuhr in die Dämmerung. Bald würde es wieder hell werden. Ich wusste das ich es schaffen würde. Meine Magenschmerzen waren fast weg, dafür ging mein Wasservorrat zur Neige. Und in den kleinen Dörfern durch die ich kam, war nichts zu bekommen.
Auch in Asten war alles noch im tiefen Schlaf. Nur ein paar betrunkene Radfahrer kamen mir in die Quere. Die brauchten teilweise die ganze Breite der Straße und stürzten ein paar Mal fast. Aber ich kam ohne Haverie vorbei. Im Hellen war ich zumindest wieder etwas schneller geworden.
In Liessel war es dann fast schon wieder hell. Ich hielt kurz für ein letztes Foto an einer alten, gut erhaltenen Windmühle. Nur noch 40 km bis ins Ziel. Kurze Zeit später lud mich eine Sitzbank am Rande einer Weide zu einer letzten kurzen Pause ein. Ein paar Kräcker und der letzte Schluck Wasser war mein Frühstück. Nach dem Überqueren der Maas waren es dann nur noch wenige Kilometer bis ins Ziel in Twisteden. Ca. 20 Minuten nach 8 Uhr Morgens rollte ich auf das Gelände des Sportplatzes. Bis 11 Uhr hätte ich noch Zeit gehabt. 412 Kilometer legte ich aufgrund einiger Verfahrer mit einem Schnitt von 22,3 km/h zurück. Trotz der technischen Probleme und meinen Magenprobleme kam ich gut ins Ziel. Das stimmte mich zuversichtlich für meinen 600er Brevet zwei Wochen später.
Das Highlight war für mich auf jeden Fall die Auffahrt zur Zitadelle in Namur. Auch sonst gab es viele schöne Teilstücke. Die belgischen Straße sind allerdings eher noch schlechter wie die deutschen. Kein Vergleich zu den guten Wegen und Straßen in den Niederlanden. Bis auf das Problem mit dem Umwerfer, an dem ich ja selber Schuld war, brachte mich das Mücke wieder zuverlässig über die Strecke. Ich blieb noch eine Weile in Twistenden und erholte mich bei Tomatensuppe und Pfefferminztee. Auf dem Weg mit dem Auto nach Hause machte ich noch mal Stop in einem Industriegebiet, für ein kleines Nickerchen. Gegen Sonntag Mittag war ich dann zu Hause. Ich legte mich aufs Sofa und schlief vor dem Fernseher ein.