Vom Walchsee ging es dann erst einmal 30 km durch welliges Land, der Himmel verdüsterte sich und öffnete schließlich alle seine Pforten.
Wir suchten Zuflucht an zwei alten Ahornbäumen und zogen die Regenklamotten an.
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Gerade, als wir weiterfahren wollten, kam auch noch schönster Hagel dazu! Gezwungen zu einer kurzen Pause machten wir es uns gemütlich, es war eine super Gruppe, wir hatten viel Spaß. Dann hörte es endlich auf und im leichten Niesel fuhren wir weiter, bis urplötzlich sich sich mein linkes Knie meldete und das gar nicht mal so wenig..
Belasten konnte ich es kaum noch und ich machte mir ernsthafte Gedanken, wie es weitergehen sollte..
Wir hatten erst zwei kleiner Anstige hinter uns und ca. 190 km in den Beinen. Das heißt, noch bei weitem nicht die Hälfte und die richtigen Anstiege, derer 3 an der Zahl, standen uns erst noch bevor. Der nächste zum Mittersill hinauf in unmittelbarer Entfernung. Es war 18 Uhr und wir waren noch 15 km von Kitzbühel weg, eine gute Zeit, dort den Bahnhof zu besuchen und nach Hause zu fahren. Das wäre die vernünftige Überlegung gewesen.
Kurz mit meinen Kollegen beratschlagt und ich entschloss mich zur Einnahme einer Ibuprofen. Ich konnte mir immer noch, sollte ich abbrechen müssen, eine Unterkuft buchen und am nächsten Tag heimfahren. Aber wer eben nicht wagt, der nicht gewinnt. Das war also dann die unvernünftige Überlegung, aber hey:
sind es nicht die Dinge, die einem in Erinnerung bleiben? Die es wert sind, zu den schönen Erfahrungen gezählt werden zu dürfen?
Auch wenn ich heute noch leide, aber es war echt noch supergenial!
Also wieder die Hühner gesattelt und nach Texas geritten.. äh, Mittersill, meinte ich. Ein fieser, trotzdem gut zu fahrender Anstieg, ca. 20 km mit anfangs 5%, ab der Hälfte dann schön mit 8-10 und teils 12%.
Belohnt wurden wir mit irre tollen Momenten, hier eine kleine Kapelle in der ersten Serpentine
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und weiter bei der Abfahrt musste ich dann einmal anhalten, um das superschöne Panorama festzuhalten:
Licht und Schatten
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unten im Tal war dann die dritte Kontrolle an einer Tanke, wo wir uns eine typische, inhaltsstoffreiche und gesunde Mahlzeit einverleibten.
Milchschnitten, Studentenfutter, kalter gezuckerter Kaffee, Eistee, saure Haribopommes, Riegel und noch so Nettigkeiten
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Wir rüsteten uns für die Nacht, zogen die Beinlinge und Jacken an, knipsten alle Lichter an und los gings zum gefürchtestem Anstieg, hinauf zum Gerlospass mit 1600irgendwaas ü.NN..
Natürlich regnete es immer wieder mal
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aber das sollte dann eh verdampfen auf dem Weg nach oben.
Ab hier habe ich keine Bilder mehr, ich kann es aber in Worten ausdrücken:
30 km lang, davon richtige Steigung 15 km mit über 10-12%. Was war ich froh über meine am Vorabend verbaute Kompaktkurbel 50/34 und hinten 11-32 mit neuem 105er Schaltwerk mit langem Käfig.
Uns floss der Schweiß in Strömen, die sternenklare Nacht bekam nur unser Keuchen und Scnaufen zu hören, die Ortschaften im Tal, alle wunderschön gelb erleuchtet, entschwanden unseren Augen, endlos lange Geraden, steil und unerbittlich, wechselten sich ab mit fiesen Kehren, mündeten schließlich nach einer dreiviertel Stunde oben auf der Höhe und wir konnten kaum was reden, dazu waren wir zu platt.
10 Minuten gab es eine Pause, wir froren jämmerlich bei 4 Grad, zogen uns alles an, bevor es auf eine der geilsten Abfahrten ging, die ich je erleben durfte. Sie zog sich knapp 30 km hin, hinein ins traumhaft schön beleuchtete und mit wundervollen alten Gebäuden gesegnete Zell am Ziller, wo wir kurz innehielten, um dann das Zillertal entlang zu rauschen durch weitere tolle Ortschaften bis zur 5. Kontrolle, nach Jenbach.
Dieses war fast noch gefürchteter, zumindest für mich, denn da sollte es dann, nach 320 km noch einmal einen Anstieg den Achenpass hinauf geben (welchen ich schon letzten Herbst und letztes WE mit Mario hinunter fahren durfte..). Es gab 2 Möglichkeiten, einmal kurz und knackig 4,5 km mit 16% oder 8 km mit 10-16%.
Wir entschieden uns für letzteres, kämpften uns noch einmal diese fiese Rampe hoch, mit 2/3 des Gerlospasses auch nicht zu verachten und waren, oben angelangt, endlich am Ende der krassen Berge.
Wir passierten wieder den schönen Achensee, natürlich sah man nichts und unser nächstes Ziel hieß MC Donalds in Bad Tölz mit Streckenführung über den Sylvensteinspeicher und die B13..
Wir wussten, der MC schloss pünktlichst um 5 Uhr morgens und ab da begann ein Rennen gegen die Zeit. Wir brauchten dringend Salz! Salzige Pommes, deftige Burger, Hauptsache Stoff für unsere geschundenen Leiber..
Wir gaben alles, sprinteten teils im Wiegetritt und leichtem Gegenwind dahin und YES! 10 vor kamen wir an, fix und alle und konnten gerade noch bestellen, mussten aber dann draußen in der Kälte essen.
Die Sonne stieg auf, wir liebten unser Essen und tranken literweie kalte Cola. herrlich!
Nun folgten nur noch leicht welige 52 km zurück nach München, welche wir vollgefressen und leicht übermüdet abrollten, ohne Ambitionen, noch mehr Kraft zu verschwenden..
Die Alpen beginnen zu erröten
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vorbei an der Isar
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zur letzten Kontrolle, der Araltanke. Um 7.30 trudelten wir ein, eine tolle Zeit!
Wir waren erschöpt, alle, platt, kaputt, erledigt, aber unglaublich glücklich! Ich war so heilfroh, nicht aufgegeben zu haben, ich kanns gar nicht sagen.
Wir quakten noch kurz, dann trennten wir uns. Ich fuhr zurück zum Auto, vorbei an der leeren Theresienwiese, wie immer ein ungemein beruhigender Anblick:
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schmiss das Trek ins Auto, fuhr ausgelaugt nach Hause, duschte und schlief erst einmal 8 Stunden.
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434 km, 23,5 km/h Schnitt, knapp 4800 Höhenmeter und reine Bewegungszeit 18h 29. Geht doch
Ob ich allerdings den 600er in drei Wochen angehe, muss ich von meinem Knie abhängig machen..
Mein Dank geht wieder einmal an Igor und Jörg von Aramuc, eine grandiose Strecke, höchst anspruchsvoll, brachial, auslaugend, aber letzten Endes doch immer wieder toll. Manchmal wünscht man sich weniger Höhenmeter, aber ich nenn es einfach mal Training