Nach anderthalb Stunden schlaf wache ich pünktlich vor dem Wecker auf. Ulrich schläft noch, Leo ist gerade angekommen. Unten sehe ich noch einige andere Fahrer aber die meisten sind jetzt schon weg. Und ich höre dass es schon einige eingekehrt sind. Ein Canyon Fahrer ist auf sein Oberrohr gestürtzt und das ist jetzt gerissen, kurz ausserhalb von Koblenz.... Der einziger Velomobil Fahrer ist auch schon ausgestiegen.
Ich frühstücke und fahre los.
Eine Weile ausserhalb von Worms ist mal wieder ein Bauer am arbeiten der nie von aufräumen gehört hat. Die ganze Strasse ist schlammverseucht. Im nu drehen sich meine Räder nicht mehr. Direkt nach einen kleinen Tunnel sehe ich eine Bank und ein paar Äste. Also erst mal 10 Minuten halt um den ganzen Schlamm wegzustecken.
Eigentlich sollte ich solche Bauern ein Bild vorzeigen wie ihre Russische Kollegen zeigen wie man sich als anständiger Bauer benimmt:
(2013 in der Nähe von Novgorod)
Nicht dass diese Aktion mir aus mein Zombie-Fahren holt. Den ganzen morgen bin ich eigentlich gar nicht wach. Das Problem bei eine so frühe Startzeit wird schon klar aus meine Statistiken.
Wenn ich in der ersten Nacht auf einen 1200-er schlafe sinkt die Erfolgsquote auf deutlich unter 50%. Beim Start ab 8 Uhr kann ich problemlos die Nacht durchfahren, beim Start um 6 Uhr oder früher muss ich in der ersten Nacht schlafen. Also die Startzeit hat ein grosser Einfluss auf meine Erfolgschancen beim 1200-er. Ich sehe die Startzeit als de wichtigster Grund warum ich so wie ein Zombie fahre. Vielleicht hätte ich die erste Nacht einfach nicht schlafen müssen. Dann gäbe es mehr Fahrer die mich aus mein Zombi Dasein erwachen könnten. Die sind jetzt fast alle schon durch.
Was auch nicht geholfen hat ist die Brühe die eine DJH Herberge als Tee serviert. In ein Dorf halte ich bei eine Bäckerei um nochmals anständig zu Frühstücken, diesmal mit richtiger SchwarzTee.
Kurz vor einen Bahntrassenradweg mache ich einen Navigationsfehler. Oder besser gesagt, der Eingang zum Bahntrassenradweg findet man nur wenn man einen Kilometer vorher schon auf einen illegalen Radweg fährt.
Ich hebe mein Rad über eine Leitplanke und trage es zum Radweg. Der Radweg selbst ist schön und lässt sich gut fahren.
Auf dem Radweg sehe ich plötzlich Leo. Eine schlechte Nachricht. Leo fährt zwar etwas besser als ich auf dem Flachen er hat aber nach mir geschlafen. Ich verlor also mindestens anderthalb Stunden mit das Zombie-fahren.
Jedenfalls holt die Begegnung mit Leo mich endlich aus das Zombie-Dasein. Langsam geht das Tempo wieder hoch. In Speyer halte ich diesmal nicht an und fahre hinter den Dom durch.
in Bruchsal ist noch ein weiterer Fahrer an der Kontrolle. Der Rest ist schon durch. Ich esse ordentlich, ab jetzt gehts in die Alb, da wird hart werden.
Leo lass ich direkt hinter mir, berghoch fahren kann er nicht mehr (und war früher auch nicht seine Stärke). Ich fahre alleine weiter. Die erste Steigung aus Bruchsal raus ist eine schöne Steigung. Ich geniesse die Landschaft. Danach ist es ein ständiges auf und ab wobei ich richtig froh bin dass ich diesmal einen 28-er Ritzel dabei hab. Vor allem die Steigung kurz vor Pforzheim ist sehr schlim. Oben am Golfplatz werde ich noch fast von einen Bauer abgeräumt, der lässt keinen Zentimeter Asfalt übrig.
Nach Pforzheim hab ich endlich Rückenwind. Die Steigung bis Weil der Stadt geht ganz gut. Wasser findet sich bei die Anwohner, das Leben ist wieder gut. Diesmal gibt es sogar keinen Autofahrer der mich auffordert auf den Fussweg zu fahren, laut die 3. Definition vom Radweg in Deutschland, 'Irgendeinen Streifen neben der Strasse den der Bild lesender Autofahrer als Radweg empfindet'. Letztes mal hatte ich keine Lust auf eine Debatte und fuhr einfach weiter.
Tübingen erreiche ich jetzt noch gerade bei Tageslicht. Zum Glück gibt es in Studentenstädten ordentlcih viel Auswahl an Restaurants. Ich setze mich in ein Asiatische Restaurant und geniesse meinen Curryreis. Im Restaurant kontroliere ich Facebook und sehe dass Michael aussteigen musste mit Achillessehnenprobleme.
Direkt nach Tübingen gibt es eine ganz schlimme Steigung. Ich entscheide mich ruhig hochzufahren und hoffe dass der Nordwind so bleibt damit ich auf dem Teilstück danach bis Sigmaringen wieder Zeit gewinnen kann. Halbwegs der Steigung bimmelt es. Jurriaan. Er ist ausgestiegen und informiert nach Bahnverbindungen. Genau diese Steigung hat seinen Willen geknackt. Er liegt irgendwo oben im Hotel. Ich schaue noch mal kurz auf Facbook und sehe dass auch Peter ein Hotel gesucht hat, so etwa 10-15km weiter. Das heisst dass ausser Leo und Ulrich keiner mehr in der Nähe fährt.
Oben ziehe ich eine extra Schicht an. Es wird jetzt doch etwas kühler. Zwischen Gipfel und erstes Dorf bemerke ich dass es doch wiede Gegenwind gibt. Das heisst dass meine letzte Chance um die Kontrolle am Bodensee so zu erreichen dass ich noch etwas schlafen kann vorbei ist. Im ersten Dorf, das Dorf wo Juriaan schläft, halte ich an und kontroliere die Bahn App. Die Verbindung Tübingen-Kressbronn ist schlimm, die Verbindung Sigmaringen-Kressbronn gut. OK, die entscheidung ist klar, ich fahre nach Sigmaringen und entscheide dort.
Es wird verdammt kalt. Meine lange Handschuhe und Mütze liegen im Materialwagen, die hatte ich geplant für morgen in den Alpen. Jetzt hätte ich die gebraucht. Um 3 Uhr bin ich in Sigmaringen. Es sind noch etwa 80km harte km bis Kressbronn. Unter diese Bedingungen heisst dass nicht vor 8 Uhr in Kressbronn sein. + Essen, + anderthalb Stunden schlaf heisst diess erst gegen 10u30 weg in Kressbronn. Also einen Zieleinlauf innerhalb der Zeit ist unmöglich. Ich weiss wieviel Zeit ich brauche für die Alpenüberquerung.
Ich setze mich in eine Bank und warte warm bis um 5 Uhr der erster Zug zur Bodensee fährt. Im Zug schicke ich Jan eine SMS dass ich ausgestiegen bin und mit der Bahn nach Kressbronn fahre.