Witten und die Nullnummer
03.02.2019
Am ersten Sonntag im Februar fand der 5. Lauf zur Westfalen Winter Bike Trophy in Witten statt. Am Anfang der Woche hatte es noch geschneit, doch ab Freitag stiegen die Temperaturen und Tauwetter setzte ein. Für den Sonntag waren bis zu 6 Grad angesagt. Da zu Hause in Dortmund-Hörde der Schnee schon verschwunden war, machte ich mich mit meinem Gazelle Crosser auf den Weg. Hoch nach Wellinghofen und dann weiter an der Bittermark vorbei zur Hagener Straße sah es noch sehr gut aus.
Auf dem Weg zur Bahntrasse Rheinischer Esel, war es dann aber doch noch weiß, zumindest neben der Straße.
Aber so richtig Böses schwante mir erst bei der Auffahrt zum Rheinischen Esel. Über Nacht war der angetaute Schnee wieder gefroren und ich schlingerte mit der Gazelle wie ein alter Dampfer in schwerer See. Ein Adrenalinstoß nach dem anderen jagte durch meinen Körper. Entspanntes Fahren war unmöglich. Ich hatte definitiv das falsche Rad dabei. Mit den schmalen Crossreifen mit Lamellen war auf dem glatten Schnee kein Halten. Eine ganze Weile kroch ich schlingernd so dahin, bis ich endlich ein Stück bekannte Straße neben der Trasse fand und dort zunächst unbehelligt weiter fahren konnte.
Aber leider waren die Nebenstraßen auch noch glatt und ich musste vorsichtig sein. So erreichte ich trotzdem früh den Startbereich, war aber noch unschlüssig ob ich wirklich starten sollte. Während ich noch mit mir rang, traf ich einige bekannte Gesichter. Die meisten wollten auf die Strecke gehen. Ich beschloss mich auch anzumelden, aber vorsichtig zu fahren. Leider gab es keine kurze Strecke.
Ich wartete ab, bis die ersten Pulks unterwegs waren. Der Schnee auf dem Rheinischen Esel war jetzt so plattgewalzt, das es etwas besser fahrbar war. Aber die MTBler schossen mit ihren breiten Stollenreifen geradezu an mir vorbei, während ich immer noch vorsichtig fuhr.
Und so verlor ich Ralf, mit dem ich gestartet war aus den Augen. Als es von der Trasse runter ging, freute ich mich schon, aber nach einem kurzen bergauf Stück mussten wir auf vereister Fahrbahn steil bergab fahren. Ich fuhr langsam, konnte aber einen drohenden Sturz nur dadurch verhindern das ich gegen die Bordsteinkante fuhr. Das waren definitiv nicht meine Bedingungen. Ich konnte mit anderen auf der Strecke nicht im Mindesten mithalten.
Als die Strecke in den Wald führte, konnte ich in dem zerfurchten Schnee überhaupt keine Linie halten.
Ich zog die Konsequenzen und stieg ab und schob durch den Wald. So würde ich das Ziel bis 15 Uhr nie erreichen.
Bei dem Versuch wenigstens noch ein Foto von meiner Gazelle im Wald zu machen, fiel mir auch noch die Kamera in den Schnee. So wirkte die rote Gazelle etwas unscharf. Ich vergaß einfach den Schnee vom Objektiv zu wischen. Das zeigte wie sehr ich bereits durch den Wind war.
Nach dem Wald gab es eine Umfahrung auf Straße. Aber nach kurzer Zeit musste ich von der gut geräumten Straße runter und wieder über glatten Schnee und Eis. Meine Nerven waren schon kompett zerüttet und die Sturzangst war groß. Ich tat in der Situation das für mich einzig Vernünftige. Ich brach nach ca. 10 km ab und fuhr über geräumte Hauptstraßen zurück zum Ziel in Witten. Das war wie eine Befreiung. Mir ging es schlagartig besser. Wie ich erfuhr waren 541 Teilnehmer/innen auf die Strecke gegangen. Ich traf noch Fahrer von Dortmund-Nord, die gerade von zu Hause ankamen und auch schon Stürze auf glatter Strecke erlebt hatten. Ich meldete mich ab und fuhr ohne Punkte nach Hause. Eine absolute Nullnummer für meine Wertungskarte. Das war mir aber völlig egal. Dafür steuerte ich in Hörde noch eine offene Bäckerei an und gönnte mir ein leckeres Körnerbrot. Ich brauchte Nervennahrung. Insgsamt kam ich noch auf knapp 47 km mit Hin- und Rückfahrt. Wenigstens war ich unterwegs gewesen. Die nächsten Läufe der WWBT würde ich dann sicherheitshalber mit dem MTB mit groben Stollenreifen fahren.