Trotz des Wetters war ich noch guter Dinge, 150 km waren geschafft die zweite Kontrollstelle am Walchsee abgehakt, es gab die größte Schnitzelsemmel die ich je gegessen hatte mit Unmengen von Ketchup und ne heiße Schoki und ab gings!
Da bin ich schon ohne Mario abgefahren, der holt mir normal eh nach kürzester Zeit immer wieder ein! Geduld ist leider keine meiner Tugenden und komplett durchnässt hab ich in den Pausen recht schnell das frieren angefangen.
Es ging ziemlich flach dahin und landschaftlich wäre das sicher alles traumhaft gewesen - wenn man denn was gesehen hätte. Ringsum eine Graue Wand. Man war im Tal und hat doch kaum einen Berg gesehen so dicht waren die Regenwolken, die sich schon seit mehreren Stunden unaufhörlich über uns ergossen..
Als wir dann noch durch ein Gewitter gefahren sind, waren die Straßen voller unmengen von Regenwürmern (ich möchte nicht wissen wieviele wir zermalmt haben
) und die kleinen Rinnsale sind etwas beeindruckender geworden.
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Aber gut es hilft halt nix, nässer als nass kann man nicht werden oder?
Ah ja richtig, kalt kanns noch werden! Und das wurd es immer mehr! Die Laune wurde etwas schlechter, unterstütz durch meinen Wegbegleiter für den Abschnitt - ich hab noch nie jemanden so doofe Fragen stellen hören, aber vielleicht lag mein mangelndes Verständnis an den Umständen - ich war mit der Gesamtsituation unzufrieden! Aber ich hatte nicht die Beine ihm davon zu fahren und er hatte wohl gefallen an meiner Gesellschaft...
Umso erleichterter war ich dann als Klaus mit seinem Sohn Andreas von hinten zu uns aufgeschlossen haben als wir unsere letzten Kleidungsreserven anlegten (bei mir warens dann 7 Schichten, für die Nacht war da auch nix mehr übrig).
Klaus war um die 60, aus der Region und fuhr seit 40 Jahren hier Rad und hatte so ein Wetter auch noch nicht erlebt. Mittlerweile regnete es seit über 6 Stunden durchgehend.. Die beiden fuhren ihre Qualifikationsbrevets für Paris-Brest-Paris und erwiesen sich als sehr angenehme und fahrstarke Weggefährten!
Bei der Tankstelle in Jenbach waren dann um 17:30 240 km bewältigt. Ich lag viel besser als erwartet in der Zeit (ich hatte mit 21-23 Stunden gerechnet) aber langsam begann mir das Wetter zuzusetzen. Noch einmal Daumen hoch für die bessere Hälfte und es ging weiter!
Als wir losfuhren war Mario gerade angekommen, die Kälte setzte uns allen ziemlich zu.
Anhang anzeigen 668564 (Ich hatte tatsächlich schonmal ergoogelt wie denn das so mit dem Zug nach Hause wäre - 1,5 Stunden und ich wäre in München gewesen oder noch weitere ~ 10 Stunden weiterfahren!) - ich blieb stark und es ging zusammen mit Klaus und Andreas über einen Pass hinauf zum Vorderriß. Der Gerlapass wurde uns Witterungsbedingt erspart - da soll es ab 14 Uhr geschneit haben...
Da sollte ich mich an Peters Worte vom 300er erinnern und er hatte recht! Ich freute mich das erstemal über jeden Anstieg, da er ein bisschen Wärme versprach, auf die Abfahrt hatte ich gar nicht mal so viel Lust!
Es wurde immer quälender, Hände und Füße schon gut durchgefrohren und nach der Kontrollfrage bei 290 km fing mein Torso nach über 10 Stunden Regenfahrt langsam an auszukühlen. Soviele Optionen hatte ich nicht mehr und es bildete sich in meinem Kopf ein sehr konkretes Wunschbild ab: Dusche, Bett - das wurde auch nicht besser als wir einige Hotels auf dem Weg passierten. Und so kam es, dass ich mich bei Klaus erkundigte ob es in der Nähe noch was gibt wo man vielleicht übernachten könne. Da er sich gut auskannte konnte er mir natürlich weiterhelfen und ich entschied mich schon ziemlich durchgefrohren und mit schwindender Kraft (irgendwann hab ich kein festes Essen mehr runterbekommen...) einen Zwischenstop einzulegen und bin nach Wallgau abgebogen!
Die Beiden haben die letzten 100 km noch am Stück durchgezogen und sind erfolgreich in München angekommen!
Bad Tölz wäre um die 50 km entfernt gewesen und dazwischen kam nichts!
Auf der Straße hab ich im Regen dann tatsächlich vier Menschen angetroffen und mich nach dem nächsten Hotel das noch geöffnet ist erkundigt. Ich hatte Glück - einer davon war der Hotelier und zwei Minuten später war ich im Trockenen!
Halb belustig und halb voller Mitleid bekam ich dann ein Traumzimmer zu einem Spottpreis und ich fühlte mich wie ein König!
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Nach einer heißen Dusche gab es etwa drei Stunden schlaf. In der Zwischenzeit war mein Held des Tages schwer beschäftigt. Als ich aufgewacht bin waren meine sämtlichen Klamotten vom Rezeptionisten gewaschen und getrocknet worden! Das Trinkgeld hat er sich redlich verdient! Ein kurzer Blick aus dem Fenster - immer noch Dauerregen - na toll.
Das Brevet wollte ich dennoch abschließen und so gings um 04:15 wieder aufs Rad - aber trocken und warm! Auf der Straße kreuchte und fleuchte alles - zu den Regewürmern gesellten sich noch dutzende Frösche, Kröten und Schnecken..
Ich war sofort wieder drin und voller Elan - vor 6 Uhr bin ich dann in Bad Tölz angekommen ich kannte die Strecke vom letzten mal und mochte sie da schon =)
Kurz gewartet bis die Tanke aufmacht ein Kaffee und der Stempel dann (schon lange wieder klatschnass) Richtung München - es war mittlerweile bitterkalt - das Thermometer einer Apothekenanzeige bestätigte mir das auch: 2° super!
30 km vor München kam dann auch noch starker Gegenwind auf, genau das Richtige zum Schluss, aber als ich mich dann durch die Vororte von München quälte wusste ich auch, dass das bald ein Ende haben würde!
Endlich Ankuft 8:40 an der Tankstelle - das war hart - wenn nicht das härteste was ich je gemacht habe...
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Dann noch 6 Kilometer zur Unterkunft - ab in die Badewanne und zur Abwechslung sich mal ne halbe Stunde von oben mit warmen Wasser berieseln lassen (Tiefkühlkost muss man langsam aufwärmen!).
Es hat einfach ab 12 Uhr Samstag Mittag bis Sonntag 9 Uhr durchgeregnet ohne Pause. Und ich meine Regen - kein Nieseln! Die Fahrzeit war so ca. 19 Stunden davon 15 (!) durchnässt. Dieser Brevet war wirklich eine "Prüfung"...
Ich habe gelernt dass diejenigen, die den Brevet wegen des Wetters abgeblasen haben keine Waschlappen oder Schönwetterradler sind - sondern einfach vernünftige Menschen! Ich weiß nicht, ob ich mir das nochmal antun würde!
Ich hoffe ich hab das alles einigermaßen in der richtigen Reihenfolge wieder zusammenbekommen - der ganze Brevet war etwas "verschwommen" (höhöhö)...