unwissend
Gerade wenn sie selber Deutsch lernen, verstehe ich nicht, warum sie nicht möchten, dass Deutsche ihre Sprache lernen?
Ich war mal eine Woche zum Schüleraustausch in Schweden, ich glaube 8. Klasse. Mein Gastbruder konnte so verdammt gut Englisch, ich habe nur die Hälfte von dem verstanden was er erzählt hat
Er war aber auch herausragend gut, ich würde sagen seine Mitschüler waren größtenteils etwas über dem Niveau der Deutschen.
Ich denke OV-Kino und -Fernsehen tut da einen großen Teil zu. Mein Gastbruder war Filmfan, wenn der jetzt von klein auf ausländische Filme häufig im Original mit Untertiteln sehen musste (weil es oft keine Synchronisation gibt), dann ist das Sprachgefühl zumindest schon da. Das funktioniert aber nicht überall, in Lateinamerika werden US-Serien im Original mit spanischen Untertiteln ausgestrahlt, aber da wird nicht so gut Englisch gesprochen. Wenn dann in der Schule vernünftiger Englischunterricht erteilt wird, müssen nicht alle Autodidakten sein, um schnell über dem Sprachniveau Deutscher zu sein. Ich hatte in der Schule zwei Freunde die immer "sehr gut" in Englisch waren. Der eine hat sehr fleißig gelernt und eine furchtbare Aussprache gehabt, der andere hat auch gut gelernt aber sich bis zum Erbrechen seine Lieblingsfilme auf Englisch mit Untertiteln angeguckt, bis er die nicht mehr brauchte. Der hat dann auch besser gesprochen. Hätte ich bloß einen DVD-Spieler gehabt damals
Mein Schwedenbesuch liegt jetzt über 10 Jahre zurück, der 1/2 Generation nach mir wird ja bereits ein anderes Sprachverständnis vermittelt. Meine jüngste Nichte singt in der (Waldorf-)Schule französische Lieder. Verstehen tut sie natürlich nix, aber da wird spielerisch ein Gefühl für Sprache und Aussprache vermittelt, das ich rückblickend auch gerne "in die Wiege gelegt" bekommen hätte. Und das sagt jemand, der in der Schule 3 Sprachen unterrichtet bekommen hat (gelernt hat kann man in meinem Fall nicht sagen) und natürlich an der Uni noch mal hätte nachlegen können. Mein Durchschnittsfreund kann i.d.R. Deutsch, hinreichend Englisch und mit Glück ist dann noch eine Lieblingssprache (langjähriges Urlaubsland, Schüler/Studentenaustausch) vorhanden. Was in der Schule gelernt wurde ist sonst nur fragmentiert vorhanden und könnte wahrscheinlich wieder reaktiviert werden, Generationen vor der Bildungsexpansion haben dann noch nicht mal unsere Möglichkeiten gehabt. Außerhalb der tertiären Bildung ist das Sprachlernangebot nicht so hoch und dann stellt sich auch noch die Frage, welche Bedeutung ein Schüler dem Fremdsprachenlernen zumisst, der gerne KFZ-Mechaniker werden möchte. Wenn schon die ollen Gymnasiasten kein Bock auf "Franze" haben und erst später rummeckern, dass sie besser mal gelernt hätten um die Sprache auch wirklich sprechen zu können (und es dann doch nicht nachholen).
Wenn man jetzt im Süden Rennrad fährt, trifft man unterwegs wahrscheinlich nicht den Arzt, der wenigstens lang genug im Bildungssystem war um gut Englisch zu lernen, sondern auf Verkäufer, Kellner, Rentner...
Dralexisco und
Bianchi-Hilde, ihr habt kein Händchen für deren Sprache, die nicht für eure und sollte ein Landarbeiter mal Englisch gelernt haben, kann die spontane Anwendung schnell überfordern. Und das ist doch bis auf in wenigen Länder mit hervorragenden Bildungssystemen überall gleich, auch in Deutschland?
Aber um Klischees zu bedienen: wir hatten neulich mehrere Tage eine Franzosin (Studentin) zu Gast, die konnte sowas von bescheiden Englisch, dass ich mich kaum mit der unterhalten konnte. Ich kann z.B. auch nur schlecht auf Englisch wechseln, wenn ich gerade konzentriert arbeite und auf einmal 2-3 Sätze sprechen muss. Wenn ich dagegen mal einen Abend lang Spanisch gesprochen habe, kann ich am nächsten Morgen auf einmal auch flüssige Englische Unterhaltungen führen. Solche Umstellungsvorgänge muss man erst lernen und dann trainieren. So rutschen mir auch auf der einen Fremdsprache immer wieder Wörter der anderen raus, wenn ich nicht weiter weiß. Versteh mal einer das Hirn, wenn man Sprachen nicht wirklich aktiv nutzt macht es wohl nur die Schublade "Fremdsprache" auf und dann geht es rund
Naja, ich bin mal gespannt was die Kleinen in Zukunft so draufhaben. Ich denke nicht, dass alle Sprachgenies werden und wie "gefordert" x Fremdsprachen fließend sprechen aber es sollte ihnen leichter fallen ein Grundverständnis vieler Sprachen zu erhalten, auf dass aufgebaut werden kann.