Leider nicht mit dem Klassiker (Kompaktkurbel war und ist noch nicht startklar), aber ich muss trotzdem Bilder von meinen 3 Tagen im Südtirol und gleichzeitig meinem ersten Ausflug in die Bergwelt zeigen:
In der Auffahrt von Ponte Gardena (500m) zum Passo Sella (2230m), Ziel war die Sella-Ronda. Nach 500m flach ging es sofort hoch, "einfahren" bei 5-6%, nur um dann schnell die 10% Marke zu knacken. Die Peaks mit 12-14% haben mir dann nervös-ungläubig-freudiges Lachen entlockt. Zum Glück ging es danach "gemäßigt" weiter.
Einfach mal 28km lang bergauf fahren ist unbeschreiblich. Hoch über 2 Stunden, runter dann in 40 Minuten oder sowas. Dazwischen 50km und 1800hm auf 4 Pässe verteilt.
Ohne es zu wissen, sind wir zufällig am "Radltag" dort gewesen, das heißt die gesamte Runde inklusive ein Teil der Auf- und Abfahrt waren nur für Radfahrer und Fußgänger freigegeben. Das war einfach nur stark, da war alles unterwegs: RR, MTB, Tandem, Liege- und Handbiker, mit Hänger, mit Doppelhänger. Nur Hochradfahrer haben gefehlt! Natürlich waren viele auch
unterwegs mit dem Klassiker, aber das war teilweise nicht mehr ganz so schön mit anzusehen. Die alten sahen zufrieden aus, aber die paar "junge Leute" auf den alten Rädern haben sich ganz schön abgequält. Lag natürlich auch an der Uhrzeit, wir sind Mittags gefahren, die Sperrung war ab 9:30, die Leute die 42-25 flüssig treten können sind wahrscheinlich schon lange durch gewesen
Wie
hier schon beschrieben, bekommt man bei so einer Tour als "Flachlandkölner", der sonst nur Anstiege zwischen 100 und 200hm im Bergischen fährt und in der Eifel schon das große Staunen bekommt, viele Gelegenheiten sich über seine Übersetzung Gedanken zu machen. Mein Mitfahrer ist deutlich stärker und war deutlich kürzer übersetzt und musste häufig vorfahren, mal nur zwei Kehren, am letzten Pass (Passo Gardena) waren es dann sicher 10 Minuten die ich später oben ankam. Für mich war die Menge vor allem toll, da man die ganze Zeit andere Radfahrer überholen konnte. Das relativiert die Geschwindigkeit wieder und mindert das Leiden.B ei angeblich 20.000 Radfahrern war ich aber bergauf so nie alleine unterwegs und somit auch nie letzter. Bei der ersten Tour mit solchen massiven Anstiegen hilft esungemein, nicht immer nur hinterher zu fahren: erst im Kopf und dann auch in den Beinen.
Am Passo Sella standen dann alle blöd im Weg rum
Das müsste am Pordoi gewesen sein:
In der Nacht vom ersten zum zweiten Tag gab es einen Wettereinbruch, so dass wir am Montag bei gewohntem deutschen Wetter "flach" von Bozen über Kaltern nach Meran und wieder zurück gefahren sind. Anfangs etwa 10 Grad und Regen, von Meran an konnten wir ohne Regenjacke bei 15 Grad nach Bozen zurück fahren. Die Runde war flach bis wellig, mit einem wirklich abgrundtief fiesem Stich von Nalles nach Prissiano. Am Fuß des Anstieges steht das Hotel "Stachelburgkeller" und so geht es dann auch direkt mit mehreren hundert Metern und 14% los. Bei durchschnittlich 10% über 3km wurde es etwa ab der Hälfte noch mal so steil - nach den geleisteten Höhenmetern für mich zu steil um sitzen zu bleiben, so dass mit knapp über 6km/h im Wiegetritt kurzzeitig meine Minimalgeschwindigkeit für die 3 Tage erreicht wurde. Irgendwo mittendrin hatte mein Mitfahrer dann noch Energie für ein Foto:
Auf dem Rückweg wurde ich erst auf 5km mit 38-40 km/h im Windschatten verbrannt, um mich dann auf weiteren 5km im Wechsel alle 1000m vollends zu vernichten. Das Tempo habe ich irgendwie noch hinbekommen, nur die Strecke musste halbiert werden. Gedankt sei hier auch den Straßen, die den Radweg zwischendurch unterbrochen haben. Die entgegenkommenden Radler haben sich wahrscheinlich gewundert, warum der geduckte Typ mit dem lila Kopf so komisch schielt
Am dritten und letzten Tag haben wir frühmorgens unsere Sachen gepackt und sind mit dem Auto gen Brenner gefahren. Zwischendrin haben wir in Brixen Halt gemacht, um noch "kurz" über St. Andrä zum Würzjoch hochzufahren. Und das hat wieder für neue Sinneseindrücke gesorgt, denn was in Bozen als Regen runterkam, ist in den Bergen als Schnee liegen geblieben. Gleiches Spiel wie bei der Auffahrt zur Sella-Ronda: Auto parken, 100m flach und dann direkt 400m Höhenunterschied auf 6km. Klare Luft und super Ausblicke, einsame Straßen, große Ruhe und nur wenig Störung durch Motoradfahrer und Autos!
Nach 1100hm gab es eine kurze Abfahrt von 100hm, danach wurde die Windjacke wieder ausgezogen und die restlichen 500hm (inkl. einer noch kleineren Zwischenabfahrt) zum Würzjoch unter die Räder genommen:
Oben lag dann ordentlich Schnee, während auf der Sella-Ronda immer viel zu viel los war, blieb hier auch Zeit (und Platz) für ein Passfoto:
Zurück wollten wir eigentlich die Nordseite durch den Wald runterfahren, aber das war in kurz-kurz und Windjacke zu kalt. Ich hatte vorsorglich einen Buff für die Ohren eingepackt, aber keine Handschuhe. Da ich es mir in der Auffahrt neben einer kurzen Schneeballschlacht nicht nehmen lassen konnte, in den Schnee zu Pinkeln, war da durchaus auch etwas Tauwasser im Schuh
Da schon nach 2km Abfahrt Gefühle wie auf den fiesesten Winterfahrten aufkamen, sind wir vielleicht 5km die gleiche Strecke zurück gefahren und haben uns dann auf den sonnigen Rückweg über San Pietro gemacht.
Fazit: geil, geil, geil! Wer das noch nicht probiert hat, unbedingt nachholen. Das ist auch Rennrad fahren, nur eben ganz anders
Man braucht nur die Gänge, um stundenlang hauptsächlich 10-12km/h kurbeln zu können. Und ist der letzte Pass nicht etwas flacher oder hat längere Stellen mit über 10%, dann vielleicht noch einen Gang kürzer. Bergauf schwitzen, bergab reicht dann eigentlich die Windjacke, solange die Straße nicht das einzige schneefreie Stück ist.
Ewig lange Abfahrten (mein Pulsmesser sagt, dass ich auf der Sella-Runde von 5:13h fast 1:30h nur habe rollen lassen) sind auch eine ganz neue Erfahrung. Dank autofreiem Radltag konnte man die Serpentinen richtig gut fahren und nach 10-20 Stück hat man es langsam raus. In 3 Wochen bin ich mit dem MTB wieder in den Alpen, das wird sicher noch eine ganz andere Erfahrung. Aber eine Woche mit dem Renner, das wäre was feines!