24 Stunden von Nortorf
Habe am Wochenende die Klassikerfahne beim 24 Stunden Marathon in Nortorf hochgehalten. So weit ich das beobachten konnte war ich die Einzige mit Stahlrahmen. Durfte mir auch anhören wieviel schneller ich mit modernem Material wäre. Aber so ein Carbonrenner spricht mich einfach nicht an. Wäre für mich als wenn ich einen toten Gaul reiten würde. Mein altes Peugeot lebt wenigstens. Es spricht mit mir. Und wir sind ein super Team!
Um auch mal ein längeres Stück durchfahren zu können, musste die Rahmenpumpe zu Hause bleiben. An der Stelle montierte ich einen zweiten
Flaschenhalter mit einer Schelle. In der Satteltasche war ein
Multitool, ein Ersatzschlauch und zwei
Reifenheber. Alles andere, einschliesslich Wechselklamotten waren in der roten Tasche, die ich vor Ort deponieren konnte.
Die Ruhe vor dem Sturm. Noch zählte die 24-Stunden Uhr nicht rückwärts. Die Organisatoren waren mit Klapprädern ausgerüstet.
Durch das weisse Zelt mussten wir jede Runde fahren, damit die Runde per Transponder registriert werden konnte.
Gespannte Erwartung kurz vor dem Start. Der Platz füllte sich.
Bereits in der ersten Runde hatte ich einen Durchstich im vorderen
Reifen. Ich konnte den
Schlauch zwar wechseln, aber der
Reifen war hinüber.
Die Enden der Kevlarfäden waren zu spitz und hätten mir jeden
Schlauch zerstört. Ich reparierte das Ganze provisorisch und fuhr vorsichtig mit wenig Druck ins Ziel. Zum Glück gab es im Start/Zielbereich extra einen Reparaturservice. Der Mechaniker hatte sogar den richtigen
Reifen in der richtigen Grösse da. Das Ganze kostete mich ca. 1/2 Stunde und etwas Geld. Danach fuhr ich bis zum Schluss pannenfrei durch.
Nachdem es die ersten Stunden trocken blieb, kam dann doch etwas Regen auf. Immer mal wieder schauerte es, manchmal gab es auch nur etwas Nieselregen. Nordischer Sommer halt.
Am härtesten waren die Nachtrunden, vor allem als teilweise dichter Nebel aufkam. Ich fuhr die meiste Zeit ganz alleine, da mir die Gruppen entweder zu langsam oder zu schnell waren. So konnte ich immer mein Tempo fahren. Jede Runde des dreieckigen Kurses hatte 28 km und 110 Höhenmeter die sich vor allem auf einen Hügel konzentrierten. Nach mehreren Runden hatte ich das Gefühl das der Hügel immer höher wurde. Die haben den bestimmt heimlich aufgeschüttet.
Als ich bei einer Nachtrunde merkte das ich vor Müdigkeit bald vom Rad fallen würde, machte ich es mir auf einer kleinen Brücke gemütlich. Das es feucht und kalt war merkte ich gar nicht. Leider wurde ich irgendwann von meinem vorbeifahrenden Bekannten Günter geweckt. Trotzdem tat mir das Nickerchen gut und meine Zeiten wurden wieder etwas schneller.
Siegerehrung der Gesamtwertung. St.Pauli konnte sich freuen. Ein Fahrer des Vereins gewann mit einer guten Sololeistung die Gesamtwertung mit 26 Runden (728 km).
Mit meiner Leistung war ich ganz zufrieden, obwohl ich mir etwas mehr erhofft hatte. 13 Runden (364 km) mit einem 24er Schnitt reichten für Platz 8 in der Frauenwertung und Platz 104 in der Gesamtwertung. 1,5 Stunden vor Schluss war ich noch unter den ersten 100, fuhr dann aber die 14. Runde nicht mehr. Aber so habe ich noch Verbesserungspotential für nächstes Jahr.
Ich war etwas müde aber nicht total ko. Hätte also durchaus noch weiter fahren können. Das war für mich eine wichtige Erkenntnis in Bezug auf lange Brevets.
Was man echt lobend erwähnen muss ist die tolle Organisation vom Radsportverein RSG Nortorf.
Die Verpflegung war einsame Spitze. Etwas vergleichbares habe ich bei uns in NRW noch nicht gesehen. Es gab ständig eine grosse Auswahl an warmen und kalten Speisen. Es gab Herzhaftes und Süsses. Die Speisen wurden von einem engagiertem Team frisch in der Schulkantine zubereitet. Selbst an die Vegetarier und Veganer wurde gedacht. Auch die Süsspeisen waren absolute Klasse: Obstsalat, diverse selbst gemachte Puddings und Baiser-Quark liessen keine Wünsche offen. Kuchen gab es natürlich auch. Ich hab wohl auch aufgrund des tollen Angebots die ein oder andere Pause zu lange gemacht. Aber zumindest brauchte ich keinen Hungerast befürchten.
Die Stimmung bei den Organisatoren und den Fahrern war gut.
Mein Fazit: der 24 Stunden Marathon in Nortorf war neben der Fietselfstedentocht das absolute Saisonhighlight für mich. Nächstes Jahr bin ich auf jeden Fall wieder dabei.
Aufgrund der diesjährigen Erfahrung werde ich nächstes Jahr einiges verändern (z.b. kürzere Pausen) und hoffentlich die angepeilten 15 Runden (420 km) schaffen.