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Wann die Gabel tauschen?

bluewatersailor

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Hallo zusammen,

ich fahre jetzt schon seit ein paar Jahren mein altes Pinarello aus den 80ern (Columbus Cromor), auch längere Touren oder sportlich schnell zur Arbeit. Daher habe ich nach dem Kauf Sattelstütze, Lenker und Vorbau ausgetauscht, also die Teile aus Alu, die gerne mal brechen. Einzig die Gabel habe ich nicht getauscht, da die gut zum Rahmen passt.

Letzten Herbst hatte ich es mal in der Werkstatt und die gebeten, die Gabel auszubauen und zu inspizieren, da ich mit neuen Bremsblöcken und je nach Untergrund öfters mal Gabelflattern hatte. Laut Mechaniker alles ok, gerne auch weiter sportlich damit fahren. Auch wenn man die Räder anschaut, die beispielsweise bei steel-vintage.com verkauft werden, haben da viele noch ihre Originalgabeln - doch kennt man das ja von den neueren Alu- und Carbonprodukten, dass man die regelmäßig mal austauschen sollte.

Was ist eure Sicht dazu? Muss man diese alten Gabeln erst austauschen, wenn ein Schaden auftritt?

Viele Grüße
Max
 
Hilfreichster Beitrag geschrieben von Knobi

Hilfreich
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Genau so: Die Gabel muss weg, wenn sie irgendwo Risse bekommt, nach einem Unfall im oberen Bereich sichtbar verformt ist oder man beim Ausbauen feststellt, dass ein zu fest angeballerter Vorbau den Schaft gesprengt hat, oder der Schaft wiklich bitterböse verrostet ist.
Ansonsten halten Gabeln viele Jahrzenhnte lang, und das gilt grundsätzlich erstmal für alle Materialien.

Mach Dir da einfach keine Sorgen. Dein beschriebenes Problem kommt einfach nur von der Bremse und vielleicht einem zu locker oder zu fest eingestellten Steuersatz.
 
Ja, oder die Bremse selbst hat Spiel im Lager und man merkt das erst mit neuen Belägen so richtig. Dann bremst sie, bis Lagerspiel oder elastische Verformung an einem gewissen Punkt angekommen sind und eine höhere Gegenkraft aufbauen - federt zurück - Beläge verschieben sich kurz in die Gegenrichtung und es geht von vorne los.
Dass die Gabel dabei "stottert" oder mitschwingt, liegt in der Natur der Sache, denn sie soll ja flexibel sein. Wäre der ganze Rohrverbund eines Fahrradrahmens wirklich völlig unflexibel, würde er bei klassischen Rohrdimensionen wohl schon beim Überfahren eines 2-cm-Steinchens brechen.
In aller Regel weisen "flatternde" Gabel nur auf ein anderes Problem hin und sind selbst überhaupt keins.

Schau also mal nach folgenden Sachen:
  • Steuersatz: zu fest, zu locker, schief eingebaut?
    Zu fest = Gabel lässt sich nicht mit zwei Fingern am Vorbauschaft drehen, wenn das Rad in der Luft ist
    Zu locker = Gabel bewegt sich im Rahmen, wenn man im Stand die Vorderbremse voll zieht, sich auf den Lenker stützt und das Fahrrad nach vorn und hinten ruckelt. Dabei kann man mit Zeigefinger und Daumen der zweiten Hand prima zwischen Gabelkopf und Steuersatz fassen und merkt ganz gut, ob da was wackelt; manchmal knackt es auch.
    Schief eingebaut = Steuersatz lockert sich während der Fahrt immer wieder von selbst oder wird zu einer Seite hin schwergängig, wenn man den Lenker mit hochgehobenem Vorderrad sehr weit dreht. Dann muss er mal komplett raus und das Steuerrohr nachgefräst werden.

  • Bremsbeläge: richtig fest, richtiger Winkel zur Felge, richtige Höhe, ordentlich eingebremst und passend zum Felgenmaterial?
    Richtig fest = lassen sich nicht mit den Fingern verdrehen.
    Richtiger Winkel = zeigen seitlich betrachtet nicht nach oben oder unten; zeigen von oben betrachtet leicht v-förmig in Drehrichtung zur Felge (falls winkelverstellbar). Oder stehen zumindest in etwa parallel zur Felge und zeigen in die selbe Richtung.
    Richtige Höhe = greifen nicht beinahe in den Reifen (zu hoch) oder am unteren Rand unter die Felge (zu tief).
    Ordentlich eingebremst = liegen nicht nur an einer Kante an (das ist bei neuen Belägen ziemlich oft so). Bei farbigen Belägen ist das leicht zu erkennen, bei schwarzen muss man etwas genauer hinschauen: Wo sie viele kleine Riefen in Drehrichtung haben, liegen sie auch an.
    Passend zum Felgenmaterial = nicht jeder Belag bremst gleich gut auf jeder Felge. Das ufert aber in der Theorie schnell aus und wir können bei einer genauen Angabe von Felgen- und Belagmodell viel besser weiterhelfen.

  • Bremse selbst hat Spiel oder ist nicht richtig an der Gabel fest:
    Einfach mal im Stand bremsen und das Fahrrad vor und zurück ruckeln, wie beim Steuersatztest. Dabei die Bremse genau beobachten: Verbiegen sich die Arme nur elastisch, oder wackeln/kippen sie an der Lagerstelle? Wenn sie kippeln: Lager zerlegen, säubern, gut fetten und wieder ordentlich einstellen.
    Lässt sich die ganze Bremse an der Gabel von Hand hin und her kippeln, ist sie einfach nicht richtig festgezogen.

  • Spiel in der vorderen Nabe oder eingelaufenes Lager:
    Das kenne ich als möglichen Auslöser für das gefürchtete Rahmenflattern. Mach mal die Bremse ganz auf und wackel an der Felge nach rechts und links. Elastisches Verbiegen ist da völlig normal, aber wenn wirklich was wackelt, merkst Du es deutlich und musst nur das Nabenlager ordentlich einstellen, oder probehalber mal den Schnellspanner fester anziehen.
    Ein eingelaufenes Lager merkst Du deutlich, wenn Du die Nabenachse am ausgebauten Rad mit den Fingern drehst und sie dabei hakelt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen herzlichen Dank für eure qualitativ hochwertigen Beiträge! Die haben meine Frage beantwortet. Ich werde dann die aktuelle Gabel einfach weiterfahren und halt wie alles andere auch regelmäßig kontrollieren. Neue verchromte Stahlgabeln sind eben auch nicht sonderlich günstig, außer man nimmt die billigen, aber da weiß man ja dann auch nicht ob das so ein Fortschritt gegenüber einer guten alten ist.

Bezüglich des Gabelflatterns: eigentlich war das kein großes Problem, bis ich mir aufgrund mittelprächtiger Bremsleistung nach dem Kauf mal die Bremsbeläge angeschaut und festgestellt habe, dass die in einer Weise "verglast" sind. Nach dem Tausch auf neue hatte ich dann diese Probleme und habe auch ewig lang rumprobiert, irgendwann ging das dann weg - weil die neuen Bremsbeläge wieder verglast sind, dort, wo die Felge ihre Rillen hinterlässt. Es ist eine Mavic Open 4 CD Felge, die noch keine verschweißten Felgenstöße hat - vermutlich kommt das daher. Die Gruppe ist Dura Ace, inwieweit das mit dem Verglasen normal ist weiß ich leider nicht.

Nun tritt es nur noch ab und an auf, wenn ich zum Beispiel auf Kopfsteinpflaster so mittelstark abbremse. Vermutlich treffe ich da genau irgendeine Resonanzfrequenz, was mit diesen stark (mehrere cm) federnden Gabeln scheinbar nicht so schwer ist.
Den Steuersatz hatte ich im Herbst gleich mit anschauen lassen, die mussten die Gabel ja eh ausbauen und haben das dadurch auch neu montiert. Ich habe mal geschaut ob ich irgendwo ein Spiel finde wie oben beschrieben, aber es scheint alles in Ordnung zu sein. So wie es jetzt ist stört es mich nicht und kommt selten vor - man muss etwas fester zugreifen als mit frischen Bremsbelägen, aber ich kriege das Rad ohne Probleme auch in den Hoods und bei Nässe zum Blockieren, von daher ist es ok.
 
...entschuldige bitte aber das ergibt für mich alles keinen Sinn.

Bremsbeläge aus Elastomere können nicht verglasen, schon gar nicht im Zusammenhang mit einem periodisch auftreffenden Felgenstoß.
Gesinterte Bremsbeläge können verglasen, wenn eine Bremsscheibe glüht, was bei unseren Klassikern ja kaum vorkommen kann.
Elastomere altern und verlieren mit der Zeit ihre Flexibilität (härten aus), was zu verringern Reibwerten führt.


Schon klar, deswegen hatte ich das in Anführungszeichen geschrieben. Die sind halt nicht mehr wie neu, sondern „glatt“ geworden, dort, wo man auch Erhebungen am Felgenstoß findet.

Schlechtes Bild im Anhang :) Wie gesagt ist es aber nun kein Problem mehr und ich lebe damit, ist halt ein altes Rad schätze ich.
 

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Die Beläge sehen eigentlich nicht übel aus und greifen offenbar auch gut genug, um kleine Stückchen aus der Felge zu reißen. Das wäre nicht ungewöhnlich, aber vielleicht ist es auch nur eingearbeiteter Dreck.

Das Problem könnte einfach die Beschichtung der Felge sein, wenn sie noch durchgehend grau ist. Darauf bremst eigentlich überhaupt kein Belag vernünftig und man sollte CD-Felgen einfach mal auf einer langen Tour im Regen fahren, gern auch über Feldwege und dabei immer wieder gut bremsen. Anschließend ist die Felgenflanke stellenweise silber und bremst, wie jede andere auch.
Shimano hatte zwischenzeitlich mal Probleme mit Belägen, die zu "scharf" waren und eben wirklich die Felgen arg verschlissen haben. Die genaue Bezeichnung steht auf der Rückseite, wenn man den Belag aus dem Halter schiebt. R55C3 halte ich in der Summe aller Eigenschaften für sehr gut, R55 ohne weitere Kürzel hatten glaube ich das Problem.

Ein unsauberer Felgenstoß kann natürlich rubbeln, aber im Lauf der Jahre verschwindet er von selbst. Wenn nicht, darf man da gerne gaanz vorsichtig mit Holzklötzchen und Schleifpapier drangehen.
 
Vielen Dank für die Einschätzung Knobi. Die Felgen sind wirklich noch grau, sehr gut zu wissen, dass das die Bremsleistung beeinträchtigt. Der Felgenstoß rubbelt auch etwas, da sieht man aber auch schon ein paar blanke Schleifspuren - beim nächsten Regen dann :)
 
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