Ich meinerseits bin durch eine private Nachricht auf die Beiträge in dieser Diskussion aufmerksam gemacht worden, von denen mir zuvor einige ausgeblendet wurden. Die Forums-Software erfordert es, meinen Beitrag in 2 Teile zu spalten.
gerade habe ich diesen fred entdeckt und beim durchlesen festgestellt, dass hier missverständnisse entstehen und auch schon entstanden sind. nun möchte gerne versuchen, ein bisschen was gerade zu rücken, was hier teilweise sehr falsch rüber kommt.
Wenn jemand mit großer Einleitung ein solches Amt an sich nimmt und sich dem Auftrag stellt, "Falsches geradezurücken", müssen seine darauf folgenden Einlassungen von entsprechend hoher Qualität sein.
ich kenne den gesamten beitrag von flammberg nicht. es ist aber gefährlich, aus solchen texten zu zitieren - [... Es gab zwei Sorten Muffen, die einfacheren, im Werk gefertigten Bauer-Muffen (erkennbar an fensterartigen Ausschnitten) und die Nervex-Professional Muffen, die Bauer nur an den reinen Profi-Maschinen verwendete. ...], und damit fakten schafft, die so nicht stimmen und lesern den eindruck vermitteln, dass das tatsachen wären.
Sich dieses Wissen anzueignen, wäre die Grundvoraussetzung für einen solchen Beitrag gewesen und hilfreicher, als das von anderen aus dem Zusammenhang Gerissenen zu wiederholen und es so an dieser Stelle abermals als von mir getätigte, generell gültige Aussage erscheinen zu lassen. Mein damaliger Beitrag bezog sich auf ein Rad, dessen Baujahr nach Steuerkopfschild auf frühestens 1961, nach Muffen jedoch noch später, zu datieren war und genauso beschränkte sich die Aussage über die Verwendung der Nervex-Muffen auf reine Profi-Maschinen auf Exemplare ab der Einführung dieser Muffen bei Bauer, die sich irgendwann im Jahren 1962/1963 ereignet haben muß. Grundlage für die Bestimmung dieses Datums geben mir zwei, in meinem Besitz befindliche, Räder/Rahmen, von denen ich den einen, den auf den angefügten Fotos abgebildeten schwarzen „Weltmeister“-Rahmen mit Bauer „Fenster“-Muffen, zumindest nach Seriennummerliste eindeutig als im Januar 1962 gebaut datieren kann, das andere, das fahrbereite rote Bauer mit Nervex Muffen, durch Seriennummer auf Februar 1963 und durch den noch vorhandenen Lieferschein auf ein Verkaufsdatum April 1963. Da beide Rahmen ein Steuerkopfschild besitzen, das auf das 50jährige Firmenjubiläum hinweist, ließe sich ihr Entstehungsdatum also auch auf ab 1961 datieren, ohne dazu eine Seriennummerliste zu besitzen.
Mein damaliger Beitrag:
http://www.rennrad-news.de/forum/threads/bauer-rennrad.61349/#post-1257216
Von einem ehemaligen Mitarbeiter der Firma Bauer, von dem ich neben mehreren Rädern auch einige Kisten mit Fotos, Unterlagen und Erinnerungsstücken bekommen habe (darunter auch ein 16mm-Film und ein Original-Trikot), weiß ich, daß die Firma mit der Einführung der Nervex-Muffen gegen die damals von Rabeneick verwendeten Imitate der Nervex-Professional-Muffen auftrumpfen wollte (die wohl wie der damalige Rabeneick-Rohrsatz ebenfalls aus dem Hause Libelulu stammten). Frühere Rabeneick mögen eventuell irgendwann echte Exemplare älterer Nervex-Typen verwendet haben (es sollte dann, falls ein kompletter Satz verwendet wurde, eine Gravur unter dem Tretlagergehäuse zu finden sein), bei den Muffen auf den folgenden Fotos eines meiner Rabeneick handelt es sich jedoch eindeutig nicht um Nervex-Professional, sondern ein Imitat, das leicht an der größeren und gröberen Form zu erkennen ist. Vergleichende Fotos aus verschiedenen Ansichten könnte ich bei Interesse machen, dabei würde ich mir auch mehr Mühe geben, als ich für die heutigen Bilder der Bauer-rahmen und der vor 5 Jahren fotografierten Bilder des Rabeneicks aufgewendet habe.
ich würde mich sehr über ein wenig mehr forschungsarbeit freuen, ebenso über das bereitstellen von objektiven quellen, um wissen zu erhalten und unwissen auszuschließen. über ergänzungen und vertiefungen freue sicher nicht nur ich mich.
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der "weltmeister"-rahmen von rocky mountain ist wahrscheinlich den jahren 53 bis 55 zuzuordnen. darauf weist der weiße bauer-schriftzug im halbbogen hin. die gabel gehört leider nicht dazu, passt aber farblich soweit ganz gut. der einfache sport-steuersatz sollte dann mit einer passenden gabel getauscht werden. die schaltung ist viel zu jung, während die
bremsen bleiben könnten. das steuerkopfschild schwirrt ja zuhauf in der bucht herum, es sollte das silberne sein.
Nein, diese zeitliche Einordnung ist falsch, im Detail, was die Festlegung der „halbbogenförmigen“ „Bauer“-Schriftzüge betrifft (wie sie zu dieser Zeit aussahen zeigen die Bilder meines 1953er Bauer), sowie auch die daraus folgernde Nahelegung eines „silbernen“ Steuerkopfschildes (vor 1961) falsch ist, denn beim Rahmen von Rocky Mountain handelt es sich um ein weit späteres Exemplar. Der Rahmen von „Rocky Mountain“ weist dasselbe Verteilung von Chrom und Lackflächen wie mein, hier ebenfalls abgebildeter ,schwarzer Rahmen aus dem Monat Januar 1962 auf, nur eben in anderen Farben, dazu dieselben Aufkleber (die Weltmeisterringe, die die Chrommanschette am Sattelrohr begrenzen sind bei meinem bis auf zarte Reste verlorengegangen). Bauer hatte diese Lackierschemata mit den darin möglichen Variationen durch die Zeit wieder geändert und sie erlauben somit eine gewisse zeitliche Zuordnung. Da ich meinen schwarzen Rahmen nach Seriennummer auf Januar 1962 und nach Steuerkopfschild mindestens 1961 datieren kann, kann der von „Rocky Mountain“ erworbene nicht zwischen 1953 und 1955 gebaut worden sein. Ich würde das Rocky Mountain´s Rad also auf etwa ab 1961 bis Ende 1962/Anfang 1963 datieren, die Verwendung des Steuerkopfschildes alten Typs, ohne Hinweis auf das Jubiläum „50 Jahre Bauer“ wäre also grundfalsch.
Eine weitere Hilfe ist immer der Nietenabstand der Steuerkopfschilder, der sich bei den Schildern vor und nach 1961 und bis zu der Einführung der Aufkleber (siehe mein Weltmeister von Februar 1963) allerdings nur minimal unterscheidet. So beträgt der Nietenabstand des „silberen“ Schildes bei meinem 1953er Bauer 63,41mm, der bei meinem schwarzen Bauer Rahmen von 1962 jedoch nur 61,57mm, was durch Vergleich mit noch unverbauten Steuerkopfschildern bestätigt wird. Geht man nun von gelegentlich unrunden Nietenköpfen aus, wird dieser Unterschied noch geringer, dennoch bleibt hier ein Unterscheid von etwa 2mm als zumindest grob nutzbarer Anhaltspunkt.
Im Folgenden Bilder des roten Bauer von August 1953, eines schwarzen „Weltmeister“ von Januar 1962 und eines fahrbereiten roten Bauer „Weltmeister“ von Februar 1963, die die die wesentlichen Unterschiede der Räder dieser Zeit deutlich machen:
- Aufkleber
- Steuerkopfschilder
- Form der Muffen (für mehr Detail-Bilder habe ich keine Zeit)
- Form der Stebenenden an der Sattelmuffe (1. „Zipfelmützen“, 2. abgerundete Enden, 2. abgeschrägte Enden)