AW: Warum wird Doping als "das absolute Sporverbrechen" wahrgenommen?
Na klar, der Fisch stinkt vom Kopf her. Aber das ist ja auch logisch. Die Verbände sind dran in erster Linie daran interessiert erfolgreiche Sportler zu haben. Dann gibt es Aufmerksamkeit, Fördergelder, "Funktionärsleben" etc. pp.
Also werden alle Augen nicht nur zugedrückt, sondern auf eine subtile Art und Weise die Sportler ermuntert, "schneller zu werden". Schaut euch nur mal die Qualifikationsnormen für Olympia an. Da werden die Hürden so hoch gelegt, dass für viele eine Teilnahme in der Sternen steht, obwohl sie in der Disziplin der beste Athlet ihres Landes sind. "Dabei sein ist alles", der Spruch ist schon lange passé. Der Zweite ist heutzutage der erste Verlierer.
Dann hat der Sportler selber ein direktes Umfeld, das nur von ihm partizipieren kann, wenn er erfolgreich ist. Trainer, Manager, Team und Mitglieder, alle sind davon abhängig, dass der Sportler gut funktioniert. Also wird ihm das schon früh beigebracht...
Und das ist eine Sozialisation, die ähnlich wie im Drogenmilieu stattfindet, wo schnell kein Unrechtsempfinden mehr da ist, weil "alle" im Umfeld es machen. Wie sagte der olle Altig schon damals: "Wir sind keine Sportler, wir sind Professionals." (Eigene Ergänzung: ...und machen alles, was nötig ist.)
Andererseits ist der Sportler in einer brutalen Zwickmühle, die da lautet "do or die". Alles, was er sich in einer Zeit aufgebaut hat, wo andere eine Jugend haben, steht irgendwann auf der Kippe, weil er sich entscheiden muss, wie es weitergeht. Hat er wirklich seine ganze Jugend in eine sportliche Karriere mit Ziel Profilaufbahn reingesteckt, hat er quasi keine andere Wahl als "do". Er weiß ganz genau, er ist aus der Sicht des Wirtschaftsfaktors Profisport nur ein
austauschbares Verbrauchsgut.
Er weiß auch, dass er nur ein paar Jahre hat, um das Geld für den Rest seines Lebens zu verdienen, bzw. das er schauen muss, nach seiner aktiven Karriere irgendwo unterzukommen, am besten innerhalb der ihm bekannten Umfelds. Er darf also niemanden vor den Kopf stoßen.
Er muss damit klarkommen, dass im Falle von Mißerfolg oder ernsthaften Verletzungen, also durch ein frühes Karriereende all die schönen Sachen wie Sponsoring, Klamotten, Reisen, Aufmerksamkeit in Medien und so von einem auf den anderen Tag weg sein können. Daran scheitern offenbar viele Sportler auch bei einem normalen Karriereende.
Ein anderes Riesenthema zu den Verbänden, Politik etc. ist die Korruption im Sport. Es wird auch noch ein Weilchen dauern, bis die Welt soweit ist, dass sie solche Themen angehen kann, aber bedingt durch eine neue Weller der Ethik im Geschäftsbereich glaube ich daran, dass auch wir das noch erleben.