Warten wir mal ein paar Jahre ab. Da pinkeln uns ein Hyundai, Kia, etc ins Müsli und das Geschrei ist groß, vorallem von der Autoindustrie. Aber bis dahin kann man sich ja ausruhen,auch weil Vater Staat einspringt und Gelder einem krieselnden Autobauer hinterherschmeißt.
Ich sehe gewisse Analogien in der dt. Fotoindustrie.
Man sieht ja schon deutlich wie sich die Dinge allmählich ändern. Macht es noch Spaß mit dem Auto in D in einer grossen Stadt unterwegs zu sein ( oder sein zu müssen) ? Mir nicht!
Indooviduelle Mobilität hiess früher : ein Auto zu besitzen,
heute gibt es Lösungen wie UBER, Car sharing etc...
Viele junge Leute in den Städten wollen kein Auto mehr und mich wunderts nicht
Es gibt ganz unterschiedliche Wege "ein Auto" zu definieren (und damit auch zu konstruieren, zu produzieren und zu verkaufen).
Bei VW gab es in den 80ern Prospekte vom Golf, da konnte man u.A. herausarbeiten, dass:
- der der Golf C einen Stossfänger ohne Zierleiste besitzt.
- der Golf CL einen Stossfänger mit Chromleiste und einfachem Gummiprofil besitzt.
- der Golf GL einen Stossfänger mit Chromleiste und doppeltem Gummiprofil besitzt.
- der Golf CLI einen Stossfänger mit schwarzer Chromleiste und doppeltem Gummiprofil besitzt.
- der Golf GTI einen Stossfänger mit roter Chromleiste und doppeltem Gummiprofil besitzt.
Oder so ähnlich.
Da gab's ganz viele, solche Kleinigkeiten, um die Hackordnung darzustellen.
"Mein" individuelles Auto, das war jahrelang DAS Ding für die Deutschen.
Besser noch bei Mercedes und BMW, da gab es gar keine Pakete oder Ausstattungslinien, sondern alle Extra waren individuell zu konfigurieren.
Varianten sind teuer, das wissen alle. Darum gibt's auch bei Premiummarken mittlerweile Ausstattungspakete.
Ein Weg, dass sich diese Vielfalt auszahlt ist z.B. der von VW:
Baukasten, ganz viele Modelle und Marken teilen sich gleiche Teile, Features, Motoren, etc..
Da wird Variantenmanagement dann richtig aufwändig, aber es senkt auch die Entwicklungskosten für ein neues Modell (das zu einem grossen Teil aus schon Bekanntem besteht).
Man kann das bis zum Exzess treiben, z.B. mit einem kundenspezifischen Kabelbaum. Normalerweise hat ein Kabelbaum ein paar "Give Aways" , Stecker, an die etwas angeschlossen würde, wenn der Kunde dieses Extra bestellt hätte.
Die Stecker sind Centartikel, aber die Autos werden millionenfach gebaut und so lohnt es sich für jedes vom Kunden bestellten Auto einen ganz persönlichen Kabelbaum zu bauen und in einem Hochregallager zu parken, bis das Auto gebaut wird. Irre.
Der Tesla-Ansatz:
Ein Modell, alles drin, nur wenige Dinge wählbar, wenn möglich via Update zuschaltbar.
Technologisch konzentriert auf die Batterie, die Motoren und die Software. Machergeist bei der Infrastruktur: Gibt's nicht? Dann machen wir das selbst , kann man auch Technologie entwickeln und Geld verdienen.
Ganz wichtig ist aber auch Eines:
Die Kiste muss schon Statussymboltauglich sein. Wir werden in ein paar jahren schon Erfolge von E-Fahrzeugen sehen, die keine Statussymbole sind. Aber für den Start musste Tesla das erfüllen - sonst hätte es m.E. keinen Erfolg gegeben.
DAS ist richtig schwierig und sie haben es hinbekommen. Viele erinnern sich vielleicht noch an Audi . Das war der bis dato prominenteste Fall. Hosenträger-Image, Hut auf der Ablage, und auf einmal Allrad, Rallye, Quattro, Vorsprung durch Technik und Oberklasse Fahrzeuge mit VW Golf Zigarettenanzünder.
Gestaunt hat bei Tesla niemand über die Qualität und auch nicht so besonders über die Innovation. Gestaunt haben die europäischen Autobosse darüber, wieviel Tesla an einem Fahrzeug verdient!
Nochmal zur Fertigung:
Auch ein E-Auto hat ganz viele Anteile der Fertigung, die nicht viel anders sind als bei einem Verbrenner. Eine Stahlkarosse schweissen , Lackieren, ein Fahrwerk einbauen, Scheiben einbauen, das Interieur einbauen, etc..
Dass ein E-Motor einfacher ist als ein Verbrenner spielt eigentlich keine grosse Rolle. Viele Hersteller kaufen "ihren" Dieselmotor fix und fertig bei Peugeot. Ob die nun den einbauen und einen Tank oder einen E-Motor und eine Batterie. Eigentlich ist das mit dem E-Motor aufwändiger wegen hoher Ladung/Strom.
Tesla hat aber auch nicht viele langjährige Beschäftigte mit tollen Arbeitsverträgen und Betriebsrenten, etc..
Tesla ist als Unternehmen natürlich enorm gut bewertert, weil so eine Bewertung auch das Potential der Marke berücksichtigt. Ein wichtiger Punkt für Tesla und seine "DNA" ist das Versprechen, dass Autonomes Fahren mit den bisherigen Kisten via Software-Update kommen wird!
Das wird mit der verbauten Hardware schwierig werden. Google z.B. hat es verworfen, das ausschliesslich mit Kameras, wie sie Tesla verbaut , hinbekommen zu wollen. Es wird zusätzliche , andere Hardware brauchen , sagt google.
Ais China kommen neue Spieler auf den Markt mit einem noch radikaleren Ansatz.
Hier wird das Auto zuerst aus Richtung der Software gedacht und dann eine brauchbare Hardware auf dem Markt dazu gesucht. Hier übrigens haben die Europäer über die Qualität der letzten Erzeugnisse mächtig gestaunt!
Auch die klassischen Hersteller haben die Entwicklung gesehen , dass die Elektrik und Software im Auto im letzten Jahrzehnt exponential gewachsen ist . Manch einer (Ford z.B.) hat versucht genau da zu punkten, dass man auch in der Einstiegsklasse alle möglichen features und Helferlein anbietet.
Das hat Vorteile. Software zu entwickeln kostet z.B. in Indien fast nix. Noch vor wenigen Jahren hat man die Schalterkonsole in der Türlehne gern hart-verdrahtet. Es war billig und robust. Heute würde man eher zum Bus-System und Software greifen.
Diese neuen Spieler finden ihren Markt bei Kunden, denen das Autofahren nicht so wichtig ist. Haupsache sorglos, komfortabel und günstig von A nach B, mit der eigenen Mucke, problemlos geleitet, am besten autonom gefahren.
Davon ab:
Wenn echtes, voll-autonomes Fahren auch in Städten möglich wird , dann ändert sich noch einmal alles. Wenn das autonome Fahrzeug binnen 10min vor der Tür steht ...
Dann wird es fast nur Nachteile haben ein eigenes Auto zu besitzen. Vielleicht bleibt eine Nische für Luxus-Gadgets über oder diese wird von Oldtimer besetzt oder spezielle Car-Sharer bieten auch das an?!
PS:
Wenn das kommt, dann ändert sich auch das öffentliche Angebot bzw. verschmilzt damit.