Gehe ich recht in der Annahme dass ein Effektlack "seinerzeit" (z.B. 1965) eine drei - Schicht Lackierung war? Grundierung - Basislack Grundton - eine (oder zwei?) Schicht(en) Klarlack eingefärbt - Klarlack als Deckschicht?
Und somit deutlich einfacher aufzubauen als z.B. House of Kolor aktuell?
Ja-nee. Die Schichten einer Lackierung zählt so ziemlich jeder unterschiedlich; die Grundierung kann dabei auch gleichzeitig der Grundlack sein, oder eben nicht, wird aber meistens sowieso nicht gezählt, und dann verwechseln viele gern Schichten mit Gängen.
Schicht = etwas aus anderem Material oder in anderer Farbe direkt hintereinander, oder als erneuter Auftrag nach dem Trocknen und Schleifen.
Gang = etwas aus dem selben Material in der selben Farbe, das drübergesprüht wird, bevor das darunter wirklich trocken ist.
Grundiert werden sollte eigentlich jedes Metall, wenn Kunststoffe = Farben und Lacke darauf halten sollen.
Das hat zwar auch längst nicht jeder Fahrradhersteller so gemacht, aber es gehört sich einfach so.
Der Farbton der Grundierung hat geringfügigen Einfluss auf die Farben darüber, je nachdem. Meistens ist das aber egal.
Im Kfz-Bereich bedeutet "dreischichtig", dass bei einem Effektlack der Farbton durch zwei verschiedene, anders aussehende Farbtöne übereinander erreicht wird, wo dann nochmal Klarlack drüber kommt. Die Grundierung wird nicht mitgezählt.
Also z.B. Dottergelb ohne Metallic, darüber dann gelber Perleffekt, darüber dann Klarlack.
Zweischichtig ist demnach einfach Klarlack über metallic, die Grundierung wird da auch nicht mitgezählt.
Candy-Lackierungen mit eingefärbtem Klarlack versteht ehrlich gesagt kaum jemand so richtig, der das noch nie selbst gemacht oder dabei zugeschaut hat. Da geht es um Schichten und um Gänge. Die Gänge machen die Farbe kräftiger und dunkler, die Schichten beschreiben eigentlich nur wieder, dass Klarlack über Metallic kommt. Der eingefärbte Klarlack braucht selbst nicht nochmal Klarlack, es sei denn, da sollen noch Dekore drauf und vorher wird angeschliffen.
Ja, logo. 1-k ist nun mal 1-k. Also so dünn wie möglich auftragen. Hätte jetzt allerdings gedacht dass der Klarlack 2-k dieses Manko ausgleichen kann - also doch nicht?
Nein, Einkomponentenlacke gibt es im professionellen Bereich der letzten ca. 70 Jahre kaum noch irgendwo, da ist immer Härter = eine zweite Komponente drin, es sei denn eben, beim reinen Metallic, wo nur Verdünnung drin ist. Vernünftige Grundierungen haben Härter, Klarlacke haben Härter, Einfarblacke ohne Metallic und ohne Klarlack haben Härter.
Gemeint war ein Zweikomponentenlack, der aber ohne Klarlack auskommt und demnach auch ohne Metallic auskommen muss, also effektlose Endfarbe plus Härter. Das kann man schön dünn machen und haut sich dann nicht so schnell tiefe Macken rein.
Lass Dich aber nicht vom Begriff "Härter" irritieren, weil er wenig mit der Endhärte der Lackschicht zu tun hat, aber viel mit der Dauer, bis man das lackierte Objekt vernüftig anfassen und weiterbearbeiten kann.
Lacke, mit denen der Kfz-Profi oder Fahrrad-Hobbylackierer in Deutschland wirklich schöne Effekte zaubern kann, erreichen nie eine Härte und strukturelle Festigkeit, die dem harten Leben eines Alltagsrads lange widerstehen kann, bzw. am Auto jedem Steinschlag und Parkrempler.
Wirklich harte Lacke (andere Chemie) sind eher Nischenprodukte und meistens effektlos oder matt. In der EU sind einige davon nicht erlaubt, in Deutschland haben sich noch weniger davon jemals etabliert und sind entsprechend schwierig zu bekommen, oder teuer, oder beides.
Über die strukturelle Festigkeit = Härte der oberen Schicht, Verbindung aller Schichten und Gänge untereinander und Haftung auf dem Untergrund entscheidet bei vielen Lacken auch die Temperatur beim und nach dem Lackieren, wo häufig gilt: Je heißer, desto besser, solange der Lack dabei nicht kocht oder brennt.
Die typischen 80° beim Autolackierer haben damit aber noch nicht viel zu tun und gelten nur als Schnelltrocknung.
Manche Lacke härten auch durch UV-Licht, ohne Wärme.
Nein, das war ein Ausruf freudigen Erstaunens!