Werden die denn nicht erzeugt, wenn man den Körper stets der Belastung aussetzt, auf die man trainiert?
Die Antwort auf diese Frage lautet unzweifelhaft: Nein. Wettkämpfe (und Fahrtspiele) haben zwar einen trainingsmethodischen Wert, weisen aber die Eigenschaften auf, dass sie zwar eine hohe Belastung produzieren; die reicht aber oft nicht aus oder ist auch gar nicht geeignet ist, um alle im Wettkampf relevanten Stoffwechselprozesse angemessen zu trainieren. Zudem ist die Struktur dieser Belastung von der Dynamik des Renngeschehens abhängig. EIn SPortler kann nur noch entscheiden, ob er/sie eine Belastung mitfährt, oder nicht. Das allein sorgt dafür, dass die physiologischen Anpassungsprozesse, die durch Wettkämpfe ausgelöst werden, nicht optimal ausfallen können.
Das kann man am Beispiel von @Teutones Einheit diskutieren. Er schreibt, dass sei ein SST/VO2Max-Mix. Es ist aber mehr als fraglich, ob diese Einheit die gleichen Adaptionen der VO2max produziert, wie eine gut geplante Intervalleinheit. Bei einer VO2max-Intervalleinheit - wie den beliebten 5*5 min. (oder auch HIIT wie 30/15) - würde man in den Intervallen sehr hohe Belastungen realisieren, die ausreichend sind, um
mehrfach die Sauerstoffaufnahme ans Maximum zu bringen und für eine gewisse Dauer dort zu halten. Dabei ist entscheidend, dass die optimale Anpassung sowohl von der erreichten Intensität als auch von der Dauer, mit der diese Intensität getreten wird, abhängt. Zudem muss diese kritische Intensität auch noch in zusammenhängenden Blöcken abgerufen werden. Es ist physiologisch ein Unterschied, ob 120% der FTP in mehreren Minuten langen Blöcken getreten werden, oder in mehreren kurzen Blöcken: 25 min. mit 115% der FTP verteilt auf fünf 5 Minuten lange Intervalle erzeugt andere physiologische Effekte als 25 Mal eine Minute mit 115% der FTP. Im ersten Fall stellt sich sehr sicher in jedem Intervall ein Reiz für die VO2max ein, im zweiten Fall ist die Belastung dafür zu kurz. Es passiert zwar ggf. auch irgendeine Anpassung, die fällt aber gering aus.
Um überhaupt diese fünf mal 5 Minuten bei 115% der FTP treten zu können, muss man in den Intervallpausen deutlich "rausnehmen", um sich bei niedriger sehr Intensität für das nächste Intervall (oder die nächste 30/15-Serie etc.) zu erholen. Das Ansammeln hoher Intensitäten wird nur durch diese Pausen mit niedriger Intensität überhaupt möglich. Im Rennen kann man aber nicht einfach mal "rausnehmen", es gibt beständig eine hohe Grundbelastung, die deutlich über dem liegt, was man bei einer Intervalleinheit in den Intervallpausen tritt. Würde man dann im Rennen mehrmals versuchen, so hohe Intensitäten wie in der 5*5 min.- Einheit über annähernd die gleiche Dauer abzurufen, würde man irgendwann unweigerlich "Platzen", da man sich zwischen Belastungen im Rennen eben nicht bei niedriger Intensität erholen kann. Während gut gemachte Intervalleinheiten durch ein Wechselspiel von hohen und sehr hohen und sehr niedrigen Belastungen gekennzeichnet sind, um so den Anpassungsdruck auf bestimmte Stoffwechselteilsysteme zu erhöhen, hat man im Rennen in der Regel eine erheblich geringere Variation der Leistungsanforderungen, weil man ansonsten abgehängt würde, wenn man einfach nur noch locker mitpedalieren will.
Vor dem Hintergrund ist völlig klar, dass mit Rennen nicht die gleichen physiologischen Anpassungen möglich sind. Wenn man durch Wettkampfsimulation optimale physiologische Anpassungen erreichen würde, würde in allen Ausdauersportarten primär mit Wettkampf-Simulationen (oder intensivem Fahrtspiel) trainiert. Wir wissen aber sehr genau, dass das nicht der Fall. Wettkämpfe (und Fahrtspiele) haben in der Optimierung der Leistung in vielen Ausdauersportarten natürlich ihren Platz, sie sind aber nur ein Element im Instrumentenkasten des Ausdauertrainings und kein Ersatz für Intervalltraining.