Das finde ich das schöne an einer D3(s) - Du bist rein qualitativ immer noch nah an der Höhe der Zeit, aber die 12 MP fressen Dir keine Haare vom Kopf. Anders als wenn Du mit einer D850 (ich hatte D800/810) gerade von einer Hochzeit kommst!
D4 (16) D5 (21) und D6 (21) sind diesbezüglich aber auch keine speicherfressenden Monster.
Standbild.
Karl
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Digital bin ich nach 10 Jahren D700 vor ein paar Monaten auf die D810 umgestiegen. Also da gibt es schon einen signifikanten Sprung. Gar nicht so sehr die Auflösung (12 MP ==> 36 MP), die man in 98% der Fälle eh nicht benötigt, aber die Dynamik der neueren Sensoren ist wesentlich besser. Mit einer solchen Auflösung zu fotografieren macht aber auch nur Spaß, wenn man die passende Hardware zur Bearbeitung hat. Da werden jede Menge Daten rumgeschaufelt.
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Hier im Netz spielt die Auflösung keine Rolle, aber an der Wand hängt davon ein Print 120 x 80, der ist schon beeindruckend.
D810, Nikkor 2,8/17-25, ND8-Filter, f22, 30 Sek. bei ISO 32. Blick von der Ponte dell'Academia auf Canal Grande und Basilika Santa Maria della Salute, 09/2020
Schönes Foto, gefällt mir sehr. Aber ich bin mir sicher, das hättest Du als Fotograf, der weiß, was er tut, auch mit der D700 so hingekriegt, daß man bei 120 x 80 nichts vermißt (zumindest nicht, wenn man nicht mit der Nase direkt davorsteht).
Natürlich ist der Fortschritt nicht vor zehn Jahren stehengeblieben. Aber für meinen persönlichen Anwendungsfall spielen diese Verbesserungen keine entscheidende Rolle:
Stichwort Dynamikumfang: Rein subjektiv würde ich sagen, dass die alten Sensoren der ersten FF-Generation von Nikon in der Hinsicht schon mehr können als ein Dia-Film und annähernd so viel wie ein Schwarz-Weiß-Film, also so um die 9 Blendenstufen. Das ist mehr als genug für Print, für Online und für Abzüge. Noch mehr Dynamik hilft vielleicht, Bilder bei extremen Fehlbelichtungen in der Nachbearbeitung zu retten. Aber so oft komme ich in die Verlegenheit nicht.
Stichwort Auflösung: Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man schon mit der D3 locker Magazin-Doppelseiten fotografieren konnte. Natürlich ist es toll, wenn man mit der aktuellsten KB-Generation sogar Werbeplakate hinbekommt, für die es früher mit Mittelformat schon eng geworden wäre. Aber wer macht das schon? Ich jedenfalls nicht. Hilft natürlich auch bei extremen Ausschnittvergrößerungen. Aber als ich fotografisch sozialisiert wurde, galt noch die Devise: "Das macht man nicht" (bzw. nur in Notfällen). Der Preis, den man dafür zahlen muss, wurde bereits erwähnt: Erheblicher Mehrbedarf an Rechenleistung und Speicherplatz. Das wäre mir's nicht wert.
Stichwort Geschwindigkeit: Für Sportfotografen ist es bestimmt toll, 14 Bilder pro Sekunde raushauen zu können. Für meine Bedürfnisse sind die 9 Bilder pro Sekunde bei der D3 schon mehr als genug. Deshalb ist bei mir fast immer die Bildrate auf 5 Bilder pro Sekunde reduziert, schon allein, damit ich keinen Schreck bekomme, wenn's losrattert.
Stichwort Autofokus: Für jemanden, der damit umzugehen weiß, ist es sicherlich ein Vorteil, wenn es immer mehr Messfelder gibt und der AF immer schneller wird. Ich benutze von den 51 Messfeldern meiner Kameras genau eines, nämlich das in der Mitte, und zwar so ähnlich, wie ich das Mischbild bei einer Messsucherkamera nutze: anvisieren, scharfstellen, Bildausschnitt korrigieren, auslösen. Wie gesagt: Mein Defizit, dass ich das Potenzial des Autofokus weitgehend brachliegen lasse, aber ich weiß es eben nicht besser und kann damit gut leben.
Stichwort Empfindlichkeit: Wer zu analogen Zeiten versucht hat, mit hochempfindlichem Farbnegativfilm (wenn ich mich recht erinnere, war damals bei 800 ASA Ende der Fahnenstange) Theater-/Konzert-/Sportfotografie zu machen, muss schon den Sensor einer D700/D3 als Offenbarung sehen. ISO 800 sind für meinen Geschmack noch voll nutzbar, 1600 ein vertretbarer Kompromiss. Dass die jüngste Kamera-Generation da noch locker zwei, drei Blendenstufen mehr kann, finde ich einerseits wirklich sensationell. Und es gibt Anwendungsgebiete (s.o.), bei denen jedes Plus ein Segen ist. Bei meiner fotografischen Arbeit gehe ich aber selten in den vierstelligen ISO-Bereich. Schon allein, weil ich selten mit vorhandenem Licht fotografiere, sondern die gestalterischen Möglichkeiten einer Blitzanlage vorziehe. Von daher: Nice to have, aber kein Kaufgrund.
Fazit: Ich finde den fototechnischen Fortschritt atemberaubend und bewundernswert, aber für mich weitgehend irrelevant. Für mich persönlich gilt hier das Konzept des "gut genug für meine Zwecke". Für andere fotografische Anwendungen/Bedürfnisse mag das ganz anders aussehen.
Und dann gibt es noch die Sorte Hobby-Fotografen, die allen Ernstes Ziegelwände fotografieren und anschließend in der 100 %-Darstellung am Bildschirm Pixel für Pixel studieren. Für diese Leute ist wirklich nur das Beste gut genug, das Allerbeste. Ich gönne es ihnen von Herzen.
Nachtrag: Das zuletzt Geschriebene bezieht sich ausdrücklich nicht auf
@Wernersberger und seinen Beitrag!