Hä? Dehnen produziert doch Muskelkater und entfernt ihn nicht!
Die gewaltsame Verlängerung eines Muskels gegen seine Kraftrichtung führt zu Mikroverletzungen, die dann meist als Muskelkater wahrgenommen werden.
Die Reparatur dieser Mikroverletzungen kann zu Wachstum und Stärkung des gedehnten Muskels beitragen. Dehnen alleine reicht aber nicht aus, man will den gedehnten Muskel dabei auch anspannen. Es gab zwar brutale Tierversuche, um Muskelwachstum allein durch Dehnung zu erzeugen (Gewicht an ein Vogelbein gehängt hat das Bein dicker gemacht nach Monaten der Qual), aber das will niemand einem Menschen antun, weil es ein vielfaches der Zeit benötigt als z.B. Hanteltraining.
Beim Kraftsport geht es im Training ja auch immer darum, den Muskel unter Last/Anspannung in maximale Dehnung zu bringen, um die besten Wachstumserfolge zu erzielen. Das führt bei den meisten dann auch zu Muskelkater. Problematischer beim Radsport ist, dass die hintere Muskelkette deutlich weniger ausgebildet wird, weshalb es sinnvoll sein kann, Gluteus und Hamstrings explizit zu trainieren, z.B. mit Romanian Deadlifts: da werden Hamstrings und Gluteus unter Last gedehnt, gestärkt und zur Kräftigung/Wachstum angeregt.
Flexibilität ist die Fähigkeit, einen Muskel locker zu lassen. Die entsteht durch Nutzung/Anspannung des Muskels im verlängerten Zustand. Dehnung kann da nur kurzfristig helfen, hinzukommen.
Mobilität ist die Fähigkeit, ein Körperteil über den vollen Bereich zu bewegen, den das Gelenk mechanisch zulässt (Knie und Hüfte in dem Fall). Um die Mobilität des Oberschenkels zu erhöhen, braucht man Kraft im hinteren Oberschenkel. Der hintere muss stark genug anspannen können, um den vorderen auf maximale Länge zu bekommen.
Probier mal, einbeinig stehend eine Ferse mit aller Kraft Richtung Schulter zu heben (ohne hinfassen). Das zeigt die Limitierung der Hamstrings recht deutlich.

Lange Rede, kurzer Sinn: der Muskelkater ist kein Feind. Die wenigsten können ihre Leistung ohne die Erfahrung von Muskelkater steigern. Was tun bei Muskelkater?
1. guter Schlaf
2. gutes Essen, viel Proteine
3. manchmal hilft Wärme/Badewanne/Sauna
4. manchen hilft kurzfristig Ausrollen, Schmerzpunkt massieren, z.B. vor dem Training.
5. ein Tag Pause und den Muskel stärker werden lassen.
6. daran gewöhnen. Man kann in der Regel auch in einen leichten Muskelkater trainieren. Die stärkere Durchblutung durch das Training kann sogar gut tun.
P.S. Eistonne/Kühlung wird eher nicht empfohlen, weil es zwar den Muskelkater reduziert, aber auch die positiven Effekte der Regeneration (Stärkung, Wachstum) unterbrechen soll.