AW: 50-34 kompact, nicht optimal? lieber 50-36?
Eigentlich ja schon eingeschlafen der Thread, aber die Argumente finde ich so weit hergeholt, dass ich doch noch darauf antworte:
- weniger Fehlertoleranz des Systems
Verstehe ich nicht. Ist damit "das schlechtere Schalten" eines 3-fach Umwerfers gemeint? Da kann ich nur Rocky Mountain zitieren: "Keiner käme beim MTB auf die Idee, dass eine 3-fach Kurbel technische Probleme beinhaltet, beim RR wird das gerne als Argument angeführt, völlig unverständlich [...] "
- Unflexibilität in Bezug auf alternative Kettenblattgrössen
Von 30 bis 53 (bzw. 50 bei der 105er) gleichmäßig gestuft. Da muss man nicht mehr viel verändern, oder?
- wenig Möglichkeiten, das System an die eigene Leistungsfähigkeit anzupassen und selbst wenn sie bestünde, wäre es nur im kleinen Rahmen möglich
Für die Lusche das 30er Granny-Ritzel, für den mit den dicken Beinen das 53er Blatt. Je nach Leistungsfähigkeit alles an Bord, oder?
- das grosse KB wird "degradiert", das Problem der Heldenkurbel damit verschärft
Ich habe nie verstanden, warum man nicht auf dem mittleren Blatt fahren sollte. Wenn das Terrain (steil) bergauf, flach oder (steil) bergab ist und ich 3 Kettenblätter habe, dann ist doch irgendwie klar, dass das mittlere nicht so schlecht für das "mittlere" Terrain sein wird? Ist das wieder so eine Style-Sache, dass "man" das nicht macht, also alles außer "Kette-rechts" in der Ebene "nicht geht"?
- 30er KB bietet im Vergleich zum 34 nur einen Gang mehr
Also, noch mal kurz rekapituliert: 3-fach mit dem 30er Blatt hat einen Gang mehr als Kompakt, also ein Vorteil. Du führst das jetzt als Nachteil von 3-fach an, dass es
nur ein Gang mehr ist? Hier ein kleineres Blatt beim 74er Lochkreis zu verwenden, sollte kein Problem sein. Wenn man denn was ändern will.
- bei neuen Kurbeln häufig keine Möglichkeit mehr, KB <=30 Z zu montieren
Da bin ich nicht recht im Bilde. Ultegra 6603 und 6703 haben doch beide 74er Lochkreis für das kleine Blatt, oder? Auch hier führst Du als Nachteil auf, dass der Vorteil nicht groß genug ist.
- Überschneidungen meist nur zwischen mittlerem und grossem KB sinnvoll
Stimmt, zwischen kleinem und mittlerem Blatt braucht man es nicht so dringend. Ein größeres mittleres, z.B. ein 42er wie bei Campa, wäre sinnvoller als das 39er bei
Shimano. Dann hat man aber mehr mit Gegenschalten beim Wechsel von kleinem und mittlerem Blatt zu tun. Wie man es auch macht: Es ist immer ein Kompromis, den jeder etwas anders bewertet.
- meist gefahrene Gänge liegen bei mir bei Mitte-Klein, damit eher kleine KB und Ritzel und Schräglauf in den häufigsten Gängen, damit verbunden Verschleiss und weniger runder Lauf
Kann ich so nicht nachzuvollziehen: Bei 90er Trittfrequenz und 30km/h fährt man die Kombination 39/15. Je nachdem, ob man als kleines KB ein 11er oder 12er hat, liegt das 15er genau in der Mitte oder ein Ritzel daneben. Macht also minimalen Schräglauf aus und geringen Verschleiß. Fährst Du 30km/h mit Kompakt und 11-25er Kassette, dann hast Du mit dem 50er Blatt und dem 19er das drittgrößte Ritzel in Betrieb bei ordentlichem Schräglauf und entsprechendem Verschleiß.
- weniger runder Lauf auf dem 39er als auf dem 46er/50er
Nicht völlig von der Hand zu weisen, aber in der Kombination mit dem dazu notwendigen Schräglauf bei Kompakt kann man das auch genau andersherum bewerten.
- mehr Schaltarbeit vorne
Durch die Überschneidung der Geschwindigkeitsbereiche habe ich die Möglichkeit, Schaltarbeit vorne zu
vermeiden: Bin ich auf dem mittleren Blatt und sehe ich, dass es gleich nur kurz bergab geht, dann fahre ich auf dem mittleren ein kurzes Stück bis auf das 11er Ritzel runter. Fahre ich auf dem großen Blatt gerade überwiegend bergab und es geht nur sein kurzes Stück geradeaus oder leicht nach oben, dann bleibe ich auf dem großen und schalte hinten kurz bis aufs zweit- oder drittgrößte Ritzel hoch. Das liegt doch auf der Hand, dass man die Überschneidungen so nutzen kann. Ich habe keinen Schimmer, wo der Mythos des vielen Schaltens her kommt. Gibt es tatsächlich jemanden, der im Überschneidungsbereich von großem und mittlerem Blatt ständig zwischen zwei gleichen Übersetzungen hin- und herschaltet? Nur so wäre ja ein Mehr an Schaltarbeit vorne zu erklären. Sowas kann ich mir nur vorstellen, wenn man gerade den ersten Tag auf einem Rad mit 3-fach sitzt.
Hast Du hingegen keinen (großen) Überschneidungsbereich, musst Du streng genommen jedes mal vorne Schalten, wenn Du den Bereich verlässt. Bei Standard-Kompakt 34/50 liegt die Grenze dummerweise bei ziemlich genau 30km/h, einer für Viele sehr üblichen Reisegeschwindigkeit. Da kannst Du bei 11-25er Kassette entweder auf dem drittkleinsten (13er) oder dem drittgrößten (19er) Ritzel fahren. Beides mit sehr viel Schräglauf.
Mit dem von Dir vorgeschlagenen 44er KB ist es dann immerhin das viert- oder fünftgrößte Ritzel. Immer noch ein wenig schräg und langsamer als 26km/h sollte man dann auch nicht werden ohne vorne zu schalten. Bei 3-fach kann ich bei Weglassen der beiden größten und der beiden kleinsten Ritzel mit 90er Trittfrequenz den Geschwindigkeitsbereich von 23km/h bis 34km/h abdecken, wenn ich die äußeresten beiden Ritzel jeweils weglasse, Ohne vorne zu schalten.
- Blattwechsel im schnellen Bereich
Stimmt ganz und gar nicht, nur wenn ich das will. Siehe oben zur intelligenten Nutzung des Überschneidungsbereiches mit einem Mindestmaß an vorausschauender Fahrweise.
- versucht man mit dem 11er Ritzel das 39er universeller zu machen, schleppt man mit 52-11 o. ä. eigentlich unnötige Gänge mit
Etwas zu haben, was man nicht braucht, tut nicht so weh wie etwas zu brauchen, was man nicht hat
. In den Alpen habe ich die Übersetzung bergab auch schon getreten und es war nett sie zu haben, von brauchen würde ich dabei aber nicht sprechen. Es liegt in der Natur der Sache, dass bei besonders breiter Spreizung die Extremwerte seltener Verwendung finden.
- möchte man auf 52-12 verzichten weil man es nicht braucht und 13-2X montieren, wird das 39er noch weniger universell
Das ist in meinen Augen ein konstruiertes Problem. Kaum ein 3-fach Nutzer fährt mit sowas. Die meisten haben wahrscheinlich 11-25 als Erstausstattung und müssen sich aufgrund fehlender Probleme wenig Gedanken machen.
- häufig Geräusche auf dem mittleren Kettenblatt bei
Shimano-Kurbeln wegen der Schalthilfen am mittleren KB
Wird von berichtet, habe ich und einige Bekannte aber z.B. nicht.
- auf grossem und kleinen KB wegen Schräglauf nur wenig Ritzel fahrbar, auf dem mittleren KB nicht alle Ritzel ohne Schleifen fahrbar
Auf großem und kleinen Blatt kann der Schräglauf ja maximal einen halben Ritzelabstand größer sein als bei 2-fach, soviel zur Größenordnung des "Problems" in Deiner Zuspitzung.
Richtig eingestellt und getrimmt schleift im übrigen mit dem mittleren Blatt bei mir auch nichts, wenn ich die "Extremritzel" fahre, was ich aber gar nicht tue. Dazu ist man wegen der Überschneidungen (anders als bei anderen Systemen
) ja auch gar nicht gezwungen.
- zusammen mit MTB-Kassette und MTB-Schaltwerk eher Probleme mit Schaltwerk da es die Kapazität übersteigt, bei KK mit MTB-Kassette und MTB-Schaltwerk hingegen nicht
etc.
Das ist in meinen Augen ebenfalls ein konstruiertes Problem: Ich kaufe ein 3-fach Schaltsystem, wechsle die hintere Hälfte aus, es funktioniert nicht mehr und ich gebe dem 3-fach Schaltsystem die Schuld. Wie viele tragen sich wohl mit dem Gedanken, ein 3-fach System mit MTB-Schaltwerk auszustatten, wenn Sie ohne großen Aufwand (z.B. 11-28 Kassette montieren) fast eine 1:1 Übersetzung hinbekommen? Ich sage nicht, dass es niemanden gibt, aber das Problem dieser ganz wenigen als grundsätzlichen Nachteil der 3-fach Kurbel auszuweisen, da bin ich jetzt ehrlich ein wenig sprachlos.
EDIT: Das sollte aber kein Pladoyer gegen 3fach sein und auch keine 2fach-vs.-3fach-Diskussion auslösen, hier geht es um die KK.
Mir fällt regelmässig auf, dass die Fans der 3fach-Kurbel bei solchen Diskussionen häufig die selben Argumente bemühen, die sich auch bei Helden-Kurbel-vs.-3fach bemühen, aber meist gar nicht verstanden haben, dass es hier gar nicht darum geht. Mir z.B. sind der Poserfaktor, die Style-Polizei, das Gewicht und zum Teil auch der Q-Faktor eigentlich egal. Ich fahre nicht deshalb 2fach weil es besser aussieht, die Profis das fahren und ich mit dem Rad zur Eisdiele fahre, sondern weil mir die "angepasste KK" mehr bietet als 3fach.
Na, da ist das ja mal schön, dass das kein Plädoyer gegen 3-fach war...
Zu dem fett gedruckten Satz: Wenn in dieser Diskussion 3-fach aufkam, wurde doch eigentlich immer nur der große Sprung bei Kompakt bzw. die Überschneidung bei 3-fach angesprochen. Ich habe den Eindruck, dass alle, die in dieser Diskussion etwas beigetragen haben, sehr spezifisch und passend den Bogen zur 3-fach Kurbel gespannt haben. Meist haben sie sogar gesagt "
Ich persönlich fahre aus diesem und jenem Grund jetzt / jetzt wieder 3-fach."
Ich selbst habe mich hier eingebracht, weil mir die Aussage von Dir "[...] wäre das eine perfekte Lösung für den Hobbyfahrer und würde 3fach so gut wie überflüssig machen." aufgrund der Allgemeingültigkeit nicht so recht gefiel. Du hast Dich hier mit viel Detailwissen in Deinem FAQ in Position gebracht. Trotzdem müssen und werden Deine Schlussfolgerungen nicht für jeden gelten. Die Schlussfolgerungen muss jeder in Abhängigkeit von persönlicher Fitness, Terrain uvm. selber ziehen. Der Unterschied zwischen einem FAQ und einem Plädoyer ist sicher, dass ein FAQ die Schlussfolgerung vielleicht ein bisschen stärker dem Leser überlässt...