Mir ist das zuviel Spekulation ( Zugegeben, so richtig viel genauer wird das hier auch nicht, aber es sieht immerhin so aus....
) . Deswegen habe ich mal, obwohl mir natürlich die Mangelhaftigkeit bewußt ist, mal eine alte Tour daher genommen und einen Wattechner bemüht.
Um vielleicht nochmal das eigentliche Ziel von "aerodynamischen Verbesserungen" deutlich zu machen: Es soll mit der gleichen Leistung eine höhere Geschwindigkeit und damit eine kürzere Zeit gefahren werden können, im Vergleich ( in diesem Fall) zu der "Standardmaterial".
Leider ist meine TOUR-Ausgabe von 2011 und die Aero-Räder die dort verglichen wurden haben alle verschiedene Laufradsätze - in einem späteren Test wurden verschiedene Räder mit je den gleichen Laufradsätzen gemessen, was hinsichtlich des Rahmens aussagekräftiger war. Vermutlich gehen die Unterschiede in im Leistungswiderstand ( deren Formulierung) bzw. den cwA Werten ein guten Teil eben auf die Vorderräder zurück.
Leider schreiben die im "Begleittext" wieder eine Menge Grütze. Das sit schon Schade, wenn man einen ordentlichen Versuchsaufbau zustande bringt und dann so einen Unsinn daher schreibt wie "............In der Zeit würde das für unseren Dummy bedeuten, dass er bei einer 45km Soloflucht mit einem 45er Schnitt mit dem Rad von Felt rund 1:11 Minuten schneller ist, als mit dem Cannondale; gegenüber dem Stevens läge der Vorsprung bei 53 Sekunden........" - Ähhhh....... wenn man einen 45er Schnitt fährt, fährt man die 45km in exakt einer Stunde, egal ob auf einem Aero Renner oder mit dem Kinderdreirad.......da hat jemand nicht ganz richtig aufgepasst. Nur nebenbei, der Wert selbst kommt in etwa hin, nur muß es dann heißen, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit bei gleicher Leistung etwas höher sein würde.....
Und leider lässt der Artikel eine Reihe Fragen offen, zeigt aber ein, zwei Grafiken die optimistisch stimmen sollen.
Wie auch immer: Der Aufbau ist ein 1,80m großer Dummy auf den Renner geschnallt, im Windkanal stehend. Die Luft wird einmal frontal und je mi -5°, -10° und -20° angeströmt.
Und weil ich zu faul bin hier lange Rechnungen zu unternehmen, die ohnehin zu nichts führen, habe ich unter den verschiedenen Wattrechnern, diesen gewählt:
radpanther Wattrechner Plus Der scheint leidlich schlüssig zu sein. Natürlich, ist der mit allerelei Fehlern und Einschränkungen behaftet, wie auch in den Begleittexten ( bei den meisten, dieser Rechner) steht.
Aber um mal etwas anschaulicher zu werden und nicht nur zu spekulieren reicht es.
Dem 1,80 großen Fahrer habe ich ein Gewicht von 75kg ( für den Rollwiderstand wichtig) zugeordnet, das Rad ( schon was besseres) mit 7,8kg festgelegt. Zwei Referenzgeschwindigkeiten, einmal 25km/h ( wie im Filmchen mit "Beavis und Butthead") und dann aber abweichend, weil am Tour Test orientiert, 45km/h.
Das "beste" ( Felt) und das "schlechteste" ( Cannondale) Rad in dem Test: Die cwA Werte wurden ja mit verschiedenen Anströmungswinkeln gemessen. Also habe ich aus drei Werten ( jeweils frontal, der niedriegste und der höchste) einen Mittelwert gebildet:
Felt : 0,312 und Cannondale ( kein Aero-Renner aber mit Aero Laufrädern) 0,331. Bei den meisten Wattrechnern hat man einen sehr grob geschätzten Einheits-cwA Wert von 0,35 als Referenz festgelegt, für irgendeinen Fahrer ohne Spezifikation und einen "normalen" Renner mit normalen Laufrädern. Vergleichbar ist das natürlich nicht und im Einzelnen müßte sich jeder im Windkanal testen lassen, der sich irgendwas ausrechnen will.
Um 25kmh zu waren muß der Rererenzfahrer eine Leistung von 96W auf dem Rad mit dem höheren cwA Wert von 0,331 erbringen, zum Beispiel. "Gefahren" wird nur in der Ebene ohne Gegenwind.
Zusammengefasst:
cwA=0,331 - 96W - 25km/h - 1km in 2:24 min
cwA=0,312 - 96W - 25,4 km/h - 1km in 2:21 min
cwA=0,331 - 447W - 45km/h - 1km in 1:20 min
cwA=0,312 - 447W - 45,9km/h - 1km in 1:18,5min
Das ist eigentlich eine ganze Menge, allerdings steckt das immer noch voller Fehler und Unwägbarkeiten. Vermutlich werden deswegen auch gerne Watt- Angaben für den "Leistungswiderstand" angegeben, da die noch eindrucksvoller sind. In dem 2011er Test gehen die von 336W bis ca. 357W für Dummy plus Rad. Bei Laufradtests findet man meist diese Sprünge für das Vorderrad: 40-45W für ein 32 Speichen Standardrad, 25-35W für ein "Semi-Aero-Rad" und 17-25W für ausgemachte Aero-Laufräder.
Wenn man jetzt denkt, die höhere Geschwindigkeit kommt sozusagen von alleine, liegt man leider auch nicht so ganz richtig:
Für 45km/h muß man mit einer Trittfrequenz von 100 Umdrehungen / min eine Übersetzung von etwa 53/15 ( 7,49m Entfaltung) gekettet haben. Für das mehr an Geschwindigkeit muß man dann 102 Umdrehungen in der Minute treten. Das klingt nach gar nichts, aber wem hier schon die Lunge heraushängt ( vor allem über längere Stecke) muß dann doch noch länger ketten und mehr Beinkraft aufbringen, bei dann immerhin niedriger Kadenz. Die Leistung bleibt insgesamt zwar die Gleiche, aber die Anteile an Kraft, Ausdauer, Geschwindigkeit ( meine hier natürlich beteiligte Extremitäten) verändern sich in ihren Anteilen, je nachdem wie man gedenkt, zur höheren Geschwindigkeit zu kommen. Der Puls könnte auch noch einmal steigen, wenn man die Kadenz erhöht...
FÜr 25km/h reichen 53/23 ( 4,89m Entfaltung) bei 85 Umdrehungen und nur mit 87 Umdrehungen liegt man bei gleicher Leistung bei dem errechneten Wert. Das ist in diesem Leistungsbereich ein Klacks.
Einerseits stimmt es auf dem Papier, dass "Aero" auch bei eher niedrigen Geschwindigkeiten "wirkt", anderseits befindet man sich hier, je nach Leistungsvermögen im unteren bis mittlerem Grundlagenbereich. Das stemmt man auch in Oberlenkerhaltung. Eine wie auch immer geartete, Optimierung der Aerodynamik geht hier auf jeden Fall völlig unter.
Wen das hier jetzt motiviert, sein Rad nach aerodynamischen Gesichtspunkten auszusuchen, bitteschön. Ich finde es etwas arg mager, wenn auch ein gewisses Potential zu sehen ist. Aber es bleibt dabei: der Körper, bzw. die Körperhaltung macht am meisten aus. Und das kann wenigstens leicht nachgeprüft werden: Fahrt einfach eine Weile Oberlenker bei Gegenwind und geht dann in den Unterlenker. Dieser Effekt ist sofort spürbar. Die Wirkung selbst windkanal-getester, amtlicher Aero-Laufräder wird man sich errechnen müssen, das sieht man definitv nicht einmal am "Schnitt" der Trainingsrunde - jener ist ohnehin nur was für's Gemüt und hat nur wenig Aussagekraft. Und "Aero-Rahmen"....... nun ja.......
Im Grunde kann man das ganze Aero-"Gedöns" für das aufsparen, wofür es gedacht ist: Bei kurzen Zeitfahren in der Ebene und Einzeldisziplinen wie dem 180km Radabschnitt beim Triathlon.