AW: Auslaufen, Dehnen etc.
Bevor hier wieder jemand meint ich würde unfug posten habe ich etwas recherchiert. der gesamte artikel steht per link zur verfügung:
Aufgrund der durch das Dehnen verursachten vorübergehend verringerten Leistungsfähigkeit des Muskels (Absenkung des Tonus) und der Minderung seiner Schutzfunktion (Abklingen des Dehnreflexes) sollte Stretching vor Wettkämpfen und Krafttraining nur sparsam eingesetzt werden.
Grundsätzlich lassen sich zwei verschiedene Methoden der Dehngymnastik unterscheiden. Die eine ist die Schwunggymnastik (dynamisches Dehnen), die andere das Stretching (statisches Dehnen). Das statische Dehnen kann (abhängig von der Ausführungsart) noch weiter unterschieden werden in passive statische Dehnübungen und neuromuskuläre Dehnübungen.
Diese Art des Dehnens, das Stretching, kann entweder rein passiv oder aber unter Ausnutzung neuromuskulärer Vorgänge zum vollständigen Entspannen des zu dehnenden Muskels erfolgen
Nach aktuellsten Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass Dehnen vor Wettkämpfen, die von ihrer Schnellkraft leben, eher leistungsmindernd wirkt. Demnach führt eine optimale sportartspezifische Erwärmung ohne Dehnen oder nur mit einer geringfügiger Dehnung zu einem Optimum an Leistung im Wettkampf. Sollte trotzdem eine Dehnung angewandt werden, so ist es ratsam, kurz darauf das neuromuskuläre System mit kurzen und schnellen Impulsen anzusteuern.
Durch Aufwärmen, nicht aber durch Dehnung, erfolgt eine bessere Blutversorgung der Muskeln und somit eine erniedrigte Tendenz zu Rupturen. Schnellkraft und Maximalkraft werden durch Dehnung allerdings, entgegen der weitverbreiteten Annahme, nach einer Studie von Klee und Wiemann um bis zu 5 - 7 % vermindert. Weiterhin ist die Behauptung, Dehnung könne Muskelkater vorbeugen, falsch; im Gegenteil - intramuskuläre Verletzungen können durch intensives Dehnen sogar entstehen oder verstärkt werden. Bei Muskelkater sollte man sich nicht dehnen, da der Muskel sonst weiter verletzt werden würde.
Die Vorstellung, ein Muskel würde sich verkürzen, wenn er nicht gedehnt wird, ist zwar plausibel, aber überholt.
Die strukturelle Länge eines Muskels per se ist immer gleich. Eine Veränderung der Muskellänge findet nur bei einer Kontraktion statt (konzentrisch oder exzentrisch). Ansonst kann die Länge eines Muskel nicht nachhaltig verändert werden, weder in die eine noch in die andere Richtung. Der Muskel ist per se auch nicht elastisch.. Auf wiederholt starke Zugkraft an den Z-Scheiben reagiert der Muskel als Schutz vor Überlastung mit der Bildung neuer paralleler Sarkomere. Dieses “Muskelwachstum“ im Sinne einer Hypertrophie durch Vergrößerung des Muskelquerschnitts 3
bedeutet nicht nur eine Zunahme der Muskelkraft, sondern auch eine Zunahme der Muskel-Ruhespannung.
Eine Neubildung von Sarkomeren in Serienschaltung, und damit eine echte Längenzunahme des Muskels, kann (beim Menschen) durch Dehnen nicht induziert werden. Abgesehen davon wäre das auch nicht zweckmäßig, da Ursprung und Ansatz eines Muskels gleich bleiben und bei echter, also struktureller Längenzunahme des Muskels dieser dann quasi wie ein schlaffes Band zwischen Ursprung und Ansatz “durchhängen“ würde. Auch die elastischen Titin-Filamente werden durch Dehnen nicht nachhaltig verlängert (Ein Gummiband nimmt nach Beenden seiner Dehnung ja auch wieder seine Ausgangslänge ein).
Eine “Verkürzung“ wird üblicherweise im Rahmen eines Muskelfunktionstests festgestellt und fast immer fälschlicherweise als strukturelle, also echte Längenverkürzung des Muskels vermittelt. Mit einer “Muskelverkürzung“ ist aber eine eingeschränkte Flexibilität bzw. primär eine verminderte Toleranz gegenüber einer Dehnungsspannung gemeint (und so sollte man es auch bezeichnen), eine wirkliche Verkürzung eines Muskels besteht dabei nicht.
Das Fehlverständnis einer “verkürzten“ Muskulatur, die man deswegen dehnen müsse, wird nicht nur von vielen einschlägigen Büchern und Trainern, sondern - leider - erfahrungsgemäß auch immer wieder von Leuten, die es besser wissen sollten, nämlich Orthopäden und Physiotherapeuten transportiert. Bei Haltungsschäden bzw. einem Ungleichgewicht der Kräfte, die auf ein Gelenk einwirken, ist die Seite mit der größeren Muskel-Ruhespannung die scheinbar “kürzere“. Mit einem ausgiebigem Stretching des vermeintlich “verkürzten“ Muskels würde man dessen Ruhespannung nur noch weiter erhöhen (siehe oben).
Eine Muskelverkürzung ist funktionell zu betrachten, d.h. wenn ein Muskel seine optimale Kraftentfaltung in einem kleineren Winkel hat, als er sollte, kann man von einer “Verkürzung“ sprechen. Angezeigt ist es dann, den Gegenspieler (Antagonisten) zu kräftigen und die Muskeln über möglichst große Amplituden (ROM: range of motion) arbeiten zu lassen. Damit wird wieder ein Gleichgewicht in der Kraft und in der Ruhespannung auf beiden Seiten (Agonist – Antagonist) hergestellt (Ausgleich muskulärer Dysbalanzen).
Durch Dehnen wird der Muskel nicht strukturell länger (auch nicht “schlanker“, wie vielfach geglaubt wird), dennoch kann die Beweglichkeit erhöht werden. In der Prävention und Rehabilitation ist das ein wichtiges Argument fürs Dehnen. Im Gesundheitssport kann man deshalb ruhig in einer Trainingseinheit dehnen und kräftigen. Die sog. Zweckgymnastik, die jeder von uns noch aus Schulzeiten kennt, hat durchaus ihre Berechtigung.
mehr info´ss hier:
http://www.dr-moosburger.at/pub/pub046.pdf
Grüße
Robin