Ich habe mir die Doku heute angeschaut. Die Journalisten Bossdorf, der Redakteur der L‘Equipe, ein Stück weit Hajo Seppelt, aber insbesondere Daniel Friebe haben aus meiner Sicht spürbar versucht, hier eine weitestgehend neutrale Berichterstattung und Dokumentation abzuliefern.
Das sah ich auch so. Im Prinzip erkannte ich auch eine gewisse Reflektion der eigenen Person zur damaligen Zeit von Hagen Boßdorf.
Ich meine hier auch eine gewisse Anerkennung und Kritik der eigenen Arbeit und Betriebs-Blindheit der ARD/Sportschau zur damaligen Berichterstattung festgestellt zu haben, dass Doping einfach ein Teil des Sports ist und Ullrich nicht allein gedopt hat sondern einfach genauso Mittel genommen hat, wie alle anderen im Feld und das dadurch im Prinzip gegenüber den Wettbewerbern eben kein Betrug ist (so auch die Aussage und Anerkennung von Seppelt, den ich in der Reflektion auch gut fand).
Im Prinzip war sogar Beckmann lange Zeit in der Doku auf diesem Weg, bis er am Ende wieder forderte, Jan Ullrich solle alles gestehen. Was soll er denn gestehen? Dass er solche Mittel zu sich nahm hat er ja schon lange gestanden und wurde sogar in der Doku selbst, ich glaub wenige Filmminuten zuvor, eingespielt. Daher war sogar selbst der Einspieler von Beckmann überflüssig.
Die Doku ist in allem sehenswert, tatsächlich find ich sogar eher den Titel etwas irritierend, denn es geht hier weniger darum "wie war Jan Ullrich" als vielmehr um das gesamte Geschehen in der "Ära Jan Ullrich".
Man sieht nämlich auch die gesamte Entwicklung des Umfeldes und eben auch die Fehler der verschiedenen Mitspieler - insbesondere des Managements (das in meinen Augen für den Großteil an der Verheizung und schlechten Darstellung der Person Ullrich verantwortlich ist) der Medien sowie der Fans.
Zu Lance Armstrong: Hat mir auch gefallen. Die These, er würde sich aus der Hilfe zu Jan Ullrich eine persönliche Bereicherung ziehen ist lt. dieser Doku und den Aussagen völlig unbegründet und haltlos. Denn Armstrong hat sich ja überhaupt nicht selbst ins Spiel gebracht sondern wurde von dem Dirk angerufen - nicht umgekehrt!
Im Prinzip ist diese Doku ein guter Lehrfilm für zukünftige Menschen, die in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden und wie wichtig es mittlerweile tatsächlich ist, gegenüber den aggressiven Medien vorbereitet zu sein.
Schade letztlich nur, dass man keinen zeitgemäßen Ton von Jan Ullrich selbst hörte.