600 km Allgäu-Rundfahrt oder: „Der Brevet der 1000 Nadelstiche“
Mal wieder Roecklplatz, mal wieder 8 Uhr. Man trifft sich und plaudert über die tolle Leistung den 400er beendet zu haben. Die Gemüter sind froh – das Wetter soll gut werden und da wird der 600er ja ein Spaziergang – das war der Konsens und ich war gleicher Meinung!
Mit Deltas unterwegs!
Es ging flott los in einer kleinen Gruppe und ich hatte bis zur ersten Kontrollstelle ein gutes Hinterrad und das erste Etappenziel kam näher. Trotz Windschatten und einem Schnitt von „nur“ 25 km/h bin ich ganz schön am Kurbeln. Besonders leicht fällt es mir heute nicht. Die Namen der zu durchfahrenden Ortschaften vermitteln immer eine Vorahnung auf das bevorstehende ? Ein Aufkirchen heißt so mit Grund und es geht hinauf!
Bei der Abfahrt wäre mir in der Kurve dann fast das Hinterrad weggerutscht, das fühlte sich alles schwammig an. Dass die Tasche hinten so sehr das Fahrverhalten beeinflusst, überraschte mich schon sehr. Dann halt etwas langsamer und vorsichtiger!
Es kommt zum Zusammenschluss mit zwei anderen Gruppen (unter anderem Mario und Igor). Ich plauderte ein bisschen mit Igor über Reifendruck und er war ganz erstaunt von meinem 2 Bar vorne und 2,2 Bar hinten – nach einiger Zeit und Nachdenken ich dann auch… Das war der Druck, den ich in meinem MTB fahre, mein Hirn hatte wohl bei der Vorbereitung einen Aussetzer!
Jetzt wurde mir dann auch klar warum das alles so viel anstrengender war als sonst! Also in Murnau zum nächsten Fahrradgeschäft und aufpumpen. Mit 3,4 und 3,6 Bar gings dann weiter. Der Placebo Effekt hielt leider nur einige Kilometer und ich kam zu dem Schluss, dass es heute einfach die Beine waren, die nicht so wollten wie sie sollten.
Die 65 km zum zweiten Checkpoint zogen sich, einen Mitfahrer hatte ich nicht und recht energielos kurbelte ich weiter. Das Essen schmeckte mir nicht und Elan war leider auch gerade ausverkauft.
Die Landschaft war mal wieder traumhaft und in der Ferne konnte man Schloss Neuschwanstein sehen – da muss ich auch mal hin!
Füssen kündigte sich mit einem riesen Stau an. Eine sehr schöne Stadt, die man aber wohl an langen Wochenenden meiden sollte ? An den Autos vorbeigeschlängelt und die Zieltankstelle erreicht! Mario, der schon einige Zeit bei Cola und Snack saß erkundigte sich nach meinem Befinden – ich wurde schon früher erwartet!
Jetzt fing die Sonne an richtig runter zu brennen. Sonnencreme nachgeschmiert und weiter geht’s! Die nächste Etappe waren ja nur 35 km.
Kurzer Zwischenhalt um ein bisschen Kleidung loszuwerden. Den zusätzlichen Stauraum hinten wusste ich sehr zu schätzen! Das viermalige herunterfallen meiner Kette war hingegen etwas lästig.
Es ging ständig rauf und runter durch die wunderbaren Wiesen des Allgäus – nur leider immer langsamer voran. Auch in Füssen bekam ich die Semmel mit Wurst kaum runter. Ich ohne Appetit – sowas gibt’s eigentlich gar nicht (Kenner wissen Bescheid
![Big Grin :D :D](/forum/styles/default/xenforo/smilies/biggrin.png)
)
Vor dem Anstieg zur Drei Angeln Hütte hab ich mich dann auf eine Bank gelegt und meine Freundin Anna angerufen um nochmal Motivation zu sammeln. Am Ende war der Anstieg nicht mal wirklich einer – umsonst die Verschnaufpause!
Oben gabs dann Kaiserschmarrn und nochmal ein alkoholfreies Weizen aber mir war schon ziemlich klar, dass es für mich beim Brevet nicht mehr weitergeht.
Es gab zwar reichlich aufmunternde Worte von den Mitstreitern aber ich hatte es im Gefühl, dass es nicht einfach nur ein Tief über 8 Stunden war. Unter Zeitdruck wäre ich wahrlich nicht gewesen, Fast 3 Stunden vor Kontrollschluss war ich bei der dritten Station, auch der Schnitt war mit etwas über 22 km/h im Normbereich, nur die damit verbundene Anstrengung stand nicht im Verhältnis dazu.
Da ich auf der Hütte kein Netz hatte wurde ich von Anna mit den besten Optionen für die Heimreise versorgt – und meine Route führte mich noch 27 weitere km nach Kempten zum Bahnhof!
Da ging es dann weiter wie es angefangen hat: unangenehm - nach 7 km hatte ich einen Platten (natürlich hinten!) und ich hatte mein Pannendebüt. 15 Minuten später gings weiter etwas auf und ab und schließlich nach Kempten rein nur um zu bemerken, dass 4 km vor dem Ziel der
Reifen schon wieder schlapp wurde. Ein Schleicher! Auf nochmal Wechseln hatte ich keine Lust und für die kurze Strecke gings mit gegenpumpen weiter.
Ist ja der Klassiker – der Doppelplatten – obwohl ich wirklich Mantel und Felge genau abgesucht habe aber vermutlich war der
Schlauch leicht verdreht oder was auch immer…
Von da an gings in etwas über 4 Stunden zurück nach Regensburg (alle Anschlusszüge erreicht! Den letzten sogar nur mit einer Minute umsteigezeit, aber ich hatte ja wieder ein fahrendes Rad!). Da bot ich den Passagiere des RE nach München sogar noch einen gewissen Unterhaltungswert. Reifenwechsel im Zug fanden die ganz spannend ? – da kam dann auch gleich der neue Mantel drauf. Ich werd die Pari Moto jetzt noch weitere 1500 km fahren bis der hintere wieder durch ist. Dann teste ich mal eine Alternative.
Gestern hätte mich nicht nur der Bär, sondern vielleicht auch schon das Karnickel gefressen..
Ich schaffe es nicht gut hydriert zu bleiben obwohl ich wirklich zwischen jeder Kontrolle beide 800 ml Flaschen geleert und bei der Kontrolle noch jeweils einen halben Liter getrunken habe.
Auch mit dem Essen hat es diesmal nicht so geklappt. Vielleicht wären da Gels hilfreich gewesen aber die hatte ich versäumt zu besorgen
Heute Morgen sind die Lymphknoten dick alles tut mir weh und der Husten kommt – ich fühl mich wie gerädert und das nach läppischen 210 km – aber das hatte sich ja schon angekündigt. Die beiden Vortage war ich auch schon nicht
100% fit aber ich dachte zumindest, dass ich die 600km durchdrücken und danach in Frieden krank werden kann, Pustekuchen!