ARA Saarland 300
Wie einige vielleicht noch wissen, hatte ich mit dieser Veranstalltung noch eine Rechnung offen, weil mir dort letztes Jahr nach ca. 15 km das Schaltwerk gebrochen ist.
Jetzt also neuer Anlauf. Gebucht hatte ich direkt auf dem Campingplatz Wallerfangen (dort ist Start und Ziel der Veranstaltung) einen Wohnwagen zum sagenhaft günstigen Preis von 12€ pro Nacht. Als ich dann dort war, wußte ich warum.
Immerhin eine Blechkiste außen herum und eine Matratze zum Schlafen...
Wie immer war ich auch diesmal bei der Frage "was nehme ich mit und was ziehe ich an?" sehr unschlüssig und habe immer mehr Sachen ins Auto geworfen. Letztendlich hatte ich dann aber mit meiner finalen Ausrüstung alles richtig gemacht. Kurze BIB, Castelli Gabba Trikot als Grundlage dann Regenüberschuhe, Nanoflex no rain Knielinge, Gore Armlinge und Regenjacke. Alles kam mal zum Einsatz, die Regenjacke davon zum Glück am wenigsten.
Nach dem am Morgen angebotenen Frühstück war ich quasi als der mit der kürzesten Anreise knapp eine Minute vor Abfahrt am Start....
Los ging es in zwei Gruppen und sofort nach 2 km mit einer recht langen und mit knapp 10% auch teilweise hapigen Steigung, nach der alle schön aufgewärmt waren.
Nach knapp 15 km dann Frankreich, immer wellig mit teils mehr oder weniger steilen/langen Rampen. Da sollte bis ca km 180 so bleiben, durch Lothringen mit seinen stillgelegten Zechen, von denen überall vor sich hinrostende Überreste zu sehen waren. Dazwischen Landwirtschaft, soweit das Auge reicht.
An der ersten Kontrolle sind wir auf eine vor uns fahrende Gruppe getroffen, mit denen wir dann weiterfuhren, was aus meiner Sicht keine so gute Idee war. Nachdem mein guter Vorsatz, mich auf den ersten 250 km zu schonen für die letzten 50 sich schon an den ersten Rampen in Luft aufgelöst hat, hatte ich jetzt alle Hände voll zu tun, nicht von der Meute abgehängt zu werden.
Zum Glück haben meine ursprünglichen Begleiter sofort eingewilligt, als ich bei einer Pinkelpause den Wunsch äußerte, die Jungs ziehen zu lassen. Letztendlich waren wir dann 5 Leute, das Paar, mit dem ich schon die 200 hier gefahren bin, eine weitere sehr starke Frau und ein jüngerer Ungar, der weder Deutsch noch Englisch verstand und der ohne Navigation unterwegs war. Er ist uns wortlos gefolgt wie ein treuer Hund und hat auch alle Pausen und sonstige Entscheidungen der Gruppe kritiklos hingenommen...
Trotz der sprachlichen Probleme hat die Truppe prima harmoniert und der junge Ungar ist bei eindeutiger Streckenführung auch gerne mal in den Wind gegangen, was die Tachoanzeige jedesmal deutlich ansteigen ließ...
Irgendwann waren wir in Belgien. Auch hier eher arme Vehältnisse, wobei mir aufgefallen ist, daß sehr viele Gebäude gerade renoviert wurden.
Immer noch ein welliges Auf und Ab. Die Höhenmeter sollten sich am Ende auf 2300 addieren, im Gegensatz zu gpsies, wo sie mit ca 3500 angegeben wurden. Immer wieder herrlich blühende und duftende Rapsfelder am Weg. In Arlon dann Kontrolle 2 bei der Office du Tourisme. Im Ort war der Marktplatz für ein Fest gesperrt. Als wir dort vorbei kamen, fielen neue Traktoren auf, auf denen Kinder selig am Lenkrad drehten und ein Verschlag mit Zuchtkühen. Ländlich geprägt, die Gegend...
Nach Belgien kam Luxemburg, und wer "Asterix bei den Schweizern" kennt, weiß woran ich gemerkt habe, daß wir jetzt da sind. Alles ein, zwei Nummern aufgeräumter und gepflegter. Auch hier immer noch Auf und Ab bis wir schließlich das Tal der Sauer erreichten. Hier ging es in rascher Fahrt entlang der deutsch-Luxemburgischen Grenze durch ein wirklich schönes Tal mit ebensolchen Ortschaften Richtung Mosel. Der Verkehr nahm zu, aber zum Glück gab es einen gut ausgebauten Radweg.
In Wasserbillig dann rechts ab noch 10 km moselaufwärts vorbei an gefühlt 15 Tankstellen, die direkt nebeneinander standen und mit ihrem billigen Sprit auf deutsche Kundschaft warteten.
In Grevenmacher dann Kontrolle 5, ein letzter Kaffee und Klamotten für die frischeren Abendstunden angezogen.
Dann über die Brücke nach Deutschland und ab ging die wilde Hatz zuerst auf dem Moselradweg und dann entlang der Saar bis wieder zum Campingplatz Wallerfangen.
Auf diesen letzten 70 km habe ich gebüßt für meinen vielleicht etwas übermütigen Start. Ich war dankbar dafür, daß unser Ungar und vor allem die beiden Frauen Verantwortung übernommen und mir den Wind beiseite geräumt haben.
Apropos Wind: Wetter gab es natürlich auch und das wäre wohl eher eines Aprils würdig gewesen. Zum Glück sind wir nur einmal in einen wirklich heftigen Schauer geraten. Ansonsten haben wir den Regen wohl vor uns hergetrieben, was zur Folge hatte, daß wir sehr weite Strecken auf regennasser Fahrbahn zurücklegten.
Fazit: Wenn mir vor 15 Jahren jemand erzählt hätte, daß ich mit 60 meinen ersten 300er zu Ende fahren hätte ich dem wohl....
Aber es hat funktioniert. Die Randbedingungen haben gestimmt und irgendwie, in zwei Wochen gibt es hier einen 400er....
Epilog: den Wohnwagen habe ich mir dann doch nicht mehr gegeben und bin noch in der Nacht unvernünftigerweise nach hause gefahren.