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Der große Kritikthread: Was geht mir hier grad auf die Ketten?

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Re: Der große Kritikthread: Was geht mir hier grad auf die Ketten?
718ccm schrieb:
Ironie oder cdU? Man weiß es nicht.
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Weder noch. Ganz im Gegeneil geht es mir um Bildungsgerechtigkeit.
Wenn du dich durch die Langversion mehrere PISA- und TIMS-Studien gequält hättest, würdest du das vielleicht auch nicht mehr für Ironie halten. Darf ich fragen, ob du mal eine gelesen hast?

Anschaulich: Wieso sollte ein ukrainisches oder syrisches Kind (und natürlich auch ein deutsches Kind), das Probleme mit Lesen und Schreiben deutscher Texte hat, seine Zeit mit Religion, Sachkunde (o.ä.) und v. a. mit Sport, Technik etc. vergeuden, die es auch nicht versteht?

Warum sollte man die wenigen LehrerInnen, die es gibt, auf anderes als Kernfächer vergeuden, wenn es dort bereits erhebliche Qualitätsmängel im Unterrricht sowie Stundenausfall und erhebliche Minderleistung der Schüler gibt?

Im allen Ländern, in denen das Schulsystem so defizitär ist, ist das Ergebnis, dass die SuS wohlhabender Eltern Privatunterricht in genau diesen Kernfächern nehmen. Das ist auch bei uns zunehmend der Fall (siehe PISA).

Und die anderen SuS, deren Eltern sich das nicht leisten können, verplempern weiterer einen Großteil ihrer Schulzeit auf Gedönsfächer, die sie vielfach auch nicht verstehen oder nicht brauchen können, weil der staatliche Bildungsauftrag immer noch am antiquierten Humboldtschen Ideal umfassender Bildung orientiert ist.

Das ist ja ganz nett, hat aber mit der Realität nichts mehr zu tun. Im Ergebnis haben die Kinder wohlhabender Eltern eine gute Schulausbildung in den Kernfächern und die anderen Kinder haben diese defizitäre Schulausbildung und das aber nicht nur in Kernfächern, sondern in allen Fächern.
 
HongKong schrieb:
Stichwort: Lehrermangel. Das Ärgerliche ist dabei, dass der hausgemacht ist, weil zuvor einfach zu wenig Lehrer eingestellt wurden, obwohl der zukünftige Bedarf leicht absehbar war.
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Genau. Und das Problem ist, dass die meisten die Lehramt studieren nur Sport + irgendwas machen wollen, da diese Kombi die beste Work-Life-Balance bietet.
Grundschullehramt oder "schwerere" Fächer wie Mathe, Physik, Biologie in Kombination will fast niemand mehr auswählen.

Wie überall steht bei der Berufswahl nur noch im Vordergrund: "Wo muss ich am wenigsten tun für das meiste Geld."
Wie bei der Eisdiele. Jeder will Eis essen aber niemand will sich mehr hinter die Theke stellen und arbeiten.
 
Ideal...
Deutsche Rentenversicherung Abteilung Erwerbsminderungsrente. Man kann jeden Scheiß machen, muss beruflich nichts können und dafür gibt es Geld. Einfach jeden, auch offensichtlich berechtigten Fall ablehnen. Das sollte jeder hinbekommen.
Das ganze Widerspruchsverfahren ist, einschließlich aller, die sich damit beschäftigen, reine Zeit- und Ressorucenverschwendung.
 
Kathrin74 schrieb:
Schülerinnen und Schüler - SuS
Kolleginnen und Kollegen - KuK
Lehrerinnen und Lehrer - LuL
Erzieherinnen und Erzieher - EuE
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Erfreulicherweise gibt es ja noch immer den einen oder anderen Verweigerer i. S. "gendern". Wenn ich diese Abkürzungen so sehe, verstehe ich, warum!
 
ZojiLa schrieb:
Anschaulich: Wieso sollte ein ukrainisches oder syrisches Kind (und natürlich auch ein deutsches Kind), das Probleme mit Lesen und Schreiben deutscher Texte hat, seine Zeit mit Religion, Sachkunde (o.ä.) und v. a. mit Sport, Technik etc. vergeuden, die es auch nicht versteht?
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Ich bin da zwiegespalten. Ich denke, wir werden eher noch diverser und ein "Kern" wird noch kleiner und ich weiss nicht Recht wofür ich plädieren soll.

Wenn ich mir einen wirklich schlechten Schüler vorstelle, der ausgerechnet in Kunst oder Sport die Bestätigung findet, dass er was kann, wertgeschätzt wird und mit Fleiß oder Anstrengung oder Beharrlichkeit weiter kommt ...
Dann finde ich das wertvoller, als wenn das wegfällt und er allen "Kernfächern" ne halbe Note besser wird.

Sehr preußische Denke, diese Kernfächer ....
 
sulka schrieb:
@kokomiko2
ah verstehe. Fosburyflop, schreibt man das so. War damals ziemlich neu. Er ist neulich gestorben , meine ich. Dr Fosbury, nicht der Flop ;-)
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Da hatten wir wohl gemeinsame Neigungen. In meiner Schulzeit war "draußen aufm Platz" mit einer ca. viertelstündigen Wanderung durch nen Wald verbunden - heute liegt dieser Sportplatz in einem Naturschutzgebiet bzw ist zu einem solchen erklärt worden. Das führte regelmäßig dazu, dass wir im zweistündigen Sportunterricht dorthin wanderten, die Hochsprunganlage aufbauten (Matten aus dem Gerätehäuschen schaffen usw.), dann ca. 30 Minuten Zeit hatten, uns ins Weiche fallen zu lassen ... und dann halt obiges rückwärts. Das hat uns tierisch Spaß gemacht. "Uns" waren immer so fünf Leutchen, die anderen hatten andere Disziplinen gewählt.

Im Sportabi indoor hab ich dann 1,76 geschafft, allerdinx unter Herzklabastergefahr für alle Zuschauer, weil ich immer fast komplett an der Latte entlanggelaufen bin und erst im letztmöglichen Moment sprang - sodass ich regelmäßig mit dem Nacken auf dem Mattenende auftraf, und meine Sportschuhe unüberhörbar auf den Hallenboden knallten. Abzüge in der B-Note ... gabs nich:rolleyes:
 
skandsen schrieb:
Wenn ich mir einen wirklich schlechten Schüler vorstelle, der ausgerechnet in Kunst oder Sport die Bestätigung findet, dass er was kann, wertgeschätzt wird und mit Fleiß oder Anstrengung oder Beharrlichkeit weiter kommt ...
Dann finde ich das wertvoller, als wenn das wegfällt und er allen "Kernfächern" ne halbe Note besser wird.
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Richtig. In Technik/Hauswirtschaft/Sport sind oft schwierige/lernschwache Kinder anders und blühen richtig auf. "Wegen Sport/Technik/Hauswirtschaft... komme ich überhaupt noch in die Schule" habe ich nicht nur einmal gehört.

Wo soll die Berufsberatung hin?
Wo soll das lebenspraktische lernen hin?
Wo soll das kreative hin?
Wo soll das Entdecken von neuen Fähigkeiten hin?
 
Kathrin74 schrieb:
...
Wo soll das lebenspraktische lernen hin?
Wo soll das kreative hin?
...
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Sehr wichtige Punkte! Wir leben in einer technisierten und durch und durch genormten Welt, da ist so etwas wie Kreativität und musische Bildung ein sehr sehr wichtiger Konterpunkt. Der Kopf wird schon früh genug mit Unmengen Wissen vollgepumpt, aber wo bleibt im verbeamteten und auf Leistungsfähigkeit getrimmten Bildungsapparat (da steckt das Drama schon im Wort selbst) die Herzensbildung? Wo bleibt der Spaß an Phantasie, Literatur, Instrumente der Musik?

Als Vater habe ich immer das Lesen, Musizieren und einfach mal anders sein als die anderen Kinder immer unterstützt, was ich aber in der Schule selber erleben durfte und durch meine Kinder heute noch erlebe schleift wirklich jede kreative Ecke rund und lässt nur einen Schluss für mich zu: Das desinteressierte Beamtentum im Bildungssystem ist nicht darauf getrimmt starke, selbstbewusste Individuen zu fördern sondern Nachschub für den Arbeitsmarkt.

PS.: Ich habe prinzipiell nichts gegen das Beamtentum, was ich aber, vor allem während der Coronazeit, im Schulsystem erleben musste war/ist zum Teil nur sehr schwer zu ertragen...
 
Kathrin74 schrieb:
Richtig. In Technik/Hauswirtschaft/Sport sind oft schwierige/lernschwache Kinder anders und blühen richtig auf. "Wegen Sport/Technik/Hauswirtschaft... komme ich überhaupt noch in die Schule" habe ich nicht nur einmal gehört.

Wo soll die Berufsberatung hin?
Wo soll das lebenspraktische lernen hin?
Wo soll das kreative hin?
Wo soll das Entdecken von neuen Fähigkeiten hin?
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Alles nice to have, aber nebensächlich und bei bestehendem Lehrermangel und Defiziten der SuS in den Kernfächern, die die Basis für ein erfolgreiches Leben sind, absolut verzichtbar, solange die Schulen ihrem Kernauftrag nicht nachkommen.

Zur Einnerung: Laut PISA (2018) können 1/5 der 15jährigen SuS nur auf Grundschulniveau Lesen, 21 % scheitern am Mathematik-Mindestniveau, 70 % der kritischen SuS sind von Lehrermangel betroffen.

Das sind die vordringlichen Probleme und nicht "Berufsberatung" und anderes Gedöns, das man genausogut bei Interesse in der Freizeit erwerben kann.

Berufsberatung in NRW als Bestandteil von "Kein Abschluss ohne Anschluss" ist außerdem kein kontinuierliches Fach und außerdem nehmen daran auch keineswegs alle Schulen teil. Die Problematik, nach der Schule keinen Anschluss zu finden, besteht ja v. a. weil die SuS am Ende der Schullaufbahn teilweise noch nicht mal Grundkompetenzen aufweisen.
 
Bitte beachte unsere Verhaltensregeln beim Antworten. Danke 🙂
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