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Der große Kritikthread: Was geht mir hier grad auf die Ketten?

"Ich hab nur meine Arbeit gemacht" - Ja, das meinte die Sekretärin des KZ-Chefs auch.
Wie es mit bei diesem Statement die Fußnägel hochklappt kann ich nicht beschreiben.
Da ist es gut wenn das alles umfangreich geregelt ist, da kann man sein Hirn beruhigt zu hause lassen.
Diese Biedermann-Philosophie geht mir sowas von auf den Sack.

Der Vergleich ist schon ein bischen sehr hart, aber im Grundsatz stimme ich von Herzen zu.
 

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Re: Der große Kritikthread: Was geht mir hier grad auf die Ketten?
Unsere Gesellschaft krankt daran. Ich erinnere "Die Demokratie setzt den mündigen Bürger voraus".
Jemand der an der Pforte sein Hirn abgibt ist kein mündiger Bürger, mündig wird er erst wieder nach Feierabend wenn er Scheißhausparolen diskutiert.
 
"Ich hab nur meine Arbeit gemacht" - Ja, das meinte die Sekretärin des KZ-Chefs auch.
Wie es mit bei diesem Statement die Fußnägel hochklappt kann ich nicht beschreiben.
Vollkommen nachvollziehbar. Keine Reue oder Einsicht zu zeigen, ist zudem auch bitter gegenüber all den Opfern.
Was ich mich gefragt habe ist:
Würde ich mit jungen 18 Jahren, fast noch ein Kind„ sozialiert“ mit NS Progaganda und den anderen äußeren Zwängen, vielleicht auch vom Elternhaus (wo der Vater noch regierte) bestimmt, gegen diesen Job aufbegehren und Stellung beziehen?
Schwierig oder?
Das soll weder verharmlosend oder rechtfertigend sein, aber die Frage muss man sich auch mal stellen.
Die Geschichte könnte sich irgendwann in ähnlicher Form wiederholen, so wie die Tendenzen derzeit sind. Wenn schon jetzt viele „nur ihren Job“ machen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zumindest in großen Betrieben ist es teilweise garnicht mehr sooo erwünscht, dass Mitarbeiter tats. neben ihrer roboterhaften Arbeit noch ihr Hirn einschalten und Ideen entwickeln. Die könnten ja besser sein, als die des Abteilungsleiters....

Ja, davon ist jetzt mein Bruder betroffen, er ist seit ~ 30 Jahren bei einer "Körperschaft des öffentlichen Rechts" und hat (als Wistleblower zunächst Intern) versucht zu verhindern dass mit einer Fehlplanung öffentliche Gelder in Millionenhöhe "in den Sand" gesetzt werden.
So wie es ausschaut Mobben die Ihn jetzt aus dem Betrieb raus, weil das ja gegen seinen Chef ging der den Murks zu verantworten hatte...

Mehr kann ich aufgrund des schwebenden Verfahrens nicht sagen...
 
Vollkommen nachvollziehbar. Keine Reue oder Einsicht zu zeigen, ist zudem auch bitter gegenüber all den Opfern.
Was ich mich gefragt habe ist:
Würde ich mit jungen 18 Jahren, fast noch ein Kind„ sozialiert“ mit NS Progaganda und den anderen äußeren Zwängen, vielleicht auch vom Elternhaus (wo der Vater noch regierte) bestimmt, gegen diesen Job aufbegehren und Stellung beziehen?
Schwierig oder?
Das soll weder verharmlosend oder rechtfertigend sein, aber die Frage muss man sich auch mal stellen.
Die Geschichte könnte sich irgendwann in ähnlicher Form wiederholen, so wie die Tendenzen derzeit sind. Wenn schon jetzt viele „nur ihren Job“ machen.
Deine Frage ist absolut gerechtfertigt, zudem im historischen Klima, alles andere als einfach zu beantworten.
Jeder ist auch ein Produkt seiner Umwelt und reagiert unterschiedlich auf Umwelteinflüsse. Ich sehe bei vielen eine Art Bequemlichkeit die allenfalls dadurch unterbrochen wird Argumente dazu zu finden warum man sich moralisch, gesellschaftlich auf der richtige Seite befindet. Duckmäusertum fällt mir in diesem Zusammenhang ein. Wenn man dann bedenkt, daß der Mensch selbst und seine "Funktionsweise" sich nie wirklich geändert haben, kann es einem ziemlich übel werden.
 
Es gab genug Möglichkeiten seinen Lebensunterhalt auf andere Weise zu sichern, als einfach „mitzumachen“.

Darauf habe ich mit meinem „nichts machen“ bezogen.
Hat mich zum Nachdenken gebracht. Aber sogar der Straßenfeger hat die Straßen für die damals regierenden sauber gemacht.Bring doch mal ein Beispiel was nicht den Regierenden zu Gute kam🤔
 
Es gab genug Möglichkeiten seinen Lebensunterhalt auf andere Weise zu sichern, als einfach „mitzumachen“.

Darauf habe ich mit meinem „nichts machen“ bezogen.
Ich glaube, die von Dir zitierte Aussage hatte einen anderen Hintergrund, wenn der Empfang von Bürgergeld mit "nichts machen" in Verbindung gestellt wird...
 
Vollkommen nachvollziehbar. Keine Reue oder Einsicht zu zeigen, ist zudem auch bitter gegenüber all den Opfern.
Was ich mich gefragt habe ist:
Würde ich mit jungen 18 Jahren, fast noch ein Kind„ sozialiert“ mit NS Progaganda und den anderen äußeren Zwängen, vielleicht auch vom Elternhaus (wo der Vater noch regierte) bestimmt, gegen diesen Job aufbegehren und Stellung beziehen?
Schwierig oder?
Das soll weder verharmlosend oder rechtfertigend sein, aber die Frage muss man sich auch mal stellen.
Die Geschichte könnte sich irgendwann in ähnlicher Form wiederholen, so wie die Tendenzen derzeit sind. Wenn schon jetzt viele „nur ihren Job“ machen.
Die Frage ist berechtigt und ich habe mich mit dieser Frage schon vor langer Zeit beschäftigt und es war gar nicht so einfach, darauf eine Antwort zu finden.

Dazu muss man sich natürlich erstmal selbst erkennen.

Die nächste Frage, die sich aber aufdrängt, ist doch die, was danach passiert, nachdem das Alles lange vorbei ist.
Wenn man älter geworden ist, in einem freien Staat lebt, dem Einfluss der Eltern entwachsen. Dann spricht doch nichts dagegen, klar Stellung zu beziehen.
Allerdings haben viele nur zu gerne und aus tiefster Überzeugung mitgemacht.
Das sind glaube ich in der Mehrzahl diejenigen, die sich hinterher auf Befehlsnotstand oder abdere faule Ausreden beriefen.
 
Die nächste Frage, die sich aber aufdrängt, ist doch die, was danach passiert, nachdem das Alles lange vorbei ist.
Wenn man älter geworden ist, in einem freien Staat lebt, dem Einfluss der Eltern entwachsen. Dann spricht doch nichts dagegen, klar Stellung zu beziehen.
Allerdings haben viele nur zu gerne und aus tiefster Überzeugung mitgemacht.
Nein, da spricht gar nichts dagegen. Daher finde ich die Reaktion der Frau beschämend. Es zeigt aber auch, wie gut das System funktioniert hat.
Leider ist es immer einfach, nachträglich Stellung zu beziehen, wenn’s nix kostet.
Das hilft den Opfern auch nicht mehr.
 
Nein, da spricht gar nichts dagegen. Daher finde ich die Reaktion der Frau beschämend. Es zeigt aber auch, wie gut das System funktioniert hat.
Leider ist es immer einfach, nachträglich Stellung zu beziehen, wenn’s nix kostet.
Das hilft den Opfern auch nicht mehr.
Wo findet man die Reaktion der 99jährigen?
 
Ich höre mir auch gerne sehr strittige Meinungen an. Das hilft, den eigenen Kompass zu überprüfen und läuft nicht in Gefahr in irgendeine allgemeine Bewegung reinzurutschen, von der man hinterher sagt, man habe das gar nicht wahrgenommen.
 
Hat mich zum Nachdenken gebracht. Aber sogar der Straßenfeger hat die Straßen für die damals regierenden sauber gemacht.Bring doch mal ein Beispiel was nicht den Regierenden zu Gute kam🤔
Damit hast Du natürlich schon in gewisser Weise recht. Nur macht es aber doch einen großen Unterschied, ob ich für kleines Geld zur Sicherung meines Lebensunterhalts die Straßen fege und geringes soziales Ansehen genieße, oder aber einen gut dotierten, mit hohem Ansehen verbundenen Job mache, mich aber gleichzeitig in irgendeiner Weise dabei an Verbrechen beteilige, wie es im NS-Staat der Fall war.
Natürlich ist das nicht Widerstand leisten, aktiv zu werden , sondern einfach nur sich raushalten, keine Heldentat.
Es hält das System nicht auf, macht es aber auch nicht schneller und effektiver.
Das ist doch auch schon was. 🤔
 
Wo findet man die Reaktion der 99jährigen?
„Ihr Verständnis war, dass sie ganz normale Sekretärinnenarbeit verrichtete“. Quelle: RND etc.
Davon abgesehen, hat sie gegen das erste Urteil Revision eingelegt, obwohl es nur eine Jugendstrafe auf Bewährung war.
Für mich persönlich zeigt das doch schon viel, was die Einsicht angeht.
 
„Ihr Verständnis war, dass sie ganz normale Sekretärinnenarbeit verrichtete“. Quelle: RND etc.
Davon abgesehen, hat sie gegen das erste Urteil Revision eingelegt, obwohl es nur eine Jugendstrafe auf Bewährung war.
Für mich persönlich zeigt das doch schon viel, was die Einsicht angeht.
Naja, die Gute hat sich ihr moralisches Korsett zementiert "ich hab nur meine Arbeit gemacht", das läßt sie sich jetzt mit 99 nicht zerbröseln.
 
„Ihr Verständnis war, dass sie ganz normale Sekretärinnenarbeit verrichtete“. Quelle: RND etc.
Davon abgesehen, hat sie gegen das erste Urteil Revision eingelegt, obwohl es nur eine Jugendstrafe auf Bewährung war.
Für mich persönlich zeigt das doch schon viel, was die Einsicht angeht.
Das ist das, was der Anwalt ihr geraten hat, das sie sagen soll. Es geht hier vor allen Dingen auch um die strafrechtliche Abgrenzung von Täterschaft und Teilnahme. Diese ist wichtig für die strafrechtliche Einordnung des vorgeworfenen Tatverhaltens.
Denjenigen, die hier urteilen, ob dieses oder jenes Nachtatverhalten angemessen sei, muß entgegengehalten werden: Ihr könnt nur urteilen mit euren heutigen Erfahrungen und eurer heutigen Sozialisation. Ihr wart nicht dabei ! Das ist genau das Problem. Ich weiß nicht, wie ich damals in dieser oder jener Situation gehandelt hätte. Niemand, der nicht dabei war, damals gelebt hat, kann das wissen. Weil der Erfahrungshorizont vollständig fehlt. Es wäre m.E. mit der Beurteilung aus heutiger Sicht deshalb mehr Zurückhaltung angebracht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Denjenigen, die hier urteilen, ob dieses oder jenes Nachtatverhalten angemessen sei, muß entgegengehalten werden: Ihr könnt nur urteilen mit euren heutigen Erfahrungen und eurer heutigen Sozialisation. Ihr wart nicht dabei ! Das ist genau das Problem. Ich weiß nicht, wie ich damals in dieser oder jener Situation gehandelt hätte. Niemand, der nicht dabei war, damals gelebt hat, kann das wissen. Weil der Erfahrungshorizont vollständig fehlt. Es wäre m.E. mit der Beurteilung aus heutiger Sicht deshalb mehr Zurückhaltung angebracht.
Volle Zustimmung. Das hab ich aber noch weiter oben schon so ähnlich geschrieben. Würde ich anders handeln?
Bei Deinem Zitat von mir ging es um meine persönliche Meinung.
Edit: Wenn die Frau die Aussage nur auf Anraten des Anwalts macht, um ggf. straffrei auszugehen, dann spricht das auch nicht gerade für Ihre Einsicht.
 
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Bei dem Beratungsgespräch dabei gewesen? Oder soll hier schnell eine Täterin exculpiert werden?
Hier wird niemand "exculpiert". Da hier aber ein Fall der sog. "Notwendigen Verteidigung" vorliegen dürfte, hatte die Dame wohl einen Anwalt. Was ich oben geschrieben habe, lernt man in den ersten 4 Semestern.
Genau, nie mehr urteilen, den Vogelschiß abputzen und mit stolzgeschwellter Brust in die Zukunft marschieren. :rolleyes:
Deine Ausführungen passen nicht zu meinem Zitat. Möglicherweise hast Du aber auch nur ungenau gelesen:
Von "nie mehr urteilen" oder gar "marschieren" habe ich nichts geschrieben. Bitte entweder genauer lesen oder woanders kommentieren. Danke.
 
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