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Der große Kritikthread: Was geht mir hier grad auf die Ketten?

Puh, die Aussage ist mehr als grenzwertig und Gewalt ist auch garantiert nie ein legitimes Mittel - egal für was.

Ich empfehle mal den Jahresrückblick von Dieter Nuhr und dort irgendwo in der Mitte sowie die letzten 5 bis 10 Minuten zu verinnerlichen. Ich meine die Passage, in der Herr Nuhr seine Bestürzung über mangelnde Intelligenz des Wahlvolkes ausdrückt und am Schluß über Demagogie und die politische sowie gesellschaftliche Mitte spricht.


"Wenn sich der Pöbel mit dem Mainstream an den Rändern sammelt, dann müssen sich die Vernunftbegabten Wohl oder Übel in der Mitte treffen."

Besser kann man es nicht audrücken.

Habe ich auch gesehen. Am besten gefiel mir "Welthandel ist Frieden", oder so in der Art. Ich meine da muß man schon komatös wahrnehmen. :bier:

P.S. Über die humanistisch geprägte Mitte der Gesellschaft (seit wann ist die nicht der Mainstream?) hat der Nachtwey letztens ein gutes Buch geschrieben. Vielleicht erklärt er so manches wissenschaftlicher als der Mittelschicht-Barth Nuhr.
 
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Re: Der große Kritikthread: Was geht mir hier grad auf die Ketten?
Ich empfehle mal den Jahresrückblick von Dieter Nuhr...

"Wenn sich der Pöbel mit dem Mainstream an den Rändern sammelt, dann müssen sich die Vernunftbegabten Wohl oder Übel in der Mitte treffen."

Besser kann man es nicht audrücken.

Dieter Nuhr finde ich ja ganz amüsant und unterhaltsam, aber diesen Komiker mit einem "besser kann man es nicht ausdrücken" zu adeln, halte ich für überzogen.
Der Duden definiert die politische Verwendung von "Mainstream" mit "vorherrschende gesellschaftspolitische, kulturelle o. ä. Richtung". Die direkte unpolitische Übersetzung aus dem englischen kann man mit "Hauptströmung" annehmen.
Nuhr spricht also der "vorherrschenden gesellschaftspolitischen Ausrichtung" die Vernunftbegabung ab, weil Nuhr die "vorherrschende gesellschaftspolitische Ausrichtung" (also die "Hauptströmung") an einem imaginären (von wem definierten?) "Rand" vermutet. Auch wenn Nuhr gelegentlich schon sprachakrobatische Glanzleistungen zuwege gebracht hat, so halte ich das hier behandelte Zitat für eins der schwächeren, denn bei genauerer Betrachtung ist dieses Zitat aus meiner unmaßgeblichen Sicht sprachlich einfach nur schlecht.
Man könnte es in der Kategorie "fishing for compliments" als durchaus gelungen einsortieren. Dem Zuhörer, der sich selbst zweifelllos als überwiegend "in der Mitte" und intelligenter als die Masse verortet, wird damit sofort eine Vernunftbegabung attestiert. Wie sich hier gezeigt hat, war ihm (Nuhr) dafür der Applaus (compliment) sicher.
 
Wenn man das Zitat so aus dem Kontext reißt, dann mag diese sehr spezielle Sicht entstehen, im Kontext des verlinkten Jahresrückblicks und der darin erörterten Themen imho nicht.
 
sehr spezielle Sicht
Du hast recht, meine Ansichten zu Nuhr und meine Art Sprache zu nutzen und zu lesen kann man als speziell bezeichnen.

Früher fand ich Nuhr einmal mehr als unterhaltsam, ich fand den direkt gut und heute noch Lichtjahre von solchen Leuten wie Barth entfernt. Leider habe ich immer mehr das Gefühl (ich kann mich hier auch irren) Nuhr selbst wird zum "kabarettistischen Mainstream". Immer wieder meine ich zu bemerken, wie Nuhr sich auf die Seite einer gefühlten Mehrheit begibt, um auf die einzudreschen, die es so wie so gerade trifft. Ich habe das unbestimmte Gefühl, dass Nuhr seine politischen Programme mehr nach persönlichen Erfolgskriterien als nach politischer Notwendigkeit ausrichtet. Das ist aus Sicht von Nuhr absolut legitim und durchaus üblich, ich gönne ihm den Erfolg. Nur ein "besser kann man es nicht ausdrücken" vermag ich ihm nicht zu attestieren.
 
Ich glaube wir reden da ein Stück weit aneinander vorbei.

Sicherlich fehlt heute echtes Kabarett und echte politische Satire, wie sie seinerzeit z.B. von Dieter Hildebrandt und Sammy Drechsel praktiziert wurde. Auch sind die Grenzen zwischen Kabarett und Commedian heute eher fließend, so daß auch die guten Akteuere aus vergangenen Tagen immer mal wieder "grenzüberschreitende Erfahrungen" anstellen und sich immer mal wieder auf die Erfolgsautobahn verirren.

Insofern findet Kabarett und politische Satire eher regional und örtlich sowie direkt statt; übergreifend und überregional mit entsprechender breiterer Wirkung dagegen weniger. Das ist schade und würde gerade den öffentlich rechtlichen Sendeanstalten sehr gut zu Gesicht stehen und auch deren eignetlichem Auftrag mehr entsprechen, als das heute praktizierte, immer stärkere Annähern an Serien-, Brot und Spiele- und sonstige Unterschichten-TV-Programm und die Wahrnehmung nicht beauftragter Tätigkeiten (aka Newsticker im Internet und Printmedien die Butter vom Brot nehmen).

Ich gebe Dir auch recht, daß der Großteil der heute agierenden Commedians mitunter nicht länger als ein paar Minuten erträglich ist. Auch empfinde ich es als sehr befremdlich, daß da Niemand mit Klasse nachzukommen scheint und alle "Nachwuchsförderungen" nicht auf Qualität ausgerichtet sind.

Aber es gibt schon noch einige Kabarettisten, die ab und an mal prüfen, ob in der "deutschen Seele" wenigstens noch Beleuchtung vorgesehen ist. Reber, Priol, Malmsheimer, Schmickler, Schneyder, Niavarani, sind nur Einige, die da die Fahne sozusagen unermüdlich hochhalten.

Auf der anderen Seite haben Vorgänger wie Qualtinger, Hildebrandt und Drechseler natürlich auch sehr große Schuhstapfen hinterlassen. Hinter denen können sich Viele verstecken und unbemerkt mitschwimmen; nur drin ordentlich stehen und als würdiger Ersatz ausfüllen können nur die Wenigsten.
 
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Aber es gibt schon noch einige Kabarettisten, die ab und an mal prüfen, ob in der "deutschen Seele" wenigstens noch Beleuchtung vorgesehen ist. Reber, Priol, Malmsheimer, Schmickler, Schneyder, Niavarani, sind nur Einige, die da die Fahne sozusagen unermüdlich hochhalten.

... als würdiger Ersatz ausfüllen können nur die Wenigsten.

Georg Schramm vielleicht noch am ehesten...
 
Hagen Rether nicht zu vergessen!

Seemoz-rether.jpg
 
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Wenn es um aktuelles und relativ junges Kabarett geht würde ich auch Max Uthoff und Claus von Wagner heranführen. Das Format der "Anstalt" kann man mögen oder auch nicht (ich tue es), aber beide haben Soloprogramme die durchaus nachdenklich stimmen. Ähnlich wie damals Volker Pispers.

Sehr tiefgründig, aber mit einer SEHR eigenen Art es zu präsentieren ist Serdar Sumuncu. Ich kann gut verstehen, dass viele ihn nicht mögen, aber der Mann hat Gedankengänge denen ich gerne Folge.

Georg Schramm vielleicht noch am ehesten...
Lothar Dombrowski ist unerreicht! Damit tue ich bestimmt einigen unrecht, aber ich finde die Krawallschachtel klasse :)
 
Sehr tiefgründig, aber mit einer SEHR eigenen Art es zu präsentieren ist Serdar Sumuncu.
Bei "sehr tiefgründig mit einer eigenen Art es zu präsentieren" fällt mir ein Comedian ein, der zeigt daß dieses Genre nicht nur von platten Schenkelklopfern beherrscht wird. Torsten Sträter mit seiner unerreicht subtilen Art, den kleinen Horrror des täglichen Alltags zu zeigen.
 
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Bei "sehr tiefgründig mit einer eigenen Art es zu präsentieren" fällt mir ein Comedian ein, der zeigt daß dieses Genre nicht nur von platten Schenkelklopfern beherrscht wird. Torsten Sträter mit seiner unerreicht subtilen Art, den kleinen Horrror des täglichen Alltags zu zeigen.
Den habe ich letztens live gesehen! Man denkt oft grinsend "Man, was für ein platter Scheiß" und dennoch hat es immer einen kleinen Haken der einen kurz nachdenken lässt. Herrlich, der alte Herrenschneider.
 
Damit der geneigte aber unwissende Leser weiss, was mit "platter Scheiß" gemeint ist, ein kurzes Beispiel:

"Auf der Fahrt hierhin bin ich an einem Schild vorbeigekommen: Pferdeboxen..."

[Kunstpause]

Die ersten Zuschauer fangen an zu giggeln...
 
Auch empfinde ich es als sehr befremdlich, daß da Niemand mit Klasse nachzukommen scheint und alle "Nachwuchsförderungen" nicht auf Qualität ausgerichtet sind.

Ein paar wurden ja schon genannt:

* Urban Priol
* Claus von Wagner (genial)
* Volker Pispers
* Hagen Rether
* Andreas Reber
* Sebastian Puffpaff
* Thorsten Sträter (ich liebe ihn)
* Abdelkarim von den Standupmigranten
* Ingo Appelt (für viele ausgelutscht, dennoch hat er einige lichte Momente)
* Helge Schneider
* Rolf Miller (sensationell)
* Josef Hader
* Rainald Grebe

etcpipapopalimpalim...

Gibt doch noch so einige gute Kabarettisten und Komiker ;)
 
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