Von Papa oder Mama vielleicht. Ich kenne gute Zeitfahrer, die haben nie eine Lizenz gelöst, haben Angst, im Pulk zu fahren.. dort kann man sich trotzdem gute Tipps für nen Triathlon holen.
Gleichzeitig gibt es aber viele Lizenzradler (Ich nutze das Wort mal für den typischen Radrennfahrer), die keine Ahnung von Zeitfahren haben, weil sie da einfach keinen Bock drauf haben. Außer die paar wenigen halt, die ich mit 1% angab.
Angst im Pulk zu fahren, ist aber erstmal keine Qualifikation, die zu besonderen Zeitfahrleistungen führt. Da liegt schon noch eine ganze Menge dazwischen.
Ich denke auch, du hast meine rhetorische Frage ganz richtig verstanden: Um gut Zeitfahren zu können, muß man erstmal Radfahren können. Und im Gegensatz zu der Meinung einiger hier, ist das allein schon etwas, was sich nicht selbstverständlich ergibt. Dann gibt es noch eine Motivationsschiene, die auch nicht regelmäßig irgendwo in der Garage beginnt, sondern natürlich da wo Radsport betrieben wird. Und da dominieren erstmal normale Straßenrennen.
Schließlich die Bedeutung des Pulks sowohl für die Entwicklung von Höchstleistungen als auch für die Entwicklung des Einzelnen vor allem im Training. Wer viel mit anderen fährt, entwickelt sich schneller als die Einzelkämpfer. Höchstleistungen werden im Radsport i.d.R. zunächst in Mannschaftsdisziplinen erzielt, bevor einzelne dann in einer Art "spin-off" sich zum Einzelzeitfahrer entwickelt.
Schließlich kann dir ein normaler Teamchef oder -Betreuer, wenn er selbst auf hohem Niveau Rundfahrten gefahren ist, im Hinblick auf Zeitfahren besser helfen, als irgendein Selfmademan. Denn dort sind Zeitfahren mittlerweile integraler Bestandteil und ohne eine gute Zeitfahrleistung kommst du auch nie zu Spitzenplatzierungen.
Sagen wir es doch offen: Du magst halt den Lizenzradsport nicht. Warum, weshalb, weswegen, lassen wir einfach mal außen vor. Aber deswegen offensichtlich falsche Theorien entwickeln? Weiß nicht, ob das irgendwem nutzt.
Ich habe jetzt auch keine Zitatensammlung zur Hand, aber ich kann mich sehr gut an Äußerungen von Spitzen-Triathleten erinnern, nach deren Einschätzung der Kontakt und das gemeinsame Training mit Radrennfahrern nach deiner Definition von unschätzbarem Wert für ihre Karriere war.
Dieser "Eigenbrötler- und Schisser-im-Pulk-Typ ist auch unter den guten Zeitfahrern stets eine Ausnahme gewesen. Von den Spitzen-Zeitfahrern kenne ich ehrlich gesagt nur einen, der dafür evtl. in Frage käme*, das wäre Obree. Schon Fahrer wie Toni Martin oder Vasil Kyrienka, die auch nicht gerade Meister in Sachen "Koalitionsfähigkeit" im Massenstartrennen sind, sind schon weit davon entfernt.
Ganz zu schweigen von solchen "vollkommenen" Fahrern wie Cancellara, Wiggins, Contador usw.
Und: Es sind im Radsport stets die guten Allrounder, die sich im einen oder anderen Fall zum guten Zeitfahrer entwickeln, aber nicht die Zeitfahr-"Eindimensionalisten", die sich zum guten Allrounder entwickeln. Wenn ein Fahrer vom Spitzenzeitfahrer zum bspw. Klassiker- Sieger wird, dann ist die Fähigkeit, ein wirklich guter Radrennfahrer werden zu können, schon immer angelegt.
Abgesehen davon, daß eben viele Radrennfahrer Zeitfahren eben totlangweilig finden, aber das ist dann ein anderes Thema. Aber ob sie wirklich dazu nicht geeignet gewesen wären? Sie haben sich halt nur frühzeitig darum gekümmert, was Radrennen wirklich bedeutet, wir das funktioniert, haben Koalititionsfähigkeit entwickelt, haben gelernt, sich im Feld zu bewegen, daß man als Eigenbrötler nicht weit kommt usw.
Man muß sich halt anstrengen, um es zu lernen, Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Und "Der Fuchs und die Trauben" gilt nicht.
Edit: Fußnoten
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* Wohlbemerkt, er kommt in Frage. Ob er nicht doch im Feld fuhr, wie "ein Fisch im Wasser" weiß ich überhaupt nicht. Ohne darüber mehr zu wissen, sollte man ihn als nicht von vornherein den "Eigenbrötlern" zurechnen.