Ötztaler die 2 - Nightmare Returns
Nightmare Returns
oder wie 6 Worte meinen 2 Ötzi finishen sollten.
Letztes Jahr war meine Motivation schon groß - sehr groß. Aufgrund der zahlreichen Wetten war ich gezwungen den Ötzi nach nur 3 Monaten Training zu finishen. Die ganzen Qualen vor allem auf den Jaufen waren vergessen. Zurückgeblieben sind nur extrem positive Erinnerungen. Die Emotionen die bei mir immer wieder nachdem Ötzi hochgekommen sind und und und. Einfach nur geil. Eigentlich wollte ich die große Schleife nicht mehr fahren. Aber nur Eigentlich. Aber der Tag der Registrierung rückte näher und der Entschluss von 2 guten Freunde mitzufahren stärkte mich in meinem Vorhaben. Okay lets do it again and again and again.
Wetten waren auch bald abgeschlossen und so war der Entschluss den Ötzi zu fahren irgendwie eh schon fix. -- Ein Trainingslager in Malle mit guten Freunden bei Schnee und Kälte wurde absolviert. Bei einem Duathlon bin ich als absoluter Nichtläufer sogar gelaufen. 2 Triathlon Teambewerbe habe ich als Radlfahrer bestritten..... Kurz gesagt alles perfekt.
Besonders ein Freund ( ein Ötzimitstarter) hat mich immer wieder motiviert und die gemeinsamen Trainingsausfahrten haben mir sehr viel Spass gemacht und alles war Bestens. Es macht halt echt immer mehr Spass mit Freunden zu radeln als alleine seine Kreise zu ziehen. Naja irgendwie war es anders als letztes Jahr. Letztes Jahr war es Eigenmotivation heuer eher Fremdmotivation. Die Fortschritte waren enorm und auch eindeutig zu sehen. Natürlich konnte ich wieder auf hilfreiche Tipps und Trainingshilfe von meinen Freunden (
www.streiter.eu) zurückgreifen und eigentlich war alles perfekt. Leider habe ich dann wieder ( analog Juli 2009) gesundheitliche Probleme bekommen. Das war Anfang August 2010 .
Stirnhöhleneiterung – Antibiotika - Belegte Zunge - damit verbundene Halsschmerzen und keine Ahnung ( bis heute) wie ich das wieder wegbekommen. Leider. Trotzdem war ein halbwegs normales Training möglich ( bis auf die Woche mit Antibiotika). Positiv war auf alle Fälle das meine Lungenprobleme (zumachen der Lunge und schweres Atmen) bei keinem einzigen Training aufgetaucht sind. Natürlich war die Beeinträchtigung leicht zu spüren... Kalter Schweiß und leicht erhöhter Puls.... Aber was soll´s.
Insgesamt sind so 4500 km und 41000 Hm zusammengekommen. Etliche davon mit dem MBT und die sind zählen für mich fast 3 fach.
Die Tage vor dem Ötzi ( abgesehen vom Wetter) habe ich schon mit mir gehadert. Soll man halbfit beim Ötzi antreten oder nicht. Aber teilweise habe ich das ja vom Training gekannt. Meistens, hat es sich auf dem Radl besser angefühlt als angenommen. Also was solls. Und zaudern und nachdenken bringt ja eh nichts. Entweder oder. Am Vortag des Ötzis sind wir dann zu dritt nach Sölden gefahren
um die Startunterlagen zu holen. Leider hatte sich eine Freund am Vortag anscheinend den kleinen Zehen gebrochen ( der war ganz Blau) und er war sich nicht sicher ob er überhaupt weit kommen würde ( von seinen halb kaputten Knien ganz zu schweigen). Naja und um unseren 3 Starter braucht man sich sowieso keine Sorgen zu machen. Langjähriger Läufer mit einer gesundheitlichen Konstitution, die einen neidisch werden lässt.
Die Atmosphäre von Sölden konnten wir nur kurz aufsaugen und so sind wir gleich wieder heim.
Startnummer befestigt – 7 Zwetschgen zusammengesucht – ein Bad genommen – ab ins Bett.
Halbwegs geschlafen – 03uhr50 aufgestanden – 2 x ordentlich Müsli hineingestopft – viel getrunken –
von Freunden abgeholt – ab nach Sölden.
Und siehe da. Das größte Wunder des Tages das Wetter war in Ordnung. Es war nicht einmal so kalt wie letztes Jahr. Und das Wetter sollte auch so bleiben. Ich muss einen Dank nach oben aussprechen. Letztes Jahr ein Traumwetter und heuer auch kein einziger Tropfen Regen . Unglaublich.
Wie immer bin ich in kurzer Hose am Start gestanden ( ich habe ja auch keine Lange und Knielinge habe ich auch nicht). Naja meine Wintersocken die waren ja dabei ( um die mich alle beneiden – nee eher belächeln). Hauptsache warm. Nachdem wir zu 3 am Start gestanden sind ( ein 4 Freund ist weiter vorne gestanden – er hätte sein Rad weggeschmissen falls ich schneller als er gewesen wäre) ist die Zeit auch schnell vorbei gegangen. Und bumm…. Los geht’s.
Ein Höllentempo bis Ötz – so wie letztes Jahr. Volle Kanne. Leider habe ich im letzten Drittel ein bißchen zurückschrauben müssen. Mein Puls – 177. Ich frage mich wie soll das ins Kühtai weitergehen. Okay. Was solls. Ich erinnere mich an letztes Jahr und unter 170 Puls habe ich es da auch nicht geschafft. Also ab ins Kühtai. Unglaublich meine Beine sind einfach top. Trotz leicht angezogener Handbremse bin ich echt zufrieden. Meine Zeit bis zum Kühtai für mich echt top.
Im Kühtai ist ein Freund gestanden ( Danke !) und so habe ich mir schnell eine warme, trockene Jacke zum Abfahren angezogen. Supi fein. Leider habe ich vergessen die Regen/Windjacke unter das Trikot anzuziehen. So war ich halt nicht mehr so schnell. Egal. Die 102 Km/h Topspeed vom letzten Jahr wollte ich eh nicht mehr fahren. Auch ein knapp vor mir ( ich habe es zwar nicht gesehen) Gestürzter hat mich ein wenig nachdenklich gestimmt. Trotz allem bin ich gut bei in Völs angekommen. Dort ist mein Vater und einige Bekannte und Freunde gestanden. Ich habe die warme Jacke ausgezogen. Das feuchte lange und darüber das feuchte kurze Trikot wieder angezogen. Flaschen aufgefüllt. Was Süßes eingeschmissen und weiter ging es. Die erste Hälfte bis zum Brenner war ich auch recht zufrieden.
Die Schreie der Bungeejumper ( Europabücke) waren echt zum Lachen. Das hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Lieber Ötzi – Oder Bungee ????? Das ein oder andere nette Gespräch geführt…. Alles Okay. Leider war es kalt. Dieser kalte Wind… Mein nasses Trikot… Ob das gut geht. Und dann…..
Nightmare Returns.. Meine Lunge ! Atme ! Probiere es ! Tief einatmen… Oje --- Nicht mehr möglich. Oh Gott nein ! Das kann nicht sein ! Das darf nicht sein ! Okay jetzt heisst es sparsam fahren. Schau auf den Puls – Am Brenner gibt’s warme, frische Kleidung und Tee. Halte durch.
Nach einigen Mühen habe ich den Brenner erreicht. Aber ich war fertig und frustriert.
2 Freunde (Martina und Stefan) von mir haben schon gewartet. Ich habe mich erst mal erholen müssen. Abtrocknen, Kleider ausziehen (incl. Hose), Frische Kleidung an. Tee trinken, Kuchen essen etc…. Und jetzt ???
Was jetzt. Nach kurzer Schilderung meiner Situation und meinen gesundheitlichen Bedenken meinte Martina ich sollte auf die Gesundheit achten und wenn es nicht mehr gehen würde sollte ich es lassen.
Stefan dagegen meinte: Mei fahr halt noch den Jaufen.
Seinen Blick hättet ihr sehen sollen. Ich konnte dem nichts entgegenhalten.
Wenn er nur den Jaufen kennen würde. Vom Timmelsjoch ganz zu schweigen.
Okay rauf aufs Radl und weiter gehts. Super fahr halt noch den Jaufen. Die ganze Zeit hatte ich diesen Satz im Ohr. Aber jetzt war es zu spät. Ich war fast in Sterzing. Zurück ging es nicht mehr und jetzt schon in den Besenwagen? Obwohl gesucht habe ich ihn schon. Okay Jaufen… Nightmare Returns. Hust,Keuch – Absteigen – Erholen – Rauf aufs Radl – Hust keuch usw…… Gott sei dank waren meine Beine so unglaublich gut. Dank an meine Beine…. So habe ich es doch glatt geschafft den Jaufen zu besiegen oder zu biegen. Ich muss zugeben. Der Satz: Fahr halt no den Jaufen haben mich nach oben getrieben. Aber oben angekommen waren extreme Emotionen da…..
Naja und jetzt war klar was kommen musste ( das kenne ich auch schon vom Vorjahr). Das Timmels. Okay du denkst dir fahr mal ab nach St. Leonhard. Dann schaun wir mal weiter. Eigentlich wollte ich heuer nicht so kämpfen. Normal durchfahren wollte ich und jetzt und jetzt. Egal. Ich hatte bald einen Rhythmus zwischen Schonung ( stehen bleiben oder schieben), Treten, Puls, Atmung gefunden. Gesund war das mit Sicherheit nicht. Aber jetzt war es zu spät. Ich wurde in Sölden erwartet. Und mit dem Bus ???? Neee ! Neee ! Meine Beine waren immer noch Top. Und so war ich mir langsam sicher. Das geht sich aus. Zeitlich war es ja kein Problem ! Ich war trotzdem um einiges schneller als letztes Jahr. Ich hatte noch genug Kraft um einigen Mitkämpfern Mut zu spenden. Es ist schon unglaublich was sich weiter hinten so abspielt. Einfach nur Menschlich. Das ist für mich der wahre Ötzi. Der Kampf nicht gegen die Zeit sondern gegen sich selbst. Und auch die Landschaft ist einfach so unglaublich das Spiel zwischen Licht und Schatten und die hereinbrechende Dunkelheit. Der beginnende Herbst…… Nur schön. Das letzte Stück des Timmels muss ich einem Dänen widmen.
Der ist vor mir gefahren. Super Tempo. Rhythmisch. Ich habe nur noch auf seine Kette und sein Ritzel geschaut. Nach oben schauen wollte ich nicht mehr. Und dann war ich oben. Super Super Super.
Ich habe es wohl geschafft. Unglaublich meine Rennzeit: Wenn ich voll Gas gebe ( bis nach Sölden) dann geht es sich unter 12 Stunden aus. Das gibt es doch gar nicht das kann nicht sein. Also Gas.
Zur Mautstelle rauf und weiter geht’s. Noch schnell mal gerechnet. Nein das konnte doch nicht sein.
Ich bin dann doch (für meine Abfahrqualitäten) normal das Timmels runter gefahren. Die Zeit von meiner Polar konnte nicht stimmen. Obergurgl – tret – Zwieselstein – tret – und Juhu Sölden.
Gott sei Dank Sölden… Die Ziellinie. Ich war angekommen. Mein 2 Ötzi so knallhart (Lunge) und doch wieder so leicht (Beine) habe ich es mir nicht vorgestellt. Super war das meine Eltern und ein paar Freunde im Ziel gestanden sind. Das freut einen besonders. Auch wenn ich (so wie letztes Jahr) die Freude nicht so zeigen konnte (die große Emotion war am Jaufen). Man ist irgendwie müde, im Kopf leer, froh, glücklich ein wenig enttäuscht…. Alles auf einmal.
Meine Rennzeit lt. Polar: 11:58 (ich glaube ich habe mal rumgespielt) lt. Rennleitung: 12:09
Stehzeit lt. Polar: 26 Minuten ( doppelt soviel wie letztes Jahr). Kalorienverbrauch 10528, Durchschnittspuls 155
Müsliriegelverbrauch 2, Gel 1 . 1 Twix, Kuchenstücke, Bananen, Käsebrot, Suppe Ansonsten: 8 Flaschen ( Wasser, vor allem Tee, Wasser mit Magnesium), an den Laben: Tee, Cola,Wasser
Insgesamt war es wieder ein Top Erlebnis. Und nur nicht aufgeben ist die Devise.
Meine 3 Freund/Kollegen/Mitradler haben sowieso ganz super abgeschnitten. Und Jeder hat eine Top Leistung ( für sich) abgeliefert.
Gratulation. Und Gratulation an alle Finisher.
Gratulation und einen Dank an die Organisation. Topveranstaltung !!!!
Nightmare Returns 2011
Ein klein wenig traurig bin ich weil ich gesehen habe was möglich gewesen wäre. Eigentlich kann ich, umso länger ( im Training etc) etwas dauert, noch Kräfte mobilisieren. Sicher vom Gewicht her bin ich mit ca. 80 kg( Ötzigewicht) kein Floh aber mal sehen was noch kommt.
Ich habe noch eine Rechnung mit dem Ötzi (besonders mit dem Jaufen) offen.
Am Tag nachdem Ötzi hat mein Vater für meine 2 Freunde ( Martina + Stefan vom Brenner) ein Schammerlgulasch gekocht und was er da für mich gebastelt hat ( wegen dem Ötzi) war eine kreative Meisterleistung - Danke ( Foto folgt) !!!
Mit freundlichen Grüßen OLIO