Da ist mir
das hier doch viel sympathischer. Oder eigentlich ist es das erste mir richtig sympathische Hercules-Rad...
Ich bin über Umwege zufällig auf diesen Beitrag gestoßen. Da ich ein solches Rad besitze und sonst nicht viel zu diesem Rad zu finden ist, habe ich mich hier angemeldet, um wenigstens das, was ich dazu weiß, öffentlich zugänglich zu machen. Anbei findet ihr ein paar Fotos von meinem Rad.
Es handelt sich um ein Hercules Europa-Rad. Das Fahrrad ist Baujahr 1966, mein Vater hat es damals (mit 16) von seinem ersten selbst verdienten Geld gekauft. Ich meine mich zu erinnern, daß er mal was von 150DM gesagt hat, aber sicher bin ich mir nicht. Die meisten der Veränderungen an dem Rad hat er 1987 oder 1988 ausgeführt (die Sturmey-Archer-Fünfgang-Nabe ist Baujahr 87, ich bin Baujahr 89, irgendwann dazwischen hat er das Rad aufgewertet), einige weitere dann, als ich das Rad übernahm (wann weiß ich nicht mehr, müsste ungefähr 2005 gewesen sein).
Nun zu den erfolgten Veränderungen, zumindest, soweit sie mir spontan einfallen:
Hinterradnabe SA 5-Gang (m.w. original: Sachs 3-Gang mit Rücktritt. Die zwei einzelnen Schalthebel sind von vor '87, mein Vater hat sie noch irgendwo aufgetrieben, nachdem der neue kombinierte Schalthebel aus Kunststoff, der beide Züge bedienen konnte, recht schnell den Geist aufgegeben hat)
Altenburger Synchron hinten, neue Bauart (original nur vorn, da ist auch noch die von '66 dran)
Alufelgen (original verchromte Stahlfelgen, die waren nach gut 20 Jahren total vergammelt)
Bremsklötze original Altenburger "nur für Alufelgen" (steht tatsächlich auf den Klötzen drauf)
vorderer Schutzblechhalter des vorderen Schutzbleches und die "Gallionsfigur" (Hercules-H) fehlen, weil zeitweise ein Frontgepäckträger montiert war. Liegen aber noch in der Schublade.
Lampe vorn ist natürlich nicht original, möglicherweise liegt das Original auch noch in der Schublade.
Dynamo AXA (einer der ganz wenigen guten Seitenläufer, das Original war der übliche Schrott)
Lenker und Bremsgriffe (was genau original drauf war, weiß ich nicht, müsste eine Art Stadtrad-Lenker gewesen sein, zwischenzeitlich hatte mein Vater einen Randonneur-Lenker drauf), der Vorbau mit seiner passenden Farbgebung ist jedoch original. Der original-Bremsgriff war natürlich der übliche Altenburger.
Tretlager FAG (original war das damals typische Billig-Konuslager, das man das erste mal nachstellen musste, als man mit dem Rad vom Händler nach Hause gefahren war. War eine der ersten Veränderungen.)
Schloss AXA (natürlich)
Gepäckträger mit Rücklicht (die Originalfunzel ist noch dran aber inaktiv, der Originalgepäckträger war wohl verchromt und mit Gummi-/Schaumstoffstreifen auf den Querstreben versehen, die sich zu klebrigem Matsch wandelten, während der Träger selbst rostete (könnte noch irgendwo rumliegen))
möglicherweise der
Sattel (keine Ahnung, was ggf. original war, aber das Rad aus der Auktion scheint den gleichen oder einen ähnlichen zu haben, könnte also auch original sein)
Der Rest müsste noch original sein. Von den Schutzblechen mit dem handgemalten Verzierungsstreifen über die gut laufende Vorderachse (Union, lt. meinem Vater kurz bevor man bei Union zwecks Einsparung das Material billiger gewählt hat) bis zu den inzwischen klapperigen Pedalen.
Eine Kleinigkeit zu den
Bremsen: Die Synchronbremsen, insbesondere in Verbindung mit Stahlfelgen, haben ja einen außerordentlich schlechten Ruf. Mein Vater wunderte sich immer, weshalb, da seine vordere Altenburger recht brauchbar bremste. Der Grund zeigte sich kürzlich beim Zerlegen: Die Altenburger von '66 hat noch richtige Gleitlagerbuchsen aus hartem Metall, die von '87 nutzt als Lagerfläche den dickeren Teil der Schrauben, die die
Bremsen zusammenhalten. Die Lagerflächen der alten Bremse sahen noch besser aus, als die der neuen, obwohl die neuere erheblich weniger benutzt wurde.
Ich will das Rad jetzt etwas aufhübschen, rostige Teile konservieren, evtl. Lack ausbessern und, soweit es geht, auf optisch passendere Teile umrüsten (Bremshebel,
Griffe, Gepäckträger, Beleuchtung), damit aus der zusammengewürfelten Stadschlampe wieder ein ansehnliches Stück wird.
Zu dem Rad aus der Auktion:
So ein Blecheimer für
Werkzeug wie auf dem Bild aus der Auktion liegt, glaube ich, auch noch in der Schublade, könnte also original sein.
Lampe und Lampenhalter dito, beim Lenker habe ich keine Ahnung.
Schaltung könnte original sein, schließlich wurde der Rahmen damals auch als Rennradrahmen beworben (was er natürlich nicht wirklich ist)
Die Sattelstütze ist umgedreht (irgendein Idiot von Fahrradhändler in meiner Gegend macht das auch ständig, damit Frauen mit kurzen Armen an den Lenker kommen, anstatt ihnen einen kürzeren Vorbau und/oder einen kleineren Rahmen zu geben, und schon ist die Geometrie des Rades im Eimer und die Frauen mögen nicht mehr gern radfahren, deswegen fällt mir das auf)
Kommentare und Anregungen ausdrücklich erwünscht.
Viele Grüße
Jan, der sich jetzt erstmal an die Schmierung seiner frisch erworbenen Dura-Ace 7400 Pedale fürs komplett mit DA 7402 ausgestattete Gazelle Champion (Mondial) macht.