Die Geschichte des Unternehmens "Milani Verona"
Die folgenden Informationen stammen von Beiträgen, Nachrichten und Emails von Dario Pegoretti (Beiträge aus den Foren: bdc-mag, VELOCIPEDE SALON), Steven Maasland (einem Freund des verstorbenen Dario Pegoretti), Alfredo Nicoletti, Lucio Malagnini und Ezio Grandis. Die gesammelten Informationen könnten von mir unter Umständen fehlerhaft zusammengesetzt worden sein.
1. Abschnitt (Nino Cavalieri und Gino Milani)
Die Geschichte von (Lui)gino Milani als Rahmenbauer beginnt nach dem 2. Weltkrieg. Gino Milani war ein Amateur, der in den 1940er Jahren mit seinem Freund Vittorio Malagnini an zahlreichen regionalen Rennen teilnahm. Nach dem 2. Weltkrieg begannen sowohl Gino als auch Vittorio eine Lehre als Rahmenbauer in der Werkstatt von Nino Cavalieri, in der sie für einige Jahre gemeinsam arbeiteten. Milani kannte Cavalieri bereits, da er als Amateur auf einem Rennrad von ihm fuhr.
Nino Cavalieri betrieb seine Werkstatt (Cicli Arena Cavalieri Verona) im Viertel San Michele am Stadtrand von Verona, in der er Fahrräder aller Art baute und reparierte, wobei er sich insbesondere dem Bau von Rennradrahmen widmete. Bereits in den Jahren vor dem Krieg wurde Cavalieri von vielen Veroneser Amateuren als der beste Rahmenbauer der Region angesehen. Sein eigenes Geschäft lief mit Höhen und Tiefen bis Mitte der 50er Jahre. Aufgrund der allgemeinen Absatzkrise auf dem Rennradmarkt sah sich Cavalieri gezwungen, auf den Bau hochwertiger Metallstühle auszuweichen (Columbus produzierte zu dieser Zeit nicht nur Rohre für Rennräder, sondern auch Rohre für Bauhaus-Möbelstücke).
Dem haupterwerblich Rahmenbau hat sich Nino Cavalieri vermutlich erst wieder Mitte bis Ende der 60er Jahre zugewendet, wobei er zusammen mit seinem ehemaligen Schüler Gino Milani als Geschäftspartner in einer gemeinsamen Werkstatt als Auftragsbauer hauptsächlich für Veroneser Amateure, kleine Marken im Raum Veneto und für Bianchi tätig war. Nach ein paar Jahren entschloss sich Milani den gemeinsamen Betrieb in San Michele gänzlich zu übernehmen, Cavalieri auszubezahlen und als Werkstattleiter anzustellen (von nun an Befand sich das Unternehmen „Milani“ offiziell in der Via Salieri 2; von den Mitarbeitern wurde es „la busa“ genannt).
Etwa um 1968 entschloss sich der ehemalige Bencini Fahrer Mario Confente Rahmenbauer zu werden. Mario stammte aus Montorio , einem Ort in der Provinz Verona, der an San Michele grenzt. Nach einer kurzen Einweisung im Rahmenbau durch Silvino Grandis, der in den 60er Jahren die Bencini Räder baute, entschloss sich Mario in der Werkstatt von Nino Cavelieri weitere Fertigkeiten im Rahmenbau zu erlernen. In seiner Anfangszeit baute Mario dann zunächst in Cavalieris Werkstatt für Bianchi und seine Ex-Bencini Teamkollegen, wie z.B. für Pietro Guerra (mittlerweile fuhr er für Salvarani), bis er sich endgültig 1970 mit eigener Werkstatt und Mitarbeitern als Auftragslöter von Faliero Masi selbstständig machte.
Unter Umständen wären heute die Namen Milani, Cavalieri und vielleicht auch Dario Pegoretti gänzlich unbekannt, wenn nicht Angelo Trapletti 1972 den wirtschaftlich angeschlagenen Bianchi Konzern übernommen hätte. Gino Milani und Nino Cavalieri gelang es Trapletti sowie seinen Berater Pietro Piazzalunga davon zu überzeugen, ihnen den Bau des neuen Bianchi Modells anzuvertrauen. Das neue Specialissima Professionale war ein großer Erfolg und wurde von dem wieder belebten Reparto Corse verwendet (Milani baute die Bianchi Reparto Corse Räder wahrscheinlich bis ca. 1979). Durch das Bianchi Campagnolo Team und Felice Gimondi erlangten Milani und Cavalieri auch außerhalb Veronas einen hervorragenden Ruf als Rahmenbauer. In den folgenden Jahren gewann Milani unzählige neue Kunden hinzu (Pinarello und Colnago sind die vermutlich prominentesten Bespiele). Er baute in den 1970ern Rahmen für bekannte Teams, wie z.B. Bianchi, Ijsboerke Colner (Colnago), Scic Bottecchia, Jollj Ceramica (Pinarello) usw.
Nino Cavalieri verblieb vermutlich bis zu seinem Tod um 1975 Werkstattleiter in Milanis Betrieb. Rückblickend war er der Begründer der veroneser Rahmenbauschule, deren Tradition heute von Rahmenbauern wie Pietro Pietricola fortgeführt wird.
Etwa um 1975 lernte der 18-jährige Dario Pegoretti ein Mädchen aus Verona kennen. Ihr Vater war Gino Milani, der Darios Talent erkannte und ihn in sein Sportgruppe (G.S. Milani) aufnahm. Dario war zu dieser Zeit ein guter Amateur, der einige regionale Rennen in der Juniorenklasse auf einem 1972er Mario Confente Rennrad gewann. Gleichzeitig begann sich Pegoretti als Ladenjunge in der Milani Werkstatt etwas Geld dazu zu verdienen.
In Deutschland erlangt Milani eine gewisse Bekanntheit, da Sport Altmann in München von ca. 1975-1980 einige hundert Milani Rennräder importierte (in Italien wurden nur verhältnismäßig wenige Räder unter dem eigentlichen Milani Namen verkauft).