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Gino Milani - ein Virtuose aus Verona

Mein gestriger Fang. Vermutlich aus der ersten Produktionslinie unter dem Milani Namen. Ca. 1972+-1 Milani Specialissima. Es hat bereits die typischen Milani Merkmale. Schöner GF Gabelkopf, mit Milani Gabelverstärkung, Prugnat Muffen, zwei Schlitztretlager und Reynolds Geröhr. Decals im späteren 1973er Bianchi Stil.
 

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Re: Gino Milani - ein Virtuose aus Verona
Die Geschichte des Unternehmens "Milani Verona"

Die folgenden Informationen stammen von Beiträgen, Nachrichten und Emails von Dario Pegoretti (Beiträge aus den Foren: bdc-mag, VELOCIPEDE SALON), Steven Maasland (einem Freund des verstorbenen Dario Pegoretti), Alfredo Nicoletti, Lucio Malagnini und Ezio Grandis. Die gesammelten Informationen könnten von mir unter Umständen fehlerhaft zusammengesetzt worden sein.


1. Abschnitt (Nino Cavalieri und Gino Milani)

Die Geschichte von (Lui)gino Milani als Rahmenbauer beginnt nach dem 2. Weltkrieg. Gino Milani war ein Amateur, der in den 1940er Jahren mit seinem Freund Vittorio Malagnini an zahlreichen regionalen Rennen teilnahm. Nach dem 2. Weltkrieg begannen sowohl Gino als auch Vittorio eine Lehre als Rahmenbauer in der Werkstatt von Nino Cavalieri, in der sie für einige Jahre gemeinsam arbeiteten. Milani kannte Cavalieri bereits, da er als Amateur auf einem Rennrad von ihm fuhr.

Nino Cavalieri betrieb seine Werkstatt (Cicli Arena Cavalieri Verona) im Viertel San Michele am Stadtrand von Verona, in der er Fahrräder aller Art baute und reparierte, wobei er sich insbesondere dem Bau von Rennradrahmen widmete. Bereits in den Jahren vor dem Krieg wurde Cavalieri von vielen Veroneser Amateuren als der beste Rahmenbauer der Region angesehen. Sein eigenes Geschäft lief mit Höhen und Tiefen bis Mitte der 50er Jahre. Aufgrund der allgemeinen Absatzkrise auf dem Rennradmarkt sah sich Cavalieri gezwungen, auf den Bau hochwertiger Metallstühle auszuweichen (Columbus produzierte zu dieser Zeit nicht nur Rohre für Rennräder, sondern auch Rohre für Bauhaus-Möbelstücke).

Dem haupterwerblich Rahmenbau hat sich Nino Cavalieri vermutlich erst wieder Mitte bis Ende der 60er Jahre zugewendet, wobei er zusammen mit seinem ehemaligen Schüler Gino Milani als Geschäftspartner in einer gemeinsamen Werkstatt als Auftragsbauer hauptsächlich für Veroneser Amateure, kleine Marken im Raum Veneto und für Bianchi tätig war. Nach ein paar Jahren entschloss sich Milani den gemeinsamen Betrieb in San Michele gänzlich zu übernehmen, Cavalieri auszubezahlen und als Werkstattleiter anzustellen (von nun an Befand sich das Unternehmen „Milani“ offiziell in der Via Salieri 2; von den Mitarbeitern wurde es „la busa“ genannt).

Etwa um 1968 entschloss sich der ehemalige Bencini Fahrer Mario Confente Rahmenbauer zu werden. Mario stammte aus Montorio , einem Ort in der Provinz Verona, der an San Michele grenzt. Nach einer kurzen Einweisung im Rahmenbau durch Silvino Grandis, der in den 60er Jahren die Bencini Räder baute, entschloss sich Mario in der Werkstatt von Nino Cavelieri weitere Fertigkeiten im Rahmenbau zu erlernen. In seiner Anfangszeit baute Mario dann zunächst in Cavalieris Werkstatt für Bianchi und seine Ex-Bencini Teamkollegen, wie z.B. für Pietro Guerra (mittlerweile fuhr er für Salvarani), bis er sich endgültig 1970 mit eigener Werkstatt und Mitarbeitern als Auftragslöter von Faliero Masi selbstständig machte.

Unter Umständen wären heute die Namen Milani, Cavalieri und vielleicht auch Dario Pegoretti gänzlich unbekannt, wenn nicht Angelo Trapletti 1972 den wirtschaftlich angeschlagenen Bianchi Konzern übernommen hätte. Gino Milani und Nino Cavalieri gelang es Trapletti sowie seinen Berater Pietro Piazzalunga davon zu überzeugen, ihnen den Bau des neuen Bianchi Modells anzuvertrauen. Das neue Specialissima Professionale war ein großer Erfolg und wurde von dem wieder belebten Reparto Corse verwendet (Milani baute die Bianchi Reparto Corse Räder wahrscheinlich bis ca. 1979). Durch das Bianchi Campagnolo Team und Felice Gimondi erlangten Milani und Cavalieri auch außerhalb Veronas einen hervorragenden Ruf als Rahmenbauer. In den folgenden Jahren gewann Milani unzählige neue Kunden hinzu (Pinarello und Colnago sind die vermutlich prominentesten Bespiele). Er baute in den 1970ern Rahmen für bekannte Teams, wie z.B. Bianchi, Ijsboerke Colner (Colnago), Scic Bottecchia, Jollj Ceramica (Pinarello) usw.

Nino Cavalieri verblieb vermutlich bis zu seinem Tod um 1975 Werkstattleiter in Milanis Betrieb. Rückblickend war er der Begründer der veroneser Rahmenbauschule, deren Tradition heute von Rahmenbauern wie Pietro Pietricola fortgeführt wird.

Etwa um 1975 lernte der 18-jährige Dario Pegoretti ein Mädchen aus Verona kennen. Ihr Vater war Gino Milani, der Darios Talent erkannte und ihn in sein Sportgruppe (G.S. Milani) aufnahm. Dario war zu dieser Zeit ein guter Amateur, der einige regionale Rennen in der Juniorenklasse auf einem 1972er Mario Confente Rennrad gewann. Gleichzeitig begann sich Pegoretti als Ladenjunge in der Milani Werkstatt etwas Geld dazu zu verdienen.

In Deutschland erlangt Milani eine gewisse Bekanntheit, da Sport Altmann in München von ca. 1975-1980 einige hundert Milani Rennräder importierte (in Italien wurden nur verhältnismäßig wenige Räder unter dem eigentlichen Milani Namen verkauft).
 
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2. Abschnitt (Gino Milani und Dario Pegoretti)

Dario Pegoretti begann, wie bereits im 1. Abschnitt erwähnt, als 18 Jähriger in der Werkstatt von Gino Milani zu arbeiten (u.a. durfte er zunächst Gravuren auf Kettenblättern ausmalen und den Fußboden kehren). Seine ersten Schritte als Ladenjunge waren es „Geheimnisse bei den erfahrenen Rahmenbauern zu stehlen“ (die älteren Rahmenbauer erklärten ihr Vorgehen nicht, ließen ihn aber zusehen).

Neben Gino Milani und Nino Cavalieri, arbeite in der Werkstatt auch Bruno Ghini, ein alter Rahmenbauer, der zuvor bei Cicli Nicoletti baute). Nach einem Jahr war Dario voll und ganz in Milanis Werkstatt tätig. In den folgenden Jahren hörte Pegoretti auf Rennen zu fahren und beendete die weiterführende Schule. Im Anschluss war Dario für eine Saison Mechaniker des GIS Gelati Teams (wahrscheinlich 1978 für Pinarello).

Etwa um 1978-79 durfte er das erste Mal zusammen mit Milani die Teamrahmen für das Scic-Bottecchia Team bauen (in den Jahren zuvor baute Milani selbst die Teamrahmen, nach 1979 baute Pegoretti die Teamrahmen ohne Milani, u.a. für Battaglin und viele andere Fahrer). Im Jahr 1981 heiratete Dario Milanis Tochter und wurde anschließend 1982 Leiter des Betriebes.

In den späten 1970ern bis frühen 1980ern produzierte Milani mehr als 3000 Pinarello Rahmen im Jahr (dazu kamen noch Rahmen für Bianchi und Colnago).

Gino Milanis Betrieb hatte zu seiner Spitzenzeit (vermutlich Anfang-Mitte der 1980er) 13 Mitarbeiter und stellte 5000-10000 Rahmen im Jahr her.

Mitte der 1980er Jahre gelang es Pegoretti Milani zu überzeugen, eine WIG-Schweißanlage zu kaufen (bisher nutzte nur Stelbel in Italien diese Technik). In den späten 1980ern verwendete er viel Zeit mit der Entwicklung von Mountain Bike Rahmen. Dies trug 1987 Früchte, als eine Fahrerin des Milani Teams, Paola Pezzo (später gewann sie zweimal Olympiagold und einen Weltmeistertitel), den 3. Platz im Mountainbike Weltcup belegte.

Die erfolgreiche Zeit von Milanis Betrieb endete in den späten 1980ern abrupt, als sich Pinarello andere Auftragslöter suchte und der Mountain Bike Boom in den USA viele italienische Rahmenbauer arbeitslos machte. Mit dem Aufkommen günstiger amerikanischer Aluminium Rahmen ging die Nachfrage nach italienischen Stahlrahmen weiter zurück. Gino Milani verstarb 1990. Die folgenden Jahre schlug sich Pegoretti zunächst als selbstständiger Auftragslöter für einige Marken, wie z.B. Carrera und für den reparto corse von Pinarello und Carrera (Gründung von Pegoretti Dario cicli 1991) durch. Durch Anraten seines Freundes Giorgio Andretta (Eigentümer von Gita sporting goods) entschloss sich Pegoretti dann 1998 Rahmen unter seinem Namen zu verkaufen.

Laut Pegoretti hat sein Schwiegervater, Gino Milani, ihm die Grundlagen der Geometrie, Respekt und Hingabe für die Arbeit gelehrt. Milani war der größte Arbeitsorganisator, den er kannte (aus Milanis Sicht bestand die Kunst vor allem darin tausende Rahmen auf hohem Niveau zu fertigen). Prägend für Pegoretti war auch Vittorio Malagnini, der Rahmenbauer in Erbe und enger Freund von Gino Milani war.
 
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