Hochinteressant nach wie vor, was hier alles zur Sprache kommt!
Ich wollte auch noch ein paar Erfahrungen, Gedanken und Fragen einbringen, komme nur irgendwie nicht zu Potte bzw. es ist insgesamt zu viel. Versuche es daher in kleineren Portionen.
Ich bin seit gut sechs Jahren in einer Gruppe unterwegs, die allerdings lange nicht den Umfang der hier gezeigten Massenaufläufe hat. I.d.R. sind es 8-15 Teilnehmer, gelegentlich mehr. Stamm sind 6-10 Leute darüber hinaus kommen mal welche dazu und steigen auch wieder aus.
Fixer Treffpunkt, 1x die Woche 2h locker. Vereinsmitgliedschaft ist optional, erwünscht, aber keine Pflicht. Ab und zu mal nen gemeinsamen 100er an Wochenenden. Zwei Mehrtagestouren im Jahr.
Eine größere Breitensportveranstaltung im Jahr mit geführten Touren unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade für die Allgemeinheit. Da waren es dann auch mal 40 Leute, die wir zu fünft geguided haben.
Bei den wöchentlichen Standardrunden gibt es seit Jahren einen festen Gruppenführer, der die Touren so guided, wie es hier schon erwähnt wurde. Mehr oder weniger "frei Schnauze", an die jeweiligen Gegebenheiten, Besonderheiten (Wind, Wetter, ...) und den Stärken der Teilnehmer des Tages angepasst.
Das macht er richtig gut, keine Zweifel.
Wenn DER Guide nicht da ist, gibt's einen Vertreter, der das übernimmt. Aber wirklich nur dann.
Der Guide fährt dann in den meisten Fällen auch die ganze Zeit im Wind.
Eine lange gepflegte Radgruppe ist so ein bisschen etwas wie ein Garten. Kümmert man sich nicht drum, verwildert er (und stirbt). Vielleicht kommt ein neuer Gärtner, der Erfahrung nach eher nicht.
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Blöd wird's nur, wenn man dann nicht versucht, Nachwuchs heranzuziehen, eine Vertretungs- und Nachfolgeregelung zu treffen, obwohl menschliches Potenzial da wäre. Ergo den Bestand durch gelegentliche Neuanpflanzungen, Verjüngungsschnitte und Pflegemaßnahmen zu erhalten und zu fördern. Das ist bei uns ganz klar der Fall. Leider.
Im Gegenteil, irgendwie verschnarcht das ganze immer mehr. Ein Bier zum Abschluss der Rundfahrt war schon immer gern gesehen, das ist auch kein Problem. Mittlerweile scheint das aber zum Zweck der Zusammenkunft zu werden. Man steht dann nach 1,5h plötzlich bei irgendwem im Hof, ohne dass vorher einer ein Wort gesagt hat und dann ist Umtrunk.
Wenn einzelne Teilnehmer ab da noch nen Heimweg von 1,5h haben, potenziell in Dämmerung und Dunkelheit hinein, ist das aber absolute scheiße. Dann sollte man es von vornherein ansagen.
Die Kommunikation ist allgemein das ganz große Problem. Guide lässt sich überhaupt nicht in die Karten gucken. Es gibt vorher kaum Infos, wenn überhaupt. Selbst bei den 100ern oder auf den Mehrtagestouren. Grobe Windrichtung ist das höchste der Gefühle. Höhenmeter, Verpflegungsoptionen, geplante Pausen usw. Nix.
Den Älteren, die schon ewig dabei sind, schein das völlig schnurz zu sein. Die kommen halt und fahren mit. Für einen, der in den letzten zehn Jahren mit den technischen Möglichkeiten hinsichtlich Planung und Kommunikation erst angefangen hat, mutet das aber alles ziemlich strange an.
Es dauert Jahre bis eine Gruppe wirklich fluffig läuft, es dauert Wochen bis sie nicht mehr funktioniert.
Der beste Satz im ganzen Thread.
'Wir" hatten über all die Jahre keine echten Unfälle. Darauf bin ich tatsächlich etwas stolz. Bei neueren Gruppen im Ort scheppert es, gefühlt, im Wochentakt.
Das ist bei uns allerdings auch so. Toi toi toi.
Ich werde den Verdacht nicht los, dass der ein oder andere Chef seine Schäfchen mehr braucht als sie ihn.
Den Gedanken finde ich übrigens gar nicht so abwegig.
Zum Teil stecken sicherlich auch gewisse Bestrebungen dahinter, sich nach Möglichkeit unentbehrlich machen zu wollen.