Hallo Klaus,
wenn es je ernst gemeint war - ich bin mit ca. 50 Jahren vom Alltagsrad zum Rennrad gekommen, ohne vorher Sport betrieben zu haben. Mein Sohn hat mich, damals 18 Jahre alt, infiziert. Erst mit 64 - und enttäuscht vom Alu kam ich zurück zum gemufften Stahlrenner. Seit dem hat mich das Vintage-Fieber ergriffen. Seit 4 Jahren sammle und bastle ich also - und fahre oft und gerne, aber eben kurz, moderat, genussvoll und nicht wie du und andere bei rennartigen Events, das würde mir gesundheitlich schaden und ich hätte nur Frustrationserlebnisse. Die habe ich übrigens jetzt schon, wenn mich Jüngere überholen.
Demnach werde ich also schon ein Pseudo sein, obwohl ich weiß, wofür RR gebaut wurden und obwohl ich gerne schnell und schneller fahren würde (vor allem bergauf). Aber damit muss ich wohl - untrainiert von Jugend an wie ich mal bin - leben.
Nichts für ungut!
hallo jog,
das, das ist nach wie vor mein ernst.
dein weg zum rr ähnelt dem meinigen sehr stark, eigentlich nur mit dem unterschied, daß ich direkt auf gemufften stahl gestiegen bin. hab ja auch nichts anderes gekannt. zu der zeit als ich nicht anfing mit dem rennradfahren sahen die räder einfach so aus, weshalb für mich nach meiner zeit des nichtsports, ausschließlich ein aktuelles rad, von cellemals halt, in frage kam. das blech kam später, als ich bemerkte, daß meine räder vintage kram waren und ich damit nicht unbedingt durchs streusalz fahren sollte.
das wäre ja ansich nicht so schlimm, nur in immer kürzeren intervallen gehen die preise für ersatzteile und verschleißteile dank des hypes nach oben. da überlege ich mir dann schon ob ich die originalen superrecord hafteln aufs schnöde alu pressen soll oder nicht lieber doch die kurve volles brot nehme ..... ;-))
keine frage, mich kann man auch mit der kraft der jugend auseinander nehmen. davon lasse ich mich allerdings nicht mental ins ungute treiben. denn andrerseits bin ich auch ein zäher sack und wenn ich auf ankommen starte muss schon ein ganzes bündel von unbillen in der klinikpackung antreten um mich von meinem vorhaben abzubringen. ich war nie wettbewerbsfahrer oder überhaupt ein wettbewerbsmensch (daher vielleicht auch meine extensive, aktive no-sports-zeit), ich fahre meine siege immer gegen mich selbst raus.
egal was ich treibe oder getrieben habe, ich bin alles andere als ein perfektionist, ich will das immer so gut machen wie ich irgendwie kann und fange auch als spät- oder quereinsteiger gerne von vorne an oder arbeite das thema ab einem gewissen punkt von recht weit vorne auf. beim rennrad werde ich immer nur der rennradfahrer sein, nie der radrennfahrer. das hält mich nicht davon ab die basics mit meinen mitteln nachzuvollziehen.
damit zu den flandernbildern. die ronde und paris-roubaix sind die rennen welche mich von anfang an stark beeindruckt haben. mensch und maschine geeint im rüchsichtslosen kampf gegen die unbillen der natur und dem parcours. keine frage, das muß man erlebt haben, in seiner eigenen weise gelebt haben um sich zu trauen den mund aufzumachen. die schmerzen auf dem pflaster mit zum teil mehr als 15% steigung, das delirium auf nicht mehr endenden pavéabschnitten, den wunsch das rad in den acker zu schmeißen und sich ein taxi heranzuwinken zu übergehen, das gefühl wenn man trotz allen schmerzen und selbszweifeln ob seines tuns die ziellinie überfährt, die euphorie der letzten drei kilometer, und den rausch nach dem ersten glas bier im ziel.
es muß nicht flandern sein, es kann jedes x-beliebige ziel sein welches man sich fürs radfahren setzt und das man dann erreicht. das kann ein rennen sein oder irgendein hubbel nebenan den du eine zeitlang gemieden hast wie die pest und den du, quasi unter ausschluß der öffentlichkeit, ganz für dich alleine kleintrittst.
der schweiß auf dem oberrohr muß einfach sein. da darf es keine sorgen geben, daß er den lack ruinieren könnte. er ist ehrlich, hart erkämpft und auch wenn er erst nach 30 jahren eines fahrradlebens (oder 30 + x eines fahrerlebens) das oberrohr zerfrißt ist es eine auszeichnung, eine würde, die kerbe im horngriff des revolvers ....
es sei mir also gestattet, ab und an mal zu pieksen mund zu lästern wenn für die kleine turnschuhrunde im sonnenschein die epochale zugendhülle aus absurdistan gesucht wird.
gruß
klaus
ps. in flandern hab ich zerbrochene räder gesehen. ich habs mit dem klassiker gehfahren und werde es wieder mit dem neoklassiker tun, beides räder von hoher (wert-)einschätzung, jedes für sich unersetzlich, aber wenn sie mir in flandern auseinanderbrechen würden oder auf dem weg nach roubaix, dann wären sie für mich endgültig unsterblich. ich wäre nicht traurig.