Und ich bleibe dabei: wenn ich nicht aufgepasst habe oder nicht weiß, was vor mir passiert, dann darf ich nicht losfahren.
Das funktioniert m.M.n. per Definition nicht. Damit würde man ja 100%ige Sicherheit erwarten, die sich praktisch aber nicht umsetzen lässt (wie
100%-Anforderungen generell).
Beispiel: Angenommen, der LKW-Fahrer muss in "nur" fünf Spiegel schauen und tut das auch gewissenhaft (sagen wir mal 0.5sec/Spiegel). Dann liegen zwei Sekunden zwischen dem ersten und dem letzten Spiegel. In zwei Sekunden kann problemlos einer in den Gefahrenbereich kommen, den ich dann immer noch nicht gesehen habe.
Das Beispiel wirkt vielleicht etwas konstruiert, aber es soll nur zeigen, dass wir
100% nie erreichen und daher alle im täglichen Leben eine Schwelle finden, die wir erfüllen und dann das Restrisiko akzeptieren. Wo diese Schwelle nun liegt, ist aber völlig willkürlich und hängt von den äußeren Umständen ab (habe ich Zeit dafür, bin ich fokussiert genug, etc.)
Unangenehm wird es immer dann, wenn ich ein Risiko akzeptieren muss, bei dem anderen Leuten Schaden zugefügt wird. Aber wir als Radfahrer tun das auch ständig. Wir könnten ja auch immer "noch lauter" klingeln, "noch heller" leuchten, mit "noch mehr" Seitenabstand Fußgänger überholen usw. Dementsprechend liegt das einfach in der Natur der Sache.
OT, aber interessant: Das gleiche gibt es ja in der Technik auch. Wir sagen ja nicht, ein Flugzeug darf nie abstürzen, ein AKW darf nie explodieren, sondern lediglich, dass es nur alle 10 hoch X Betriebsstunden passieren darf. Anders geht es auch gar nicht.