@mimesn:
Dr. Coyote klärt auf
Generell: Die "Geiz-ist-Geil" Mentalität plus das (durch die Marketingmaschinerie geschürte) Verlangen alles haben zu müssen....ob mans nun braucht oder nicht.
Angefangen hat das ganze bei einem grossen, Unterhaltungselektronikmarkt (Korrektur, Danke Heshthot), der dies lauthals in seiner Werbung propagiert.
Dazu kommt noch die unterschwellig vermittelte Botschaft eines roten, Unterhaltungselektronikdealers (Korrektur !), wir wären blöd wenn wir da nicht kaufen würden.
Das zieht sich mittlerweile auf alle Ebenen des Konsums durch.
Kaufste deine Unterhosen, Socken, Faltreifen, Schlauchflicken, dein Waschmittel oder deine Haferflocken beim X anstatt bei Y biste doof, weils bei X 3 Cent mehr kostet.
Kommen wir zum ersten Punkt...der Preis ist heiss:
Aldi, Lidl, Penny sind grosse Ketten, die z.B. Raviolidosen in rauhen Mengen einkaufen und somit auch billiger anbieten können als Tante Emma, die im Monat 20 Dosen kauft gegenüber dem Discounter der 50000 Dosen kauft (als Beispiel)...in der Woche. Man muss kein studierter BWLer sein um sich ausrechnen zu können das die Discounterkette gnadelos unterhalb dem EK von Tante Emma liegt und selbst mit einem VK unterhalb von Tante Emma noch ordentlich Gewinn einstreicht. Und wird der Lieferant zu teuer...wählt man nen billigeren. Hauptsache der Nachschub rollt und die Kundschaft geht nicht zur Konkurrenz sondern kommt weiterhin in den eigenen Supermarkt und kauft die Ravioli dort.
Und zudem ist ein Supermarkt RIESIG. Und hat halt fast alles was das Werbungsversaute Herz begehrt. Die Tante Emma hat halt nur ne kleine Fläche und da gibts halt nur das nötigste. Und es ist bequemer alles an einem Ort zu kaufen als Geschäfte abzuklappern. Dazu aber später.
Ein weiterer Punkt ist, das die Nachfolge fehlte:
Viele Tante Emma's haben Kinder und die wollen nunmal nicht wie die Mama im Lädchen stehen weil sie sehen wie wenig Freizeit das bedeutet, weil man u.a. auch nach Ladenschluss zur Oma Hüppelmann fahren muss um ihr die Einkäufe zu bringen weil die nimmer gut zu Fuss is. Macht man ja für gute Kunden... Dann noch den Wareneinkauf erledigen und die Buchhaltung..alles per Hand (wir reden von den 50er-70er Jahren). Dann noch den Laden fegen , Schaufenster putzen. Morgens isses auch nicht nur mit dem Aufschliessen der Ladentür getan.
Ne, das war nix für die Kinder. Da lockten dann zb. die grosse Firmen in der grossen Stadt, die Autowerke zum Bleistift wo man (damals) viel Geld für einfache Fliessbandarbeiten bekam und geregelte Arbeitszeiten hatte. Urlaub gabs auch und es gab am Ende der Arbeitszeit auch noch ne Rente.
Das gabs als Tante Emma nicht (siehe oben, Arbeiten nach Ladenschluss, Buchhaltung etc.). Die musste für alles selber (vor)sorgen !
Ich kenn das selbst. Wir hatten eine Schreinerei, die mein Vater leider nicht mehr halten konnte. Das war bevor mit mir die Übernahme besprochen wurde. Damals war ich 5 und die Gründe sind anderer Natur.
Familiensituation Damals - Heute:
Ein weiterer Punkt ist, das heute beide Elternteile arbeiten gehen und die Mama nicht wie früher zuhause blieb, den Haushalt schmiss und eingekauft und gekocht hat während die WaMa wummerte und Wäsche wusch. Beide Elternteile müssen heute Arbeiten um die Familie ernähren zu können und auch finanziell abgesichert zu sein. Da red ich jetzt nicht von der neuesten Plasma-Glotze sondern um die Absicherung für die Rente und div. Zusatzversicherungen. Das muss auch erstmal bezahlt werden.
Bei vielen kommt noch dazu, das ein Häuschen abbezahlt werden muss.
Um dann die knappe Freizeit (im englischprachigen Raum gibts da den Begriff "quality-time"...wohl nicht zu unrecht) mit er Familie verbringen zu können, kauft man dann in einem Laden ein, der alles hat (Real: Einmal hin - alles drin) und klappert nicht einzelne Fachgeschäfte ab..Feinkost Erna, Weinhandel Palhuber & Söhne, Eisenwaren Schmidt, Nähbedarf Käthe Kruse, Audiotechnik D.Purple, Radsport-Fachgeschäft R. Altig...
Und: es ist halt bequemer, alles auf "einen Rutsch" zu kaufen und es liegt sicherlich nicht an den schönen Parkplätzen.
Zudem kommt noch dazu, das die Arbeitszeiten länger wurden und es sich keine Tante Emma erlauben konnte ihren Laden bist 20 Uhr geöffnet zu lassen (alleine schon wegen den Gesetzen damals nicht), denn sie musste den Arbeitstag noch nachbereiten (siehe oben). Es reicht mir zum Beispiel das ich in einen Supermarkt gehen kann der bis 20 Uhr (in garnicht mal so grossen Städten haben die sogar bis 24 Uhr auf oder rund um die Uhr !) auf hat aber hätte er nur bis 18 Uhr auf, hätte ich u.U. ein Zeitproblem !
Klar gings früher auch als die Läden nicht so lange auf hatten, aber..siehe Oben. Da war halt die Mama Hausfrau.
Das sind jetzt mal drei Punkte die meiner Meinung nach daran "Schuld" sind das es keine Tante Emma läden mehr gibt.
Meiner Meinung nach siehst Du zu sehr durch die Radbrille und projezierst alles auf Deinen Feind, den Autofahrer. So kommts mir halt grad vor.
Es ist aber jedem selbst überlassen im Discounter einzukaufen oder den (noch vorhandenen) lokalen Einzelhandel und die Fachgeschäfte zu unterstützen indem man dort das Angebot von Beratung UND Kauf in Anspruch nimmt. Ich für meinen Teil bring meine Räder lieber zum kleinen, gewissenhaften Radladen als in die Werkstatt einer Radkette oder geb meine Gitarren zum Service zum Instrumentenbauer anstatt in die Werkstatt von einem grossen Musikhaus.