Reg Dich mal ein bisschen ab, ok?
Wir können gerne eine Diskussion über die erforderlichen Kapazitäten des Gesundheitswesens führen, aber nicht in diesem Ton.
Ganz grundsätzlich glaube nicht, dass es Aufgabe der Bürger ist, das Gesundheitswesen möglichst nicht in Anspruch zu nehmen. Vielmehr ist es Aufgabe des Staates, es im Rahmen der Daseinsvorsorge am Laufen zu halten. Deshalb gibt es Kampagnen gegen Alkohol und Rauchen, aber es ist eben nicht verboten, so wie Risikosportarten nicht verboten sind. Und deshalb soll es bitte auch Impfkampagnen geben, aber keine Pflicht. In Bereichen wie der Pflege oder Betreuung ist es evtl. angemessen, davon abzuweichen, da bin ich unentschlossen.
Parallel müsste der Staat allerdings mal die Missstände im Gesundheitswesen angehen. Da ist meiner Wahrnehmung nach in all dem Krisenmodus genau
nichts passiert. Immer, wenn der Staat selbst was tun muss, versagt er kläglich und versucht es dann hinterher, auf Bürger und Wirtschaft abzuwälzen. Man darf die Exekutive damit nicht länger durchkommen lassen. Die haben's auch hier wieder versaut, und mit ihrer Untätigkeit rechtfertigen sie jetzt, wieder mal, den Druck auf andere.
Im akuten Pandemiefall ist alles anders, das ist mir schon auch klar. Eine plötzlich zunehmende Belastung kann das Gesundheitssystem evtl. nicht stemmen, und es ist weder möglich noch sinnvoll, kurzfristig Kapazitäten aufzubauen. Das war im letzten Frühjahr und über den Jahreswechsel der Fall. Da war das alles richtig. Und wenn es sich wieder abzeichnet, wird man in Sachen Kontaktbeschränkungen die Ungeimpften mehr in die Pflicht nehmen müssen, als die Geimpften.
Das ändert nichts daran, dass man das mit Augenmaß machen muss. Eine Pflicht der Bürger, Erkrankungen zu vermeiden, sehe ich nicht, und es würde mich interessieren, woraus Du das ableitest.
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Aber die ganze Impfdiskussion ist ja nur eine Facette der allgemeinen Frage: Wie viel Freiheit, die natürlich mit Verantwortung einhergeht, gewähren wir dem Einzelnen, und wie paternalistisch soll der Staat sein. Und dahinter steht: Was für ein Menschenbild haben wir? Betrachten wir die Bürger primär als dumm, gierig, faul, und sie müssen an die Hand genommen bzw. in den Hintern getreten werden? Ist das unser Menschenbild? Oder trauen wir ihnen zu und ermutigen sie auch, ihr Leben selbst zu gestalten, nehmen sie aber auch in die Pflicht, die Folgen davon zu tragen?