Die Macht der Like-Nadel
Ich glaube, dass - neben persönlichen und politischen Verwerfungen - die
sozialen Medien einen Teil der konservativen Publizisten in die Trollerei regelrecht hineingesogen haben. Es gibt ja tatsächlich einen Sog, wenn man die ungeheure Wucht des unmittelbaren Feedbacks in Echtzeit spürt.
Auch aus eigenem Erleben kenne ich die Macht der Like-Nadel. Wie die Reaktionen des Publikums als Bestätigung und Bestärkung des Weges verstanden wird. Wie man sich deshalb hinreißen lässt zu einem Social-Media-Populismus. Wie man sich auch total abseitige Kommentare schönzureden versucht, wenn sie bloß unterstützend daherkommen.
Man darf sich, auch das habe ich glücklicherweise gelernt, diesem Sog nicht mit Haut und Haaren ausliefern. Das schafft man aber nur, wenn man die Mechanismen der sozialen Medien begreift. Sonst geht man Facebooks technischer Erzählung auf den Leim, dass ein "Like" eine substantielle Form der Unterstützung sei. Das ist er nicht. Ein Like ist in den meisten Fällen ein situatives, digitales Gemeinschaftsgrunzen, dessen Bedeutung an der Grenze zum Nichts entlangtänzelt.