Radfahren in anderen Ländern

[Sale]

Heute: Kalifornien (USA)

Also ich als nicht wirklich bekennender Freund der Amerikaner bin ja doch nach jedem Besuch immer wieder einiger meiner Vorurteile beraubt und beginne sowohl Land als auch Leute mehr und mehr ins Herz zu schließen. Besonders angenehm wird es, wenn der Mietwagen mit der Chefin zurück zum Flughafen gefahren ist und man sich als armer Student ein Fahrrad leiht um die Gegend zu erkunden.
Die Bike Lanes in Silicon Valley sind überall präsent und durchaus sehr angenehm zu fahren.

Und ja, das ist tatsächlich eine Bike Lane und kein zusätzlicher Fahrstreifen. Das aufgemalte Symbol auf der Strasse kommt etwas später. Und trotz dieser Symbole findet man zusätzlich noch alle 100m den dezenten Hinweis, was es genau mit dieser Spur auf sich hat.

und so fand sich auch tatsächlich kein einziges geparktes Auto auf den vielen Kilometern Bike Lane, die ich mit meinem sackschweren Dreigangrad bewältigt habe.

Für den autoverwöhnten Amerikaner scheint es wohl so zu sein, dass er zwar mit einem Rad als Fremdkörper im Verkehr nichts wirklich anfangen kann, aber statt aggressiv darauf zu reagieren bleibt er wie so oft unheimlich gelassen. Ich wurde zu keiner Zeit in einer Kurve überholt auch wenn dort zwei Lastwagen bequem nebeneinander fahren konnten, sondern es wurde brav gewartet bis ich auf der geraden meine Bike Lane wieder habe.

Ich war wirklich sehr sehr positiv überrascht und zugleich unheimlich traurig mein Rennrad nicht dabei zu haben. Denn dort gibt es viele die auf dünnen Reifen unterwegs sind und es ist lustigerweise auch kein seltener Anblick eine Person in Jeans, T-Shirt und FlipFlops auf einem Carbon-Rennrad zur Arbeit fahren zu sehen.

Vielleicht gibt es ja andere Meinung zu Kalifornien oder Ergänzungen mit anderen Staaten und/oder Ländern.

LG
Alex

 

[krav]

Hi
Ich war letzte Woche mit dem Motorrad in Polen unterwegs und ich war überrascht über die ganzen Radwege die dort waren .
Ich war in der Gegend um Oppeln. Sehr positiv !!!!
Holgi

 

[Sonnengott]

Ich kann hier ein paar Erfahrungen aus erster Hand zu Israel hinzu fügen.

Der Straßenvekehr an sich erscheint hier deutlich chaotischer, wie anscheinend generell in südlichen Gefilden. Im Gegensatz zu Spanien oder Italien sind Radfahrer hier aber nicht unbedingt vorgesehen. Es existieren fast keine Radwege (mir sind insgesamt in mehreren Monaten erst vier Radwege begegnet), dennoch scheinen die wenigsten Autofahrer der Meinung zu sein, dass ein Fahrrad etwas auf der Straße zu suchen hätte. Die meisten Räder, die man hier sieht, sind Mountainbikes, mit denen die Leute bevorzugt auf unbefestigten Wegen außerhalb der Stadt unterwegs sind. In der Stadt sieht man sie meistens auf dem Fußweg. Hier kommt eine andere Besonderheit ins Spiel: Die Bordsteine sind etwa doppelt so hoch, wie man es aus Deutschland gewohnt ist, die abgesenkten Stellen etwa an Ampeln oder Zebrastreifen sind immer noch so hoch wie ein nicht abgesenkter deutscher Bordstein.

Die Qualität der Straßen ist sehr unterschiedlich. Hauptstraßen sind meist sehr gut in Schuss und von da her angenehm zu befahren, während Nebenstraßen oft in fürchterlichem Zustand sind. Überhaupt bleibt einem zumeist nichts anderes übrig, als Hauptstraßen zu befahren, da Nebenstraßen meist nur zum nächsten Ort führen und dort enden. Die großen Hauptstraßen sind stark befahren, haben aber sehr breite Spuren, meist zwei pro Fahrtrichtung und im Normalfall einen Seitenstreifen, der fast so breit wie eine Fahrspur ist. Die reine Existenz solcher Seitenstreifen führt leider dazu, dass vom Radfahrer erwartet wird, diese anstatt der Fahrbahn zu benutzen. Dies ist aus mehreren Gründen nicht ratsam. Zum einen werden anscheinend nur die Fahrbahnen gesäubert, die Seitenstreifen sind über lange Strecken reine Ansammlungen von Sand, Kies, Scherben und Überresten früherer Unfälle. Auch immer wieder beliebt sind einzelne Schrauben oder Nägel.
Aber selbst bei sauberen Seitenstreifen gäbe es das Problem, dass man sich den Autos komplett unterordnet und bei jeder Ampel, Abzweigung oder sonstigen Verengung, an welcher der Seitenstreifen wegfällt, den nachfolgenden Verkehr (auch Rechtsabbieger, wenn man selbst geradeaus will) abwarten muss, da die allerwenigsten auch nur in Betracht ziehen, dem Radfahrer den Platz zum Einscheren zu bieten.

Traurig ist daher, dass die große Mehrheit der Radler, auch Rennradfahrer, demütig den Schwanz einziehen und sich immer ganz nah an der Leitplanke halten. Neulich bin ich jemandem mit einem schönen Rennrad begegnet, der statt der breiten (zu dem Zeitpunkt ausnamsweise ziemlich leeren) Hauptstraße lieber eine wenige Meter entfernt parallel verlaufende Seitenstaße nam, an deren Ende er eine Treppe hoch steigen musste, um auf den Fußweg der Hauptstraße zu gelangen. Diesen fuhr er bis zu seinem Ende (etwa 20 Meter) weiter und wechselte dann nicht etwa auf die Straße, sondern auf den unbenutzten Parkstreifen. Während dieser Aktion kamen ganze zwei Autos an ihm vorbei.

Fazit zu Israel als Radfahrland: Landschaftlich schön, aber verkehrsmäßig nervtötend. Dies trifft zumindest auf den Norden (Haifa und Umgebung) zu, wie es etwa in Tel Aviv oder Jerusalem und Umgebung ist, kann ich nicht beurteilen.

 

[MonteCarlo]

Tel Aviv und Netanja (ich hoff ich habs richtig geschrieben) ist es genauso schlimm mit dem Verkehr. Da werden aus 3 Spuren gerne mal 5 gemacht.
Und Jerusalem ist erstens total mit Touris überlaufen und zweitens vom Verkehr her ähnlich.
Trotz allem habe ich bei Taufstelle am Jordan zwei Reiseradler mit alten Eddy Merckx (aus den 70ern??) gesehen. Die sind mit ihren uralten Stahlrennern und Gepäck durch Israel getourt
Landschaftlich und von der Natur her wunderschön, aber nicht fürs Radfahren gemacht.

 

[Kaputtnik]

Habe neulich "Einmal um die ganze Welt" von Colin Angus gelesen. (Weltumrundung mit Fahrrad und Ruderboot).
Da hat sich der kanadische Autor beschwert, wie besch***ssen Westeuropa aus Radfahrersicht sei, verglichen mit dem Rest der Welt.