So ich habe mir mal eure Meinungen zu Gemüte geführt und stelle fest, dass die meisten zum ganzen Thema doch ähnlich eingestellt sind wie ich und freue mich über den regen Austausch. Natürlich ist es so wie
@Taushof1234 . schrieb, dass man meine Fragen nicht pauschal beantworten kann. Das wollte ich so auch gar nicht. Aus diesem Grund habe ich dieses Thema auch nicht als Umfrage hier eingestellt.
In Summe würde ich sagen, nicht überraschend, zu Frieden mit der jetzigen Situation ist keiner.
Für mich entsteht der schlechte Zustand der Radwege und deren Image bei uns sportlicheren Radfahrern im Endeffekt aus der Stellung des Radfahrens in unserem Land. Warum werden Radwege so schlecht geplant, gebaut und gepflegt. Weil sie einfach überhaupt keine Priorität haben.
Meist ist es doch so, es gibt eine Straße von a nach b und weil der Radverkehr auf dieser stört, oder die Bürger sich über das Risiko auf eben dieser Rad zu fahren beschweren, wird irgendwie ein Radweg daneben gezimmert. Dieser wird zwar gerne noch mit baulichen Hindernissen versehen um die Radfahrer zu "schützen" aber selten ausreichend dimensioniert. Den Radweg mit engen Kurven zu versehen, möglichst etliche male über die a nach b Straße zu führen ist kein Problem, eine Randbemalung, regelmäßige Pflege und Wartung aber schon.
Eine ordentliche Anbindung solcher Radwege an das Straßensystem existiert in unserem Land genauso wenig wie eine überregionale vernünftige Radnetzplanung. Im Autoverkehr undenkbar. Aber radfahren, wer braucht das schon... Gerne schmückt man sich in der (Lokal)Politik damit, einen neuen Radweg gebaut zu haben, aber wie dieser ausgeführt ist und wie er in schon wenigen Jahren aussieht, ist nicht wichtig.
Bei vielen von euch habe ich gelesen, dass ihr einen Radweg nutzt, wenn ihr ihn und seinen Zustand kennt. Man stelle sich das mal für Autofahrer und Landstraßen vor...
Was das "Autofahrer sind von Radfahrern genervt Argument" betrifft, als Radfahrer bin ich auch öfters von Autos genervt, spreche Ihnen aber deswegen nicht ihre Daseinsberechtigung auf der Straße ab. Und überhaupt, ich bin ja auch Autofahrer und rege mich hin und wieder über Radfahrer auf, aber das eigentliche Problem dabei ist selten das Verkehrsmittel, sondern meist dessen Benutzer. Dieser kann Auto fahren, Rad fahren, zu Fuß gehen oder sonst wie am Verkehr teilnehmen, er bleibt meist trotzdem jemand, über den man sich aufregt. Menschen die sich aber nur deshalb über Radfahrer aufregen, weil dieser eben Rad fährt, denen kann man wohl eh nicht mehr helfen.
Einen vorhanden Radweg (selbst den super tollsten) nicht zu nutzen ist für mich auch nicht automatisch asozial oder egoistisch. Um so zu urteilen, müsste ich den genauen Grund des einzelnen hierfür kennen. So mancher Autofahrer geht dann ohne diesen Gedankengang den nächsten Schritt zur Nötigung/Beleidigung/Lebensgefährdung. Nahezu jeder Radfahrer hat das schon erleben dürfen.
Die Egoismusschiene, dem Radfahrer vorzuwerfen, er nutzt den für sich günstigeren Weg und behindert so den Autoverkehr, finde ich schon speziell und auch einseitig. Andersherum könnte man genauso Egoismus vorwerfen.
Meine persönliche Einstellung zu Radwegen und der Benutzungspflicht ist im Endeffekt nahe an der von
@taunuskriecher . Auch wenn ich die Absolutheit und irgendwie auch Radikalität nicht teile. Aber als Kompromiss fände ich passend: Alle die sich sportlich bzw. schneller mit dem Rad bewegen, dürfen und sollen auf der Straße fahren und sind unbedingt als vollwertige Verkehrsteilnehmer zu betrachten, wer nur spazieren fährt, nicht ganz sicher auf dem Rad ist, oder einen Familienausflug unternimmt, darf dies auf dem dann als Fußweg neben der Straße deklarierten Weg tun. Unsere Gesellschaft darauf einzustimmen dürfte natürlich sehr schwer werden. Allerdings kommen mit immer weiter gehenden Fahrassistenten und dem irgendwann autonomen Fahren sicher in Zukunft noch einige ganz unerwartete Wendungen im Straßenverkehr.
Eine Sache zum Thema Radnetzplanung ist mir bei meiner längeren Halbdeutschlandtour noch aufgefallen: Entlang der ICE-Strecken existiert sehr häufig ein an und für sich auch für Radfahrer gut nutzbares Wegenetz in direkter Linie zwischen Großstädten. Diese Wege gehören der Bahn und sie werden für die Wartung/Überwachung und sicher auch als Rettungswege benötigt. Es wäre nicht viel Mehraufwand nötig, diese Wege zu einem Verbindungsnetz für Radfahrlang-/pendelstrecken zu machen ohne ihren momentanen Zweck zu beeinträchtigen...