Eigentlich ist alles schon geschrieben - trotzdem, weil mir das Thema am Herzen liegt.
Es gibt schon Situationen im Wirtschaftsleben, in denen ein Finanzierungsmodell in der Gesamtbetrachtung va bei Investitionsgütern vorteilhaft ist. Da geht es um Kosten von Eigen- ggü. Fremdkapital, leverage-Effekt, steuerliche Aspekte und dergleichen. Das tritt für uns "Normalos" und bei Konsumgütern aber idR nicht zu. Daher würde ich das nicht pauschal als Argument anführen.
Eine Ausnahme kann beim Fahrrad ein Leasing über die diversen Jobrad-Anbieter sein. Leasing ist für Privatleute meist ganz ungünstig, weil viele Leute die Hand aufhalten (finanzierende Bank, Leasinggesellschaft, Vermittler), allerdings kann das steuerlich attraktiv sein (sog. Entgeltumwandlung). Aber auch hier ist Vorsicht geboten und genaues Prüfen angesagt (s. zB den langen Thread dazu), weil man zB den Bruttolistenpreis versteuern muss und weil meist auch der Bruttolistenpreis als Finanzierungsgrundlage angesetzt wird, d.h. es gibt keinen Preisnachlass.
Zur Bildungssituation und zum gesellschaftlichen Einfluss: leider gibt es in der Tat bereits zu viele überschuldete Jugendliche bzw. junge Erwachsene, die - obwohl eigentlich vom Gesetz geschützt - schon mit einem Batzen Schulden ins Leben starten. Oft kommen diese aus überschuldeten Elternhäusern, aber auch der "peer Pressure", d. h. Druck von Gleichaltrigen zu teuren Konsumgütern spielt eine wesentliche Rolle, also das "Mithaltenwollen". Daher finde ich es schon gut, dass in Schulen versucht wird, hier etwas mehr "Financial literacy" zu vermitteln, die teilweise im Elternhaus und im sozialen Umfeld einfach fehlt. Es gibt auch in der Psychologie relativ umfangreiche Untersuchungen, dass ein Glücksgefühl nach einem Kauf sehr schnell nachlässt und man dann wieder einen neuen "Impuls" braucht, wenn man sich Glück "erkaufen" will durch Konsum. Das Glücksgefühl lässt bei einer Finanzierung dann aber ggf. schnell nach, die Raten bleiben. Ich habe vor Jahren mal eine Weile lang in einer Bank gearbeitet - ihr glaubt nicht, wie viele Kunden (v.a. junge Erwachsene) es gab, bei denen der Lohn durch Miete und die vielen Ratenkäufe und Kleinkredite eigentlich schon weg war und sich eine Schuldenspirale aufgebaut hatte. Dann ging die Waschmaschine kaputt, das Konto war weit überzogen und die Not sehr groß.
Natürlich wird kaum jemand eine Immobilie bar zahlen, das würde ich eher als "privates Investitionsgut" ansehen, auch bei Eigennutzung, aber bei Konsumgütern die man doch auch immer wieder mal ersetzen muss wie Handy, Spielkonsole und mE auch bei Möbeln und Elektrogeräten hat eine Finanzierung große Nachteile. Man zahlt fast immer sehr hohe Zinssätze und die Gefahr ist groß, dass man schon wieder neue Käufe tätigen muss bevor die Finanzierung ausgelaufen ist und die Schulden so immer mehr werden. Ich würde sogar (ich weiß das sehen viele anders!) das Auto eher als Konsumgut sehen, weil es nach ein paar Jahren nix mehr wert ist. Ich fahre da lieber ein altes und bescheidenes Auto, das aber bezahlt ist.
Obwohl ich ein überzeugter Verfechter der n+1-Prinzips bin muss ich aber eingestehen, dass das Fahrrad schon deutlich mehr Konsum- als Investitionsgut ist. Daher würde ich das auch beim Fahrrad vermeiden.
Sorry für den langen Monolog...