... Rohentwurf. Grob über Ehrwald/Axams/Matrai/Sterzing/St.Leonhard/Meran/Ultental/Lago Giustina/Molveno
OT, kleiner Exkurs: die DAV-Sektion München-Oberland bietet seit vielen Jahren auf der Reise- und Freizeitmesse F.RE.E. in München einen sogenannten "Tourenberatungsstand für Alpenüberquerungen" an. Ursprünglich war das mal als ein Serviceangebot für MTB-Alpencrosser gedacht und ich stand da die letzten Jahre (Corona mal ausgenommen) immer wieder als "Experte" hinter dem Desk.
Was uns dort natürlich nicht verborgen blieb, ist dass der Schwerpunkt der Ratsuchenden sich in den letzten Jahren deutlich verändert hat: Inzwischen wollen Radreisende vermehrt mit Gravel, Bikepacking oder E-Bike unterwegs sein, oder sie suchen nach leichten, sie nicht überfordernde Routen. Oft fallen Schlagworte, wie "Ausschlusskriterium Schiebepassagen" oder "kinder- bzw. anhängerfreundlich".
So sehr ich den Wunsch nach einer Schotterstrecke nachvollziehen kann, so unrealistisch ist dies im Alpenraum. In gebirgigen Regionen, zu denen der Alpenraum nunmal gehört, ist man entweder beim Weg des geringsten Widerstands in Tälern unterwegs, wo im Grunde fast alles geteert ist, oder die sich in die Höhe schraubenden Waldstraßen sind so steil, dass sie mit einem Gravelbike zur Tortour werden.
Das oben skizzierte Streckenstenogramm folgt im wesentlichen der Marvin-Transalp und ja, da hat's viel Schotterstraßen und mit der Brenner Grenzkammstraße sogar eine wunderschöne! Ich weiß aber aus eigener Erfahrung, auch mit geführten Gruppen, dass selbst auf Mountainbikes viele Teilnehmer relativ schnell an ihre Grenzen kommen, wenn es auf einer der vielen "Rodelbahnen" bergwärts geht. Wenn mein Blick dann auch noch auf das hier vorgestellte Bike mit seinen Felgenbremsen fällt, dann wird mir beim Gedanken an eine der vielen Abfahrten gleich schlecht.
Das soll nun nicht heißen, dass man es nicht machen kann - für meinen Teil aber bin ich zum Urteil gelangt, dass es deutlich weniger Spaß macht als mit einem MTB.
Ich bin der Meinung, dass sich andere Regionen wesentlich besser zum graveln eignen, nämlich Mittelgebirge. Namentlich der Bayerische Wald, der Schwarzwald, die Vogesen, der Jura, der Apennin, die Toscana oder (demnächst Ende März für mich aktuell) das Piemont (Langhe und Roero). Man muss ja nicht gleich bis an den Südrand der Pyrenäen reisen, wo zwischen Girona und dem Baskenland ein wahres Gravelparadies besteht, aber bei der Suche nach einer schönen Mehrtagestour sollte man den gewohnten Blick verlassen und über den Tellerrand schauen: Graveln lässt sich in den Mittelgebirgen oder im Voralpenraum viel besser als in den Alpen. In den Alpen ist es immer ein Kompromis, nicht Fisch noch Fleisch.